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Löw nominiert und kritisiert

19. März 2009

Keine Neulinge, aber vier Rückkehrer stehen für die WM-Qualifikationsspiele im Aufgebot. Der Fußball-Welt ist´s egal, die diskutiert weiter über Löws Ligaschelte.

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Großaufnahme von Joachim Löw, der ernst in den Raum schaut. (Foto: dpa)
Kritischer Blick in die Zukunft: Bundestrainer LöwBild: picture-alliance/ dpa

Es ist ganz offensichtlich nicht die richtige Zeit für Experimente. Bundestrainer Joachim Löw vertraut für die Qualifikationsspiele für die WM in Südafrika 2010 gegen Liechtenstein in Leipzig am 28. März und gegen Wales in Cardiff am 1. April auf altbekannte Spieler. Anders als beim peinlichen 0:1 im Freundschaftsspiel gegen Norwegen im Februar, darf der Pflichtspiel-Auftakt im Jahre 2009 nicht daneben gehen. Löw will sich offenbar auf keinen Fall angreifbar machen. Neulinge gibt es daher nicht. Dafür aber vier Rückkehrer, die zuletzt wegen Verletzungen oder Formschwäche nicht zum Kreis der Nationalmannschaft zählten: Arne Friedrich, Marcell Jansen, Robert Enke und Lukas Podolski sind wieder mit dabei.

"Wir vertrauen Lukas"

Lukas Podolski breitet die Arme aus und bejubelt mit weit geöffnetem Mund einen Torerfolg im Bayern-Trikot. (Foto: AP)
Darf wieder für den DFB auf Torejagd gehen: PodolskiBild: AP

"Es ist sehr erfreulich, dass Lukas beim FC Bayern wieder eine gute Rolle spielt. Wir haben immer gesagt, dass Lukas, sobald er den richtigen Trainingsrhythmus hat, für uns ein wertvoller Stürmer ist, dem wir großes Vertrauen entgegenbringen", sagte Löw zur Nominierung Podolskis, der beim FC Bayern zwischenzeitlich völlig abgeschrieben schien, nun aber wieder häufiger spielt.

Einen Stammplatz – zumindest im Verein – hat Torhüter Robert Enke, wenn er fit ist. Gegen Norwegen war Enke noch verletzt, jetzt kehrt auch er in den DFB-Kader zurück. Interessant ist allerdings, dass für ihn niemand weichen muss. Löw nominierte kurzerhand drei Keeper und erhöht damit den Konkurrenzdruck. Neben Enke hoffen auch Rene Adler und Tim Wiese auf einen Einsatz.

Zu wenig Sprints, zu wenig Einsatz

Löw läuft im Traingsoutfit, je ein ball unter den Armen und ein ball vor dem Fuß, über den Platz. (Foto: AP)
Löw: "Wir müssen besser werden"Bild: AP

Für wesentlich mehr Aufsehen als die Nominierung des DFB-Aufgebots, sorgte in den letzten Tagen immer wieder die Kritik des Bundestrainers am Leistungsstand der Bundesliga. "Wenn wir in der Weltspitze mitspielen wollen, dann müssen wir uns verbessern. Darüber muss man reden, sonst bleiben wir stehen", sagte Löw. Die Bundesliga hinke besonders läuferisch hinterher. "Die Anzahl der Sprints lässt zu wünschen übrig, da müssen wir an Intensität zulegen." Im Vergleich mit der englischen Liga schneide die deutsche schlecht ab, so Löw.

Die Konsequenz laut Löw: Seit Jahren scheiden die deutschen Vertreter spätestens im Viertelfinale der Champions-League aus und im UEFA-Cup sehe es letztlich auch nicht anders aus. DFB-Manager Oliver Bierhoff unterstrich Löws Kritik und nahm die Spieler in die Pflicht: "Es muss die Bereitschaft vorhanden sein, im Training noch härter an sich zu arbeiten". Eigeninitiative, Selbstkritik und Lust am lernen müssten her, so Bierhoff weiter.

Rudi Völler mit wütend großen Augen hinter drei Mikrophonen, die seinen Mund verdecken. Das Fotot stammt vonm seiner Wutrede 2004. (Foto: AP)
Wieder richtig sauer, so wie 2004 nach seinem legendären Wutanfall: VöllerBild: AP

Bei vielen Verantwortlichen der Bundesliga-Clubs stieß die Kritik auf Unverständnis. Sie fühlen sich vom DFB oberlehrerhaft behandelt. Der Leverkusener Sportdirektor Rudi Völler hielt dagegen, die Engländer hätten finanziell viel mehr Möglichkeiten, als die Deutschen, daher seien sie erfolgreicher. Daraufhin meldete sich Löw wieder zu Wort: "Qualität muss erarbeitet werden und hat nicht immer nur mit finanziellen Möglichkeiten zu tun".

Der Konflikt lodert weiter. Am Montag (23.03.2009) wird Löw in Düsseldorf die Tagung der Bundesliga-Trainer besuchen und seine Kritik erläutern. Der ein oder andere Coach wird dann sicherlich auch noch einmal nachfragen, warum genau sein Schützling jetzt nicht für die WM-Qualispiele nominiert wurde.

Das DFB-Aufgebot:

Tor: Rene Adler (Bayer Leverkusen), Robert Enke (Hannover 96), Tim Wiese (Werder Bremen).

Abwehr: Andreas Beck (1899 Hoffenheim), Arne Friedrich (Hertha BSC Berlin), Andreas Hinkel (Celtic Glasgow), Philipp Lahm (Bayern München), Per Mertesacker (Werder Bremen), Serdar Tasci (VfB Stuttgart), Heiko Westermann (Schalke 04), Marcel Schäfer (VfL Wolfsburg).

Mittelfeld: Michael Ballack (FC Chelsea), Torsten Frings (Werder Bremen), Thomas Hitzlsperger (VfB Stuttgart), Marko Marin (Borussia Mönchengladbach), Simon Rolfes (Bayer Leverkusen), Bastian Schweinsteiger (Bayern München), Marcell Jansen (Hamburger SV), Piotr Trochowski (Hamburger SV).

Angriff: Mario Gomez (VfB Stuttgart), Patrick Helmes (Bayer Leverkusen), Stefan Kießling (Bayer Leverkusen), Lukas Podolski (Bayern München).

Autor: Benjamin Wüst / Redaktion: Sarah Faupel