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Abzug aus dem Irak

3. Juni 2007

Britische Militärchefs planen laut Medienberichten den Abzug aller britischen Truppen aus dem Irak innerhalb eines Jahres. Es gebe bereits einen Zeitplan, der den kompletten, einseitigen Abzug in vorsehe.

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Gordon Brown, der designierte Nachfolger von Premierminister Blair, im November 2006 bei einem Truppenbesuch in Basra, Quelle: AP
Gordon Brown, der designierte Nachfolger von Premierminister Blair, im November 2006 bei einem Truppenbesuch in BasraBild: AP
Britische Soldaten in Basra, Quelle: AP
Britische Soldaten in BasraBild: AP

Die Armeeführung Großbritanniens bereitet einem Zeitungsbericht zufolge den Abzug der britischen Truppen aus dem Irak innerhalb eines Jahres vor. Ein Zeitplan für einen einseitigen Rückzug Großbritanniens aus dem Irak solle dem künftigen Premierminister Gordon Brown vor dessen Amtsübernahme Ende Juni vorgestellt werden, berichtete der "Sunday Telegraph" am Sonntag (3.6.07). Bis Mai kommenden Jahres sollten alle britischen Soldaten abgezogen sein. Großbritannien sei nicht in der Lage, in Afghanistan und im Irak gleichzeitig Kriege zu führen, sagte ein britischer Offizier dem "Sunday Telegraph".

Verstärkung für Afghanistan

"Die Frage ist: Was geben wir auf? Die Regierung und die Verteidigungschefs haben entschieden, dass wir Irak aufgeben sollten", sagte der Offizier weiter. Es gebe einen allgemein akzeptierten Zeitplan, der einen vollständigen einseitigen Rückzug binnen zwölf Monaten vorsehe. Großbritannien reduziert in diesem Jahr offiziellen Plänen zufolge seine Truppenstärke im Irak von 7100 auf 5500. In Afghanistan soll die Zahl der Soldaten dagegen von 6000 auf 7700 erhöht werden. Bereits zu Jahresbeginn waren 1600 von 7100 verbliebenen britischen Soldaten aus dem Irak abgezogen worden. Bis Ende des Jahres sollen nach den damaligen Plänen noch 2500 Briten im Süden des Landes die Stellung halten.

Noch nicht alle führenden Militärs hätten den Zeitplan jedoch abgesegnet. Brown hatte sich kürzlich dagegen ausgesprochen, die britischen Truppen vorzeitig abzuziehen. Blair hatte einen konkreten Zeitplan zum vollständigen Abzug stets angelehnt. Er hatte US-Präsident George W. Bush im Irak-Krieg so rückhaltlos wie kein anderer Verbündeter der USA unterstützt und war deshalb im eigenen Land stark in die Kritik geraten. Seit Beginn der Invasion sind mehr als 140 Briten ums Leben gekommen.

Früherer US-Oberbefehlshaber pessimistisch

Der frühere Oberbefehlshaber der US-Truppen im Irak, Ricardo Sanchez, zeigte sich unterdessen pessimistisch über die Erfolgsaussichten der US-Truppen im Irak. "Ich denke, wenn wir politisch und wirtschaftlich die richtigen Dinge mit der richtigen Führung tun, können wir zumindest ein Patt retten", beziehungsweise eine Niederlage abwenden, sagte Sanchez der Nachrichtenagentur AFP. In seinem ersten Interview seit seiner Pensionierung vor einem Jahr gestand der Generalleutnant ein, dass die USA derzeit eine "Führungskrise" durchlebten. Dies beziehe er auf die gesamte politische und militärische Führung in den USA, nicht allein auf US-Präsident George W. Bush.

Sanchez hatte nach dem Einmarsch im Sommer 2003 das Kommando über die internationalen Truppen im Irak inne. In seine Ära fallen zwei wichtige Entscheidungen, die dem Aufstand gegen die Besatzungstruppen einen kräftigen Schub gaben: zum einen die Auflösung der irakischen Armee und zum anderen den Ausschluss von Mitgliedern der früheren Baath-Regierungspartei von Regierungsposten.

Sieben US-Soldaten getötet

Bei neuen Gewalttaten starben im Irak zahlreiche Menschen. Bei zwei Anschlägen in der irakischen Unruheprovinz Dijala kamen am Sonntag mindestens 15 Menschen ums Leben. In verschiedenen Landesteilen wurden sieben US-Soldaten getötet, wie die US-Armee am Sonntag mitteilte. Bei einem Luftangriff tötete die US-Armee im Bagdader Stadtteil Sadr City am Samstag vier mutmaßliche Extremisten, die gerade einen Raketenangriff vorbereitet hätten. US-Fallschirmjäger hätten weitere Verdächtige verfolgt und sechs von ihnen festgenommen.

Am selben Tag beschlagnahmte die US-Armee ein umfangreiches Waffenarsenal. Das Versteck mit 23 Raketen wurde in einem Viertel entdeckt, das von der Miliz des radikalen Predigers Muktada Sadr, der so genannten Mahdi-Armee, kontrolliert wird. (stu)