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Bundesregierung erwägt Schnellkredit für Opel

24. Februar 2009

Die große Koalition prüft nach Angaben der "Financial Times Deutschland" die Vergabe eines Schnellkredits an den angeschlagenen Autobauer Opel. Dies sei eine weitere Rettungsoption neben einer Bürgschaft für Bankkredite.

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Opel-Schriftzug hinter vereister Autoscheibe (Quelle: AP)
Steht Opel Tauwetter durch schnelles Geld ins Haus?Bild: AP

Der Vorteil des Schnellkredits liege darin, dass Opel damit rascher geholfen werden könne. Bei einer Bürgschaft müssten zuerst Banken gefunden werden, die für das nötige Geld aufkommen, schreibt die Zeitung am Dienstag (24.02.2009) weiter. Laut Opel-Aufsichtsrat Armin Schild beläuft sich die vom Bund benötigte Summe zur Rettung des Konzerns auf 2,6 Milliarden Euro. Hinzu kämen noch 700 Millionen Euro Kürzungen für Arbeitnehmer, sagte Schild in Frankfurt. Insgesamt wird der Finanzierungsbedarf von Opel auf 3,3 Milliarden Euro beziffert.

Eine Gewährung des so genannten Schnellkredits machen Bund und Länder laut "Financial Times Deutschland" jedoch von einem trägfähigen Sanierungskonzept des Konzerns abhängig. Zusätzlich forderten sie eine Herauslösung von Opel aus dem amerikanischen Mutterkonzern General Motors (GM). Gesamtbetriebsratsvorsitzender Klaus Franz sagte dazu, Opel sei bereits auf dem Weg einer Loslösung und der Betriebsrat favorisiere eine europäische Lösung.

Zukunftspläne bei Opel

Armin Schild, Chef der IG Metall, Frankfurt am Main und Opel-Aufsichtsrat (Quelle: dpa)
Armin Schild, Chef der IG Metall, Frankfurt am Main und Opel-AufsichtsratBild: picture-alliance/ dpa

Am Freitag will das Management für GM Europa dem deutschen Aufsichtsrat ein solches Sanierungskonzept vorlegen. Laut Angaben von Aufsichtsrat Armin Schild sieht das Konzept eine Möglichkeit für Opel als europäischen Konzern unter Beteiligung Dritter vor. Damit sei eine Beteiligung der vier Bundesländer mit Opelstandorten, des Bundes und der Opelhändler an dem angeschlagenen Konzern denkbar.

Der Vizepräsident des europäischen Opel-Händlerverbandes, Albert Still, bot erneut eine finanzielle Beteiligung der Händler zur Rettung von Opel an. Damit würden die Händler auf Teile ihrer Marge verzichten und diese in Kapital für Opel umwandeln. Eine vollständige Trennung von General Motors sei jedoch zu kompliziert.

Auch Schild sprach sich für eine teilweise Loslösung aus und wies auf die Verflechtung der beiden Unternehmen und die globale Struktur des Automobilmarktes hin. Ihm schwebe Opel als Aktiengesellschaft nach deutschem oder europäischem Recht als zukunftsträchtige Form vor.

Europaweiter Aktionstag zum Erhalt des Konzerns

Opel-Arbeiter demonstrieren 2004 vor dem Opel-Werk in Rüsselsheim gegen das drohende Aus für Opel (Quelle: AP)
Opel-Arbeiter demonstrieren vor dem Opel-Werk in Rüsselsheim gegen das drohende Aus für Opel (Archivbild 2004)Bild: AP

Anlässlich der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung hat IG-Metall-Sprecher Jörg Köhlinger für Donnerstag bereits Demonstrationen der über 25.000 Beschäftigten an allen vier deutschen Opel-Standorten angekündigt. Nach Angaben des Opel-Betriebsrats beteiligen sich an diesem Tag fast alle GM- Europe-Standorte an einem Aktionstag.

Damit wollen die Beschäftigten für ein europäisches Unternehmen demonstrieren, das auch die GM-Marken Opel und Vauxhall mit einschließt. Das insolvente Tochter-Unternehmen Saab soll dabei nicht berücksichtigt werden. Ziel der Demonstrationen sei auch, Entlassungen und Werksschließungen in Deutschland zu verhindern, betonte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz.

Die Bundesregierung hält sich mit Aussagen zu einem möglichen Schnellkredit für Opel noch zurück. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums erklärte, Opel solle zunächst seinen Sanierungsplan vorlegen und dann werde die Bundesregierung ihn prüfen und darüber entscheiden.

Trotz aller Zukunftssorgen sei der Absatz der Opel-Fahrzeuge in Deutschland dank der Abwrackprämie für alte Autos gut, sagte ein Opel-Sprecher. Er schätze die Zahl der im Februar verkauften Autos auf über 40.000 Wagen. Damit werde Opel das beste Monatsergebnis seit fünf Jahren vorlegen. (hr)