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Ein ungleiches Paar

Joscha Weber9. August 2012

Der Finalsieg in London war die Krönung – Gold im olympischen Beachvolleyball-Wettbewerb. Julius Brink und Jonas Reckermann haben Historisches erreicht – obwohl sie völlig unterschiedliche Typen sind.

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Jonas Reckermann (r.) und Julius Brink (Foto:Petr David Josek/AP/dapd).
Bild: dapd

Schon als die Olympia-Medaille sicher war, lagen sich beide erschöpft in den Armen. Alle Viere von sich gestreckt im Sand vor der eindrucksvollen Kulisse der Horse Guards Parade konnten Julius Brink und Jonas Reckermann ihr Glück kaum fassen: Nach dem Halbfinalsieg gegen die Niederländer im Flutlicht war ihnen Silber bereits sicher und der Eintrag in der deutschen Sporthistorie: Denn dies hat hierzulande noch kein Beachvolleyball-Duo geschafft. Und dann kam noch die Steigerung: Der Endspielsieg gegen ihre brasilianischen Angstgegner Alison Cerutti und Emanuel Rego – der Gold-Triumph von London war perfekt. Es ist der Höhepunkt einer extrem erfolgreichen sportlichen Verbindung.

Bereits im ersten gemeinsamen Jahr Weltmeister

Seit 2009 sind sie ein Beachvolleyball-Paar und von Beginn an ein sehr harmonisches: Nach nur wenigen Monaten gemeinsamen Trainings wurden Brink und Reckermann im norwegischen Stavanger bereits Weltmeister. Es folgten 2011 und 2012 zwei Europameistertitel sowie stetig steigende Popularitätswerte – gerade beim jungen Publikum, das auf den Tribünen der Beachvolleyballturniere eindeutig dominiert. Für viele von ihnen wirkt es einfach nur cool und lässig, was Brink und Reckermann da in Badeshorts auf dem Sandplatz zeigen. Doch dahinter steckt harte Arbeit und minutiöse Planung.

Julius Brink schlägt den Ball rüber auf Ricardo Santos, während Jonas Reckermann zusieht (Foto:Dave Martin/AP/dapd).
Seit 2009 ein eingespieltes Team: Brink und Reckermann zeigten im Sand von London exzellente LeistungenBild: dapd

Alles war von Beginn an auf London ausgerichtet: Eine Medaille als Kulminationspunkt ihres Dreijahresplans. Dafür haben beide in den vergangenen Monaten hart und systematisch Kondition sowie Technik trainiert – und Rückschläge wegstecken müssen. Im April beim Training in den USA fiel Jonas Reckermann unglücklich auf die Schulter, die schmerzte und entzündete sich. Erst knapp zwei Monate vor Olympia konnte das Team sein Comeback geben. Doch Reckermann blieb ein Wackelkandidat: Mit Eisbeuteln kühlte er noch während der olympischen Vorrundenmatches seine Schulter und fing sich zudem eine Erkältung ein.

Blitzschnelle Reaktionen und Monsterblocks

"Bei ihm wäre ich mehr beunruhigt, wenn er nicht irgendwo ein Kinesiologie-Pflaster oder sonst etwas gegen irgendein Leiden hätte", scherzte Reckermanns Kollege Brink gegenüber der "Süddeutschen Zeitung“. Letzterer gilt als der emotionalere, redseligere Typ der beiden. Auch auf dem Platz ist der 30-Jährige hörbarer als der eher ruhige Reckermann. Während Brink, der bereits als Kind deutscher Volleyballmeister wurde, ein sehr beweglicher Akteur mit Spitzenaufschlag und blitzschnellen Reaktionen ist, beeindruckt der drei Jahre ältere Reckermann durch seine Übersicht und seine "Monsterblocks“: Als baumlanger Kerl ist Reckermann eine Macht am Netz, an der kaum ein Gegner vorbeikommt. Gerade weil beide so verschiedene (Spiel-)Typen sind, scheint das Duo Brink/Reckermann so gut zueinander zu passen. Beide ergänzen sich nahezu perfekt auf dem Spielfeld. Im gesamten Olympiaturnier gab das Duo nur zwei Sätze ab – eine eindrucksvolle Bilanz.

Beachvolleyball vor der Kulisse der Londoner Horse Guards Parade (Foto: dpa)
Die Stätte ihres größten Erfolges: Die Beachvolleyball-Arena an der Londoner Horse Guards ParadeBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

Eindrucksvoll ist auch das Selbstbewusstsein, mit dem beide trotz Reckermanns Verletzungsmisere in das olympische Turnier gegangen waren: "Ich weiß nicht, was ich zu Hause zerstört hätte, wenn ich auf dem Heimweg nur meine Olympia-Akkreditierung um den Hals gehabt hätte“, sagte Julius Brink und machte damit das Anspruchsdenken des Duos klar. Auch nach Olympia wollen beide ihre sportliche Liäson fortsetzen: Brink und Reckermann bilden mindestens noch im kommenden Jahr ein Paar – und das ist gut so für den aufstrebenden deutschen Beachvolleyball.