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Britischer Fotograf David Hamilton ist tot

26. November 2016

Offenbar starb der 83-Jährige nach der Einnahme von Medikamenten an Herzversagen. Hamilton war durch Nacktaufnahmen von Mädchen berühmt geworden. Einige seiner Kindermodels warfen ihm zuletzt sexuellen Missbrauch vor.

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David Hamilton britischer Fotograf
David Hamilton auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2007 Bild: picture-alliance/dpa/F. Charmeux

Nach Angaben eines Vertreters der Rettungsdienste wurde die Feuerwehr am Freitagabend kurz nach 20.30 Uhr zu Hamiltons Wohnung in Paris gerufen, wo der Fotograf einen Herz-Kreislaufstillstand erlitten hatte. Eine Stunde später wurde er demnach für tot erklärt. In der Nähe seiner Leiche wurden Medikamente entdeckt.

Hamilton wurde in den 1960er und 1970er Jahren vor allem mit seinen mit Weichzeichner bearbeiteten Nacktaufnahmen von jungen Mädchen berühmt. Zu seinen bekanntesten Werken zählt aber auch der Erotik-Film "Bilitis" aus dem Jahr 1977. Seine Fotobücher wurden millionenfach gekauft. Später, um die Jahrtausendwende, begannen seine Arbeiten aber für Kontroversen zu sorgen. Einige bezeichneten sie nun als verstörend, um Hamilton wurde es still. "Meine Arbeit hat nichts mit der Vulgarität unserer derzeitigen Epoche zu tun", verteidigte sich der Brite noch im Jahr 2015 in einem Interview mit dem Promimagazin "Gala".

"Ich habe nichts Ungehöriges getan"

Erst in den letzten Wochen tauchte sein Name wieder in den Medien auf. Einige seiner damaligen Models erhoben schwere Anschuldigungen gegen ihn: Demnach soll er sich an ihnen vergangen haben, als sie noch minderjährig waren. Auslöser der jüngsten Kontroverse war ein Buch der französischen Fernsehmoderatorin Flavie Flament, in dem sie - ohne Namensnennung - schildert, wie sie als 13-Jährige am Rande eines Foto-Shootings von einem international bekannten Fotografen vergewaltigt wurde.

Szenenfoto aus dem Hamilton-Film "Bilitis" aus dem Jahr 1977 (Foto: picture-alliance/akg-images)
Szenenfoto aus dem Hamilton-Film "Bilitis" aus dem Jahr 1977 Bild: picture-alliance/akg-images

Nachdem daraufhin drei weitere ehemalige Models ähnliche Vorwürfe erhoben, bestätigte die inzwischen 42-Jährige Mitte November, dass es sich um Hamilton gehandelt habe. Wegen Ablauf der Verjährungsfrist bei derartigen Vergehen habe sie seinen Namen nicht genannt, weil sie eine Verleumdungsklage befürchtet habe, sagte sie. Hamilton bestritt die Vorwürfe. "Ich habe nichts Ungehöriges getan. Ich habe gar nichts getan", beteuerte er noch vor wenigen Tagen. Er warf den Medien vor, die Vorwürfe "als Wahrheit" zu behandeln und kündigte an, die "für die Diffamierungen Verantwortlichen" zu verklagen.

"Man sagte uns, es sei ein Suizid gewesen" 

Flament hat nach Angaben der Herausgeberin ihres Buches, Karina Hocine, die Nachricht von Hamiltons Tod schwer getroffen. "Man sagte uns, es sei ein Suizid gewesen", sagte Hocine. "Natürlich sind wir hin- und hergerissen zwischen Entsetzen und Empörung, weil er der Justiz keine Zeit ließ, ihre Arbeit zu tun". Nach ihren Angaben waren die Taten im Falle Flaments zwar verjährt, bei anderen Opfern jedoch noch nicht.

Nach dem französischen Gesetz beträgt die Verjährungsfrist bei minderjährigen Vergewaltigungsopfern 20 Jahre nach Erreichen der Volljährigkeit. Die Vorwürfe gegen Hamilton lösten in Frankreich eine Debatte über die Verjährungsfristen aus. Die Regierung will sie nun verlängern. Am Dienstag teilte die Ministerin für Frauenrechte, Laurence Rossignol, mit, dass sie Flavie Flament beauftragt hat, sich gemeinsam mit einem Strafrechtsexperten mit dieser Frage zu befassen.

sti/se (afp, dpa)