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Bulgarien: Aus Feind wird Freund

Alexander Andreev / (Bericht vom 19.11.2002)26. März 2004

In Bulgarien war die NATO nicht immer beliebt. Vor allem die Luftangriffe auf Jugoslawien während der Kosovo-Krise stießen bei den Bulgaren auf heftige Kritik.

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Vorkämpfer für einen NATO-Beitritt: Georgi ParvanovBild: AP

Die Einladung Bulgariens zur NATO war eine Sternstunde des bulgarischen Außenministers Solomon Passy. Er hat 1990 - damals noch als oppositioneller Abgeordneter - unter den Buh-Rufen des kommunistisch dominierten Parlaments den NATO-Beitritt Bulgariens vorgeschlagen. Von der NATO-Mitgliedschaft verspricht sich Bulgarien vor allem Sicherheit und Stabilität in der Region. Das Land grenzt nämlich an die beiden NATO-Mitglieder Griechenland und Türkei, aber auch an Serbien und Mazedonien, die aus bulgarischer Sicht immer noch als Quellen potenzieller Gefahr gelten.

War die öffentliche Meinung in Bulgarien noch 1999 gegen die NATO wegen der Luftangriffe auf Jugoslawien, so hat sich das Blatt in den nächsten Jahren gewendet: Heute unterstützen über 60 Prozent der Bulgaren die Mitgliedschaft im Bündnis. Und sogar die ehemals kommunistischen Bulgarische Sozialistische Partei hat ihre anfänglich NATO-feindliche Einstellung revidiert. Der aus dieser Partei kommende Staatspräsident Georgi Parvanov setzt sich entschieden für den Beitritt Bulgariens ein.

Mit Tempo in Richtung Europa

In den letzten Jahren war Bulgarien bemüht, die Hausaufgaben der NATO fleißig zu erledigen: Als Mitglied in der Initiative "Partnerschaft für den Frieden" hat sich das Land an den Friedenseinsätzen in Bosnien und Herzegowina und im Kosovo beteiligt. Und die Reform der Streitkräfte befindet sich in der Schlussphase: Bis zum Jahr 2004 wird die bulgarische Armee von 90.000 auf 45.000 Mann reduziert, auch läuft die Modernisierung der Ausrüstung auf Hochtouren.

Neben den sicherheitspolitischen und den militärischen
Überlegungen ist aber auch ein weiteres Argument von
entscheidender Bedeutung: Bulgarien hofft, als NATO-Mitglied in den Beitrittsverhandlungen mit der EU bessere Karten zu haben. Das gab auch Außenminister Solomon Passy zu verstehen: "Die Einladung der NATO könnte auf natürliche Weise unsere EU-Beitrittsverhandlungen beschleunigen. Die Erfahrungen von Polen, Ungarn und der Tschechischen Republik zeigen, dass sich die wirtschaftliche Lage in diesen Ländern nach dem NATO-Beitritt entscheidend verbessert hat. Vor allem die ausländischen Investitionen sind rapide gewachsen."