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Bundesregierung will mehr Migranten als Lehrer

8. September 2010

Die Regierung will die Integration verbessern. Deshalb sollen mehr Menschen mit Migrationshintergrund Lehrer werden. Das jedenfalls empfiehlt eine Studie, die heute vom Kabinett beschlossen wurde.

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Ein Lehrer nimmt einen Schüler dran (Foto: dpa)
Mehr ausländische Lehrer an Schulen sollen den Kindern als gutes Beispiel dienenBild: picture-alliance/ dpa

Solche Lehrer würden eine bestimmte Vielfalt an Schulen deutlich machen und dazu beitragen,"Chancen aufzudecken, die in dieser Vielfalt liegen", zitiert die Tageszeitung "Die Welt" aus der Studie. Das Problem: Derzeit entscheiden sich nur sechs Prozent aller Studenten mit Migrationshintergrund für ein Lehramtsstudium. Bei den Deutschen seien es doppelt so viele.

Minister de Maizière räumt Versagen ein

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) räumte bei der Vorstellung des Programms am Mittwoch (08.09.2010) ein, dass es in der Vergangenheit Versäumnisse bei der Integration gegeben habe. Man habe das Problem teilweise "auf die leichte Schulter" genommen.

In dem Programm heißt es außerdem, dass Bildung eine Schlüsselrolle im Integrationsprozess spielt. Schließlich befinde sich momentan gut ein Viertel der 15,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund im "bildungsrelevanten Alter" unter 25 Jahren. In den westdeutschen Großstädten hätten bis zu 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen ausländische Wurzeln.

Eine Frau mit Kopftuch schreibt das Wort " Integration" an die Tafel. (Foto: dpa)
Bildung spielt eine Schlüsselrolle im IntegrationsprozessBild: picture-alliance/dpa

In dem Regierungsprogramm wird vor allem Wert auf die Sprachförderung im frühsten Alter gelegt. Außerdem wolle die Koalition die sogenannten Integrationskurse, die aus einem Sprach- und Orientierungskurs bestehen, optimieren und einen "stärkeren Bezug zum Arbeitsmarkt herstellen", berichtet die Zeitung. Der Kurs solle künftig 60 statt bisher 45 Stunden beinhalten, damit die Teilnehmer mehr über die "Funktionsweise des demokratischen Rechtsstaates" erfahren können. Ziel des Programms ist es zudem, Zuwanderer in Deutschland durch mehr bürgerschaftliches Engagement gesellschaftlich besser zu integrieren.

Keine Reaktion auf Sarrazin

Das Integrationsprogramm ist keine direkte Reaktion auf Thilo Sarrazins Thesen. Der Bundesbank-Vorstandsmitglied hatte in den vergangenen Tagen eine Grundsatzdebatte über Integration entfacht. Das Kabinett hatte aber schon seit längerer Zeit dieses Programm vorbereitet.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, dass Deutschland beim Thema Integration immer wieder eine genaue Bestandsaufnahme brauche. Die Politik müsse "diese Probleme konsequent anpacken".

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wies darauf hin, dass Deutschland eine offensivere Einwanderungspolitik brauche. DIW Präsident Klaus Zimmermann forderte mehr "Arbeitskräfte und Zuwanderer aus dem Ausland". Nötig seien " mindestens 500.000 mehr Menschen pro Jahr", um die deutsche "Wirtschaftskraft dauerhaft zu sichern". Ohne Zuwanderung werde der Wohlstand sinken und dies Lebensarbeitszeit müsse auf etwa 70 Jahre verlängert werden.

Autorin: Mona Hefni (dpa,kna,afp)
Redaktion: Martin Muno