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Gauck rät Islamverbänden zur Ruhe

28. November 2013

Bundespräsident Joachim Gauck hat die Verankerung der islamischen Theologie an deutschen Universitäten gewürdigt. Damit werde der Islam zu einer akademischen Disziplin unter anderen, sagte er beim Besuch der Uni Münster.

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Gauck (M) und seine Lebenspartnerin Daniela Schadt im gespräch mit Mouhanad Khorchide (R) und dem Imam Mahmoud Azab (L) (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Das sei ein wechselseitiger Akt der Anerkennung, hob das deutsche Staatsoberhaupt bei einem Besuch des Zentrums für islamische Theologie hervor. Das Institut an den Universitäten Münster und Osnabrück war vor gut zwei Jahren gegründet worden und dient unter anderem der Lehrer-Ausbildung für islamischen Religionsunterricht an staatlichen deutschen Schulen. Weitere Zentren gibt es an den Universitäten Tübingen, Frankfurt und Gießen sowie Erlangen-Nürnberg.

Der Koran im Klassenzimmer

"Experimentierphase"

Gauck räumte ein, dass es um das Fach islamische Theologie Konflikte und offene Fragen gebe. So fehlten Lehrkräfte und Lehrmaterial. Zudem existierten organisationsrechtliche Probleme. Das junge Fach befinde sich noch in einer "Experimentierphase". Die Auseinandersetzungen darüber seien aber in einer freiheitlichen Gesellschaft erwünscht und in Ruhe zu lösen.

Islamverbände beharren auf eigene Sichtweise

In Münster schwelt seit längerem ein Konflikt zwischen Institutsleiter Mouhanad Khorchide und muslimischen Verbänden, die Khorchide ein zu liberales Islam-Verständnis vorwerfen. Gauck betonte, es sei gut, wenn die Universitäten die pluralistische Tradition des Islam in wissenschaftlicher Freiheit ohne politischen oder fundamentalistischen Druck weiter entwickeln könnten.

Nicht zuletzt sei es auch ein "pragmatischer Akt von Zukunftsgestaltung", wenn Musliminnen und Muslime in Deutschland "Orientierung für Glaubensfragen im Alltag" erhielten. Die Gesellschaft gewinne durch die islamische Theologie an Hochschulen mehr Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem muslimischen Glauben, zeigte sich Gauck überzeugt. Deutschland gebe "der Religion Raum, so wie es echte Religionsfreiheit erfordert." Das Staatsoberhaupt verwies darauf, dass in der Bundesrepublik vier Millionen Muslime leben, davon die Hälfte als deutsche Staatsbürger.

uh/qu (afp,dpa,epd)