1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Brief im Internet" soll im Sommer starten

3. März 2010

Einfacher, sicherer und vielleicht auch günstiger - die Deutsche Post AG hat auf der CeBIT ein neues Online-Produkt vorgestellt: den "Brief im Internet", der ab Juli 2010 online verschickt werden können soll.

https://p.dw.com/p/MIqC
Brief kommt aus dem Monitor eines Laptops (Foto: DW-Montage/bilderbox.de)
Ab Juli 2010 soll der "Brief im Internet" verschickt werden könnenBild: DW-Montage/bilderbox.de
Brief wird in gelben Postbriefkasten geworfen(Foto: AP)
Wird der Briefeinwurf bald überflüssig?Bild: AP

Was wird aus dem guten alten Papierbrief? Wenn es nach den Plänen der Deutschen Post AG geht, dann könnte die Bedeutung des Standardbriefes ab Juli noch mehr in den Hintergrund geraten. Denn der "Brief im Internet", wie er zurzeit offiziell von der Post bezeichnet wird, soll ab Sommer den Schriftverkehr zwischen Unternehmen, Behörden und Privatpersonen im Netz sicherer und günstiger machen.

Bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Computermesse "CeBIT" hat am Mittwoch (03.03.2010) Post-Briefvorstand Jürgen Gerdes in Hannover das neue Online-Produkt vorgestellt. "E-Brief", "Online-Brief" oder "Brief im Internet" - noch sind die Bezeichnungen für dieses Kommunikationsmittel nicht einheitlich, denn der offizielle Name steht noch nicht fest.

Preis für Versand noch unbekannt

Ebenfalls unklar ist auch, was der Versand einmal kosten könnte. Angaben zum Preis oder den Umsatzerwartungen der Post an das neue Angebot blieb Gerdes schuldig. "Das Preissystem wird erst unmittelbar vor dem Markteintritt vorgestellt." Experten gehen davon aus, dass der Versand von Internetbriefen günstiger als das Schicken eines Standardbriefs sein wird. Dieser kostet 55 Eurocent.

Ähnliches Vorgehen wie beim Onlinebanking

Laptop mit Online-Brief am CeBIT-Stand der Post (Foto: dpa)
Die Post setzt auf den neuen Online-BriefBild: picture-alliance/dpa

Das Online-Brief-System soll für die Kunden ähnlich funktionieren wie das Online-Banking: Der Nutzer geht zur Postfiliale, legt seinen Personalausweis vor und lässt sich für das neue System freischalten. Dann kann er auf einer sicheren Plattform mit anderen registrierten Nutzern online "Briefe" austauschen. Die Post garantiert für ihr System das Briefgeheimnis. Spam-Fluten wie im Internet will der Konzern verhindern.

Wenn der Adressat des Briefes nicht beim Online-Dienst angemeldet ist, druckt die Post den Brief aus, steckt ihn in einen Umschlag und stellt ihn wie einen gewöhnlichen Brief zu. Dieses Modell soll das Angebot vor allem für Geschäftskunden und Behörden attraktiv machen, weil diese sicher sein können, dass ihre Nachricht den Empfänger auf jeden Fall erreicht.

"Das Interesse der Geschäftskunden ist schon vor der Markteinführung enorm", sagte Gerdes in Hannover. Nutzen will das System unter anderem der Automobilclub ADAC, der allein fast 17 Millionen Mitglieder hat. Vom Internetbrief sollen auch Lottospieler in Hessen profitieren, die ihre Spielaufträge damit künftig online aufgeben können. Weitere Partner sind die Investmentgesellschaft der Sparkassen, die Dekabank sowie mehrere Versicherungen.

Gräbt sich die Post selbst das Wasser ab?

Der Manager fügte hinzu, dass Unternehmen mit dem neuen Dienst viel Geld sparen könnten, da die Kosten für Druck und Umschlag wegfielen. Und Gerdes hegt noch größere Pläne. Wenn das System erst einmal stehe, könnten damit auch kleinere Rechnungen bezahlt werden.

Der Erfolg wird aber angezweifelt. Analysten zufolge ist nämlich fraglich, ob die Post tatsächlich genug Kunden findet - und ob sie nicht mit zu günstigen Online-Tarifen ihrer Brief-Sparte selbst das Wasser abgräbt. Außerdem droht starke Konkurrenz: Die Bundesregierung testet zurzeit ein ähnliches Projekt namens "De-Mail". Die Post hatte an der De-Mail-Entwicklung zunächst mitgearbeitet, ihren neuen Internetbrief dann aber als Konkurrenzprodukt weiterentwickelt. Ob die verschiedenen Dienste miteinander kompatibel sein werden, ist bislang unklar.

Autorin: Marion Linnenbrink (afp, rtr)
Redaktion: Julia Elvers-Guyot