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Weltwirtschaftliches Gewicht

16. August 2011

Brasilien, Russland, Indien und China sind in den letzten Jahren stärker gewachsen als die westlichen Industrieländer. Sie werden schon 2015 ein Gewicht in der Weltwirtschaft haben, das dem der G7 in nichts nachsteht.

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BRIC-Treffen in China 201 (Foto: AP)
Bild: AP

Es sind unsichere Zeiten für die Weltwirtschaft. An den Kapitalmärkten geht es drunter und drüber. Die USA, aber auch die europäischen Staaten ächzen unter ihrer Schuldenlast. Die amerikanische Wirtschaft lahmt und auch die europäischen Volkswirtschaften – mit Ausnahme der deutschen – geben keinen Anlass, optimistisch in die Zukunft zu sehen.

Droht gar die Gefahr einer neuen weltweiten Rezession? Das, so sagt Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, hänge entscheidend mit davon ab, wie sich die so genannten Emerging Markets entwickeln, allen voran die BRIC-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien und China. Sollten diese Länder von schwerwiegenden nationalen Verwerfungen und national begründeten Krisen verschont bleiben, dann seien sie die Handelsriesen von morgen: " Und das ist nicht in allzu weiter Ferne", sagt Hüther. Nach Meinung des Ökonomen werden die BRIC-Staaten bereits im Jahr 2015 fast 30 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung erbringen und damit die EURO-Zone deutlich überrunden: "Diese kommt dann nur noch auf 13 Prozent, wir waren 1995 bei 20 Prozent."

Shanghai World Financial Center (Foto: dpa)
Boomtown ShanghaiBild: picture-alliance/ dpa

Schwellenländer könnten Wachstumslokomotive werden

Mit ihrer Schubkraft könnten die Schwellenländer zu einer Wachstumslokomotive für die Weltwirtschaft werden. Denn sie kaufen weltweit immer mehr Waren ein und sie investieren kräftig in ihre Infrastruktur. Bereits in den Jahren 2002 bis 2010 haben die BRIC-Länder zwischen 12 und 21 Prozent zum weltweiten Wachstum der Warenimporte beigetragen und damit – abgesehen von den Jahren 2004/2005 – sogar die USA übertroffen.

An dieser Entwicklung hat China einen maßgeblichen Anteil. Auf die Volksrepublik entfielen mehr als 60 Prozent des Importzuwachses: "Allerdings gilt auch darauf hinzuweisen, dass der Anteil der anderen drei BRIC-Staaten immer größer wird. Insbesondere Indien und Russland treiben", sagt Hüther.

Bereits im kommenden Jahr werden die BRIC-Staaten nahezu genauso viel in ihre Infrastruktur investieren, wie die Industriestaaten. Das ist beachtenswert, denn vor zehn Jahren war das Investitionsvolumen der Industrieländer noch mehr als viermal so hoch. Vor allem Deutschland profitiert von dieser Entwicklung.

Traditionelle deutsche Branchen sind gefragt

Turbinenbau (Foto: AP)
Deutschland ist wichtiger Lieferant von hochwertigen Maschinen, Fahrzeugen, Chemie- und ElektroproduktenBild: AP

Schon in den vergangenen Jahren hat die Bedeutung der Schwellenländer als Handelspartner Deutschlands rasant zugenommen: Während die deutschen Warenexporte von 2005 bis 2010 insgesamt um 21 Prozent stiegen, schossen die Lieferungen nach Brasilien, Russland, Indien und China um 107 Prozent in die Höhe. Es sind die traditionell starken deutschen Exportbranchen, die in den BRIC-Staaten punkten können, wie Michael Hüther weiß: "Rund 30 Prozent aller von den BRIC-Staaten aus Deutschland nachgefragten Waren entfallen auf den Maschinenbau, 22 Prozent auf den Fahrzeugbau, 17 Prozent auf die Elektroindustrie und 15 Prozent auf die Erzeugnisse der Chemischen Industrie."

Im vergangenen Jahr verkauften deutsche Firmen Waren im Wert von rund 100 Milliarden Euro in die BRIC-Staaten. Das ist ein Drittel mehr, als das Exportvolumen in die USA betrug. Die deutsche Wirtschaft will aber nicht nur über den Export vom Boom der Schwellenländer profitieren. Aus einer Umfrage, die das Institut der Deutschen Wirtschaft im Frühjahr dieses Jahres durchgeführt hat, geht hervor, dass auch immer mehr deutsche Firmen in den BRIC-Staaten investieren wollen. Mehr als ein Viertel der gesamten Auslandsinvestitionen soll bis 2015 in diese Länder fließen.

Autorin: Sabine Kinkartz
Redaktion: Monika Lohmüller