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Bret Easton Ellis: Identität von Medien und Öffentlichkeit kreiert

11. März 2006
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Bestsellerautor Bret Easton Ellis sieht seine Identität stark von der medialen und öffentlichen Aufmerksamkeit konstruiert. "Wenn man berühmt ist, kann das eigene Selbstbild schnell von außen in Beschlag genommen werden. Man beginnt, die Kontrolle darüber zu verlieren", sagte der amerikanische Kultautor in einem dpa-Gespräch in Köln. "Meine wahre Identität ist eben nicht die, über die in Zeitungen oder Interviews zu lesen ist oder die andere in meinen Bücher zu entdecken glauben." Der mit provozierenden Romanen bekannt gewordene Autor ("American Psycho") stellte im Rahmen des Literaturfests lit.Cologne sein neues Buch "Lunar Park" vor.

Der neue Roman des 42-Jährigen sorgte mit seinem extrem autobiografischen Inhalt für rege Aufmerksamkeit. Doch nur weil ein Buch stark biografische Züge habe, bedeute dies nicht, "dass das meinem wahren Selbst entspricht", betonte der Autor. Besonders nach seinem Debütroman "Unter Null" über die Dekadenz seiner Generation, den er mit 21 Jahren innerhalb von acht Wochen im Drogenrausch geschrieben hat und der gleich zum Bestseller wurde, sei ein bestimmtes Bild von ihm von den Medien kreiert worden. "In der Presse wurde ich als der Partyboy herausgestellt. Ich fühlte mich aber nie so, sondern spielte danach nur diese Rolle, die von mir erwartet wurde. Stattdessen sah ich mich als Kritiker, nie als wirklicher Teil dieser Generation."

Sein neues Buch "Lunar Park" habe ihm vor allem geholfen, sich mit seiner Vergangenheit, insbesondere mit seinem Vater auseinander zu setzen. "Hier habe ich mich mit den Schatten meiner Vergangenheit, mit meinen Gefühlen konfrontiert", sagte der in Los Angeles lebende Schriftsteller. "Es war eine Art Exorzismus. Ich war so wütend auf meinen Vater. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich nach seinem Tod mit ihm versöhnen könnte."

Nun aber habe er eine Art inneren Frieden mit dem 1992 gestorbenen Vater geschlossen. "Das hätte ich auch früher wissen können. All das ganze Geld, das man zu den Psychiatern bringt, ist nichts wert im Vergleich zu der Auseinandersetzung, die man macht, wenn man am Schreibtisch sitzt und darüber schreibt."