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Bundeswehr-Soldat in Afghanistan getötet

7. Oktober 2010

Wieder ein toter Bundeswehr-Soldat in Afghanistan: Der Mann starb bei einem Selbstmordanschlag der Taliban in der nördlichen Provinz Baghlan. Damit haben 44 deutsche Soldaten am Hindukusch ihr Leben gelassen.

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Bundeswehrsoldaten salutieren am Ostersonntag (04.04.2010) im Feldlager des Wiederaufbauteams Kundus ihren drei gefallenen Kameraden(Foto: dpa)
Fast schon ein gewohntes Bild: Bundeswehrsoldaten in Afghanistan salutieren gefallenen KameradenBild: picture-alliance/dpa

Der Bundeswehr-Soldat wurde am Donnerstag (07.10.2010) in der nordafghanischen Provinz Baghlan getötet. Sechs deutsche Soldaten der Schutztruppe ISAF erlitten Verletzungen, einer soll in Lebensgefahr schweben. Nach Angaben des Gouverneurs von Baghlan, Munschi Abdul Madschid, zündete der Attentäter den an seinem Körper befestigten Sprengsatz in der Nähe der Provinzhauptstadt Puli Khumri neben einem deutschen Militärkonvoi.

Bei der Sicherung des Anschlagsortes wurden deutsche Soldaten in ein Feuergefecht verwickelt. Der Bundeswehr zufolge wurden sie mit Handfeuerwaffen und Mörsern beschossen. Die Kämpfe endeten demnach erst zwei Stunden nach dem Anschlag.

Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu der Tat und erklärten, der Attentäter habe acht ausländische Soldaten mit in den Tod gerissen. Angaben der Aufständischen sind in der Regel stark übertrieben.

Bundestag erörterte gerade Hinterbliebenen-Versorgung

Brigadegeneral Leidenberger u. Generalinspekteur Wieker, salutieren im Feldlager Masar-i-Scharif vor dem Sarg eines ihrer gefallenen Kameraden (Foto: ap)
Am 15. April waren in der Nähe von Baghlan bereits vier Bundeswehrsoldaten getötet wordenBild: AP

Die Nachricht vom Tod des Soldaten gab Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg im Bundestag bekannt. Das Parlament reagierte mit großer Betroffenheit und sprach den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus. Ironie der Geschichte: Die Abgeordneten debattierten, als die traurige Meldung aus Afghanistan kam, gerade über eine verbesserte Versorgung der im Einsatz verwundeten Soldaten und der Hinterbliebenen gefallener Soldaten. Mit dem jüngsten Opfer sind bisher 44 deutsche Soldaten am Hindukusch ums Leben gekommen. Von ihnen starben 27 bei Anschlägen oder in Gefechten.

Seit - auf den Tag genau - neun Jahren kämpft die internationale Schutztruppe in Afghanistan gegen die aufständischen Taliban. Rund 120.000 Soldaten gehören zur ISAF, 47 Länder sind an dem Einsatz beteiligt. Deutschland ist mit 4800 Soldaten der drittgrößte ISAF-Truppensteller nach den USA und Großbritannien.

Linke erneuert Forderung nach sofortigem Abzug

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte ihre Bestürzung über den Tod des 26-jährigen Oberfeldwebels aus dem niedersächsischen Seedorf und sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Sie verurteilte die Tat als feigen Anschlag. Auch Außenminister Guido Westerwelle und die im Bundestag vertretenen Parteien reagierten entsetzt und erschüttert. Der FDP-Chef wörtlich: "Dieser barbarische Akt richtet sich nicht nur gegen uns, er richtet sich auch gegen die große Mehrheit der Afghanen, die eine friedliche, auf Ausgleich und Versöhnung gerichtete Politik für ihr Land will." Die Grünen sprachen von einem hinterhältigen und grausamen Anschlag.

Linksfraktionschef Gregor Gysi forderte erneut den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. "Das tragische Ereignis am neunten Jahrestag des Beginns des Afghanistan-Krieges führt noch einmal vor Augen, dass der Krieg die Lage dort um keinen Deut verbessert hat", sagte Gysi.

Autor: Stephan Stickelmann (dpa, dapd, rtr, afp)
Redaktion: Martin Schrader