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Bundesregierung prüft Opel-Angebote

21. Mai 2009

Wer bekommt den Zuschlag für die Übernahme des Autobauers Opel? Die Bundesregierung will die Konzepte der Interessenten Fiat, Magna und Ripplewood schnell prüfen. Selbst am heutigen Feiertag soll daran gearbeitet werden.

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Opel-Logo bei einem Autohändler (Foto: AP)
Ende der Schieflage in Sicht? Drei Investoren wollen Opel kaufenBild: AP

Die Opel-Task-Force werde auch an Christi Himmelfahrt (21.05.2009) weiter über die Übernahmeangebote beraten, heißt es aus Regierungskreisen. Die Beratungen hatten am Mittwochabend begonnen, wenige Stunden nachdem die Frist abgelaufen war, innerhalb der potenzielle Interessenten ihre Konzepte einreichen konnten.

Interessentenkreis birgt keine Überraschungen

Bis zuletzt war spannend geblieben, ob noch ein weiterer möglicher Investor sein Angebot abgeben würde. Doch am Ende meldeten nur die drei Konzerne Interesse an Opel an, die schon in den vergangenen Tagen erklärt hatten, an dem deutschen Autobauer interessiert zu sein: Der italienische Autohersteller Fiat, der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna und der US-Finanzinvestor Ripplewood, der über seine europäische Tochter RHJ International bereits in der Automobil- und Zulieferbranche tätig ist.

Die Opel-Mutter General Motors bestätigte den Eingang der Offerten. Einzelheiten wollte ein GM-Sprecher aber nicht nennen - eine Stellungnahme soll es erst geben, wenn die Konzepte in den nächsten Tagen eingehend geprüft wurden. Der Europachef von General Motors, Carl-Peter Forster, zeigte sich zufrieden mit den Angeboten: "Über das Interesse möglicher Investoren freuen wir uns." Forster sprach von einem wichtigen Schritt nach vorne.

Dreikampf um die Übernahme

Logos von Fiat und Opel (Foto: AP)
Fiat und Opel - bald unter einem Dach?Bild: AP

Wer den Zuschlag bekommt, ist indes völlig offen. Der italienische Hersteller Fiat teilte in Turin mit, dass sein Angebot für das europäische Geschäft der deutschen GM-Tochter und deren britische Schwester Vauxhall gelte. Sollte die Übernahme zustande kommen, werde ein neuer Konzern gebildet, der neben Fiat die neuen Beteiligungen an Chrysler sowie Opel umfassen würde. Nähere Einzelheiten zum Interesse an Opel nannte Fiat nicht.

Der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna legte zusammen mit dem russischen Autobauer Gaz sein Übernahmekonzept beim Bundeswirtschaftsministerium vor. Magna will mit Gaz und finanzieller Unterstützung der russischen Bank Sberbank die Mehrheit an dem angeschlagenen Konzern übernehmen. Der Zulieferer äußerte sich am Mittwoch zu seinem Angebot nicht.

Magna-Gründer Frank Stronach mit Logos von seinem Unternehmen und von Magna (Fotomontage: DW)
Bereit für eine Übernahme: Magna-Gründer Frank StronachBild: picture-alliance/ dpa/ DW-Fotomontage

Nummer Drei im Bunde ist der US-amerikanische Finanzinvestor Ripplewood. Über sein Konzept wurde nichts bekannt. Allerdings ist auch dieser Investor nicht ganz branchenfremd: Die europäische Ripplewood-Tochter RHJ International ist nach eigenen Angaben bereits an mehreren Unternehmen aus dem automobilen Zulieferbereich beteiligt. Außerdem bekundet der Investor auf seiner Internetseite Interesse an langfristig orientierten Engagements bei Unternehmen mit einem "starken Wachstumspotenzial".

Verhandlungen unter enormem Zeitdruck

Für eine mögliche Übernahme von Opel durch einen der drei Interessenten ist Eile geboten, denn der deutsche Hersteller soll nach dem Willen der Bundesregierung möglichst von den Folgen einer Insolvenz verschont bleiben, die dem US-amerikanischen Mutterkonzern droht. Das war auch der Grund, aus dem die Bundesregierung den potenziellen Investoren eine Frist zur Abgabe ihres Angebots bis zum Mittwochabend gesetzt hatte.

Da eine Insolvenz von GM selbst nach Einschätzung der Konzernspitze kaum mehr zu verhindern ist, sollen die europäischen und insbesondere deutschen Teile des Autokonzerns vor den Folgen eines solchen Schritts bewahrt werden. In den vergangenen Wochen war dazu ein zweistufiges Modell erarbeitet worden. Es sieht einerseits vor, dass ein unabhängiger Verwalter Opel führt, bis die Verträge mit einem Investor unter Dach und Fach sind.

Arbeitsminister Scholz, Finanzminister Steinbrück und Außenminister Steinmeier nach dem Gespräch im Kanzleramt (Foto: AP)
Treffen auf höchster Ebene: Minister bei Kanzlerin MerkelBild: AP

Für die Finanzierung soll vorübergehend der Staat in die Bresche springen. Der Bund sowie die Bundesländer, in denen sich Opel-Standorte befinden, sollen jeweils einen Teil der Finanzierung übernehmen. Vereinbart wurde ein Kredit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, der zur einen Hälfte vom Bund übernommen werden soll; die andere Hälfte teilen sich die Bundesländer Hessen (447 Millionen Euro), Nordrhein-Westfalen (150 Millionen Euro), Rheinland-Pfalz (102 Millionen Euro) und Thüringen (51 Millionen Euro).

Grundsätzliche Entscheidung fällt in den USA

Selbst wenn die Bundesregierung sich für eines der nun vorgelegten Konzepte entscheidet: Das letzte Wort haben die Opel-Mutter General Motors und die US-Regierung, sie befinden letztendlich über die Zukunft der europäischen GM-Autosparte. Bisher kamen aus den Vereinigten Staaten aber noch keine eindeutigen Signale, wohin die Reise gehen soll.

Die Bundesregierung setzt vor allem auf die Rettung von Arbeitsplätzen an den deutschen Opel-Standorten. Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier hatte in den vergangenen Wochen mehrfach betont, dass eine Sicherung möglichst vieler der rund 25.000 Stellen eine hohe Priorität habe. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg verwies gleichwohl darauf, dass die Bundesregierung eine Übernahme von Opel nicht um jeden Preis anstrebt. Bedingung für die Unterstützung der Regierung sei ein zukunftsträchtiges Konzept. Sollte ein solches nicht vorliegen, sei auch eine geordnete Insolvenz des Autobauers denkbar. (fw/wa/dpa/rtr/afp/ap)