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Bruttoeinkommen in osteuropäischen EU-Bewerberstaaten steigt schneller als in Polen

14. Oktober 2003
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Warschau, 10.10.2003, RZECZPOSPOLITA, poln.

Über Jahre hinweg wurde uns von Wirtschaftsfachleuten vorgeworfen, dass wir mehr als die Tschechen und die Ungarn verdienen, obwohl wir wirtschaftlich weniger entwickelt seien. Dabei wurde betont, dass sich diese Tatsache negativ auf die Konkurrenzfähigkeit polnischer Firmen auswirke. Die Zeit unserer "Hegemonie" auf diesem Gebiet ist jedoch endgültig vorbei. Die Tschechien und Slowaken verdienen heute im Durchschnitt viel mehr als wir.

Noch im Jahre 2000 war das Bruttoeinkommen eines Polen, das im Durchschnitt etwa 436 Dollar im Monat betrug, um 125 Dollar höher als das eines Ungarn und um 85 Dollar höher als das eines Tschechen. Im ersten Quartal 2003 verdiente ein Ungar nur drei Dollar weniger als ein Pole und ein Tscheche nur noch 48 Dollar weniger. Im zweiten Quartal d. J. haben sich die Werte jedoch drastisch geändert: Die Höhe des Durchschnittslohns in Ungarn erreichte fast den Wert des polnischen Lohnes, und den Tschechen gelangt es sogar, uns diesbezüglich zu überholen. (...)

Das Durchschnittseinkommen in Polen war - in Dollar umgerechnet - während der ganzen Zeit der wirtschaftlichen Umstellung viel höher als in Tschechien, Ungarn, der Slowakei oder in den baltischen Staaten. Seit 2001 wurden die Unterschiede aber immer geringer, da die Einkommen in Polen langsamer als in anderen Ländern gestiegen sind. (...)

Die wichtigste Ursache dafür ist in der unterschiedlichen Wirtschaftsentwicklung zu suchen: In den Jahren 2001-2002 wurde nämlich in Polen die langsamste Wirtschaftsentwicklung unter allen osteuropäischen Ländern registriert, die sich um die Aufnahme in die EU bemühen. Innerhalb von zwei Jahren stieg das Bruttoinlandsprodukt in Polen um lediglich 2,4 Prozent. In den anderen Staaten hingegen, besonders in den baltischen Staaten war das BIP viel schneller angestiegen. (...)

Eine weitere Ursache ist mit der Lage auf dem Arbeitsmarkt verbunden. Die höchste Arbeitslosenquote wird seit langem in Polen registriert. Sie belief sich auf 19,9 Prozent im Jahre 2002 und stieg auf 20,5 Prozent im ersten Quartal diesen Jahres. In Ungarn hingegen beträgt die Arbeitslosenrate nicht mehr als sechs Prozent, in Tschechien beläuft sie sich auf etwa acht Prozent und in Slowenien auf etwa sieben Prozent. Die Arbeitslosenquote in den baltischen Staaten betrug noch im Jahre 2001 zwischen 13 und 17 Prozent. Im ersten Quartal 2003 sank sie jedoch auf 10 bis 13 Prozent. In der Slowakei gibt es eine verhältnismäßig hohe Arbeitslosigkeit, die im Jahre 2001 bei 19,2 Prozent lag, aber in der letzten Zeit auf 18,4 Prozent sank.

Die Erhöhung der Löhne und Gehälter in Litauen ähnelte in den Jahren 2001-2002 den Werten des Wirtschaftwachstums. In Tschechien, Polen und der Slowakei war sie um etwa zehn Prozent höher und in Ungarn sogar um 32 Prozent. (...)

Die höchste Teuerungsrate seit dem Jahr 2000 bis zum Ende des ersten Quartals 2003 wurde in Slowenien registriert, wo die Preise im Durchschnitt um 21 Prozent gestiegen sind. In Ungarn stiegen die Preise um 18,4 Prozent, in Estland um 11,2 Prozent und in Polen um 7,8 Prozent. In allen diesen Staaten wurde jedoch ein Anstieg der Realeinkommen registriert. (...)

Der Vergleich der Einkommen in den Ländern Ostmitteleuropas, der vor allem für die potentiellen Geldanleger interessant wird, die nach einer günstigen Investitionsmöglichkeit suchen, erfordert, dass alle Angaben in eine Währung, am besten in Dollar umgerechnet werden. Dies bringt jedoch mit sich, dass dabei auch Kursschwankungen mitgerechnet werden. Dadurch werden jedoch die Angaben verfälscht.

In der letzten Zeit sind die Währungskurse in allen diesen Ländern im Vergleich zum Dollar viel stärker geworden. In Ungarn und in Litauen sank der Dollarkurs um 20 Prozent und in der Slowakei um 16 Prozent. Der Dollar verlor an Wert aber auch in Estland (um 14 Prozent) und in Polen (um 10 Prozent). Nur in Slowenien und Estland waren die Kursschwankungen niedriger und betrugen jeweils 3,5 Prozent und 4,5 Prozent. (...)

Die Angaben über die Einkommen sind aber erst nach dem Beitritt dieser Länder zur EU leichter zu vergleichen, da erst dann die statistischen Angaben nach dem gleichen europäischen Muster gefertigt werden. (Sta)