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Gefährlicher Job

30. Juni 2008

Die Bundeswehr stellt erstmals einen Kampfverband in Afghanistan - sie übernimmt die Aufgabe der schnellen Eingreiftruppe im Norden des Landes von den Norwegern.

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Mobil, reaktionsschnell: Schützenpanzer Fuchs in AfghanistanBild: AP

Die Bundeswehr in Afghanistan hat eine gefährliche Aufgabe übernommen: Man müsse sich darüber im Klaren sein, dass der Einsatz auch Gefahr für Leib und Leben bedeute, hatte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) bei der Verabschiedung der 200 Soldaten starken Einheit gesagt.

Verabschiedung der Quick Reaction Force nach Afghanistan
Verteidigungsminister Franz Josef Jung verabschiedet die Soldaten der QRF (3.6.2008)Bild: picture-alliance/dpa

Ab Dienstag, 1. Juli, werden rund 200 deutsche Soldaten auf Anforderung der NATO als Schnelle Eingreiftruppe im Norden des Landes Anschläge verhindern und kritische Situationen beruhigen. Die Bundeswehr übernimmt die Quick Reaction Force (QRF) in Masar-i-Scharif. Bislang stellt Norwegen die QRF, jetzt wollen sich die Skandinavier mehr um den Aufbau Afghanistans kümmern und dafür ihre Wiederaufbauteams (PRT) verstärken.

Insgesamt hat Deutschland derzeit rund 3500 Soldaten in Afghanistan. Das Mandat soll im Herbst auf 4500 Mann aufgestockt werden.

Die Aufgabe

Die QRF ist für den Regionalkommandeur der ISAF in Nordafghanistan, den die Bundeswehr stellt, frei verfügbar. Oberste Aufgabe ist Nothilfe für Truppen im gesamten Norden Afghanistans. Für die Bundeswehr heißt das: Verteidigung gegen radikalislamische Taliban und andere Angreifer. Dazu können auch offensive Einsätze gegen Aufständische gehören. Die Jagd auf Terroristen ist laut NATO aber keine Hauptaufgaben der Einheit.

Die Kampftruppe ist mobil, reaktionsschnell und hat eine hohe Aufklärungsfähigkeit. Ausgerüstet ist sie mit Schützenpanzern und gepanzerten Fahrzeugen. In ihr sind Spezialisten, die Minen und Sprengfallen entschärfen können. Während ihres Einsatzes hatten die Norweger zwei Mal Alarm und mussten einmal außerhalb des Regionalkommandos Nord eingesetzt werden.

Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan Lazarett-Station in Kabul
Könnte bald mehr zu tun haben: Ein Bundeswehr-Feldarzt in AfghanistanBild: picture-alliance/dpa

Laut dem norwegischen Chef der Schnellen Eingreiftruppe, Rune Solberg, muss sich die Bundeswehr auf mehr Opfer einstellen. Die Norweger hatten seit Beginn ihres Einsatzes Anfang 2006 zwar keine Toten zu beklagen. Die Gefährdung hat sich in jüngster Zeit aber auch im Norden Afghanistans deutlich erhöht.

Mehr Tote Zivilisten

Die Zahl der Todesopfer in der Zivilbevölkerung ist dagegen in der ersten Jahreshälfte um fast zwei Drittel gestiegen. Der UN-Koordinator für humanitäre Einsätze, John Holmes, erklärte am Sonntag, in diesem Zeitraum seien 698 Todesfälle registriert worden. Das waren 60 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2007, als 430 Tote gemeldet wurden. Für die meisten Toten waren nach Angaben von Holmes Aufständische verantwortlich.

Afghanistan Soldaten des 373 Batalions der Bundeswehr patroullieren in der afghanischen Hauptstadt Kabul
Die Zahl der getöteten Zivilisten ist stark gestiegenBild: AP

"Viele dieser Todesfälle werden von den Aufständischen verursacht, die anscheinend keinen Respekt vor dem Leben von Zivilisten haben", sagte Holmes. "Aber eine bedeutsame Zahl wird immer noch von den internationalen Truppen verursacht." Die unsichere Lage mache es immer schwieriger, Hilfsgüter zu verteilen.

Der UN-Koordinator verwies jedoch darauf, dass die Gefechte für die afghanische Bevölkerung heute weniger gefährlich seien. Die internationalen Truppen bemühten sich, die Zivilbevölkerung zu schützen. Für 422 der registrierten Todesfälle waren nach UN-Angaben Aufständische verantwortlich. Das entsprach einem Anteil von 60 Prozent. Afghanische und ausländische Soldaten töteten 255 Menschen. Bei 21 weiteren Todesfällen war der Verursacher nicht bekannt. Holmes erklärte, der Anteil der Todesfälle, die von Soldaten ausgelöst würden, sei damit deutlich zurückgegangen. (sams)

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