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"Hart Steuerbord" in Gibraltar

19. August 2013

Mitten im Konflikt mit Spanien um das Überseegebiet Gibraltar geht dort ein britisches Kriegsschiff vor Anker. Reines Routine-Manöver, versichern die Briten. Die EU will vermittelnd schon einmal Beobachter entsenden.

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Die britische Fregatte "HMS Westminster" läuft in Gibraltar ein (foto: AFP/Getty Images)
Bild: Marco Moreno/AFP/Getty Images

Im britisch-spanischen Streit um Gibraltar sind die Wellen schon oft sehr hoch geschlagen. Nachdem sich in den vergangenen Wochen auch die beiden Regierungen vehement in den Konflikt einschalteten, sorgt nun ein Marinemanöver für helle Aufregung: Mitten in die aufgeheizte Stimmung um das prestigeträchtige Überseegebiet hinein platzte am Montag die Landung eines britischen Kriegsschiffs im militärischen Teil des Hafens der Felsen-Enklave. Einwohner Gibraltars schwenkten britische "Union Jack"-Fahnen, spanische Fischer protestierten.

EU-Beobachter zum Affenfelsen?

Die Route der schwer bewaffneten "HMS Westminster", die unter anderem im Mittelmeer und im Persischen Golf an Marineübungen teilnehmen soll, war seit Langem geplant und mit Spanien abgesprochen. Zu der kleinen entsandten Flottille gehören ein Versorgungsschiff und andere Boote der Royal Navy. Die Londoner Regierung beteuerte noch einmal, der Zwischenstopp in Gibraltar habe nichts mit dem Streit um Fischereirechte in den umliegenden Gewässern zu tun.

Kampf um Beton - Schikanen an der Grenze

Noch am Sonntag hatten spanische Fischer mit ihren Booten gegen die Regierungen Gibraltars und Großbritanniens protestiert. Nachdem ihnen Patrouillenboote der britischen Küstenwache den Weg abschnitten, kehrten sie um. Die Wut der Fischer richtet sich gegen den Bau einer künstlichen Unterwasserbarriere aus 70 Betonblöcken im Juli, die angeblich eine Überfischung der Gewässer verhindern soll. Auf die Errichtung der Betonbarriere hatte Spanien mit strengeren Kontrollen an der Grenze zu Gibraltar reagiert, was täglich zu langen Staus führt und die Spannungen mit London verschärfte.

Die Europäische Union will auf Wunsch Großbritanniens Beobachter auf die Halbinsel schicken. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso verständigte sich darauf telefonisch mit Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy. Das Team soll so bald wie möglich überprüfen, ob bei den Grenzkontrollen die EU-Bestimmungen eingehalten werden und die Reisefreiheit nicht beeinträchtigt ist.

Der Regierungschef von Gibraltar, Chefminister Fabian Picardo, warf der spanischen Regierung ein Ablenkungsmanöver vor. Es sei offenkundig, dass sie "von eigenen Problemen ablenken möchte, nämlich ihren Korruptions- und Schwarzgeldskandalen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Spanien fahre in der Angelegenheit einen "Konfrontationskurs" und habe die diplomatischen Gesprächsfäden abreißen lassen, beklagte Picardo.

Eine sehr lange Geschichte

Im Jahr 1713 hatte Spanien Gibraltar dauerhaft an Großbritannien abgetreten. Seit langer Zeit fordert jedoch Madrid die Rückgabe des 6,8 Quadratkilometer kleinen Felsterritoriums an der Südspitze der iberischen Halbinsel. London will dies nur in Erwägung ziehen, falls die Bevölkerung es wünscht - die ist jedoch klar pro-britisch.

SC/qu (afp, dpa, APE)