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Weiterer Zwischenfall in der Provinz Kundus

3. April 2010

Soldaten der Bundeswehr haben in der Nähe von Kundus mindestens fünf Soldaten der afghanischen Armee erschossen. Das deutsche Einsatzführungskommando sprach von einem "bedauerlichen" Vorfall, der untersucht werde.

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Ein deutscher Soldat hält Wache nach einem Anschlag in der Nähe von Kundus (Archivfoto:ap)
Ein deutscher Soldat hält Wache nach einem Anschlag in der Nähe von KundusBild: AP

Nach Angaben der Bundeswehr wurden die Soldaten der afghanischen Nationalarmee "versehentlich" erschossen. Zwei zivile Fahrzeuge hätten sich einem Konvoi der Bundeswehr genähert, der vom Feldlager Kundus in Richtung Char Darah unterwegs war, um die dort in Gefechte mit Taliban-Kämpfern verwickelten deutschen Soldaten abzulösen. Als die beiden Fahrzeuge trotz Aufforderung nich anhielten, habe ein Schützenpanzer vom Typ "Marder" auf eines der Fahrzeuge gefeuert. Erst später habe sich herausgestellt, dass es sich um Fahrzeuge der afghanischen Armee gehandelt habe, teilte das Einsatzführungskommando in Geltow bei Potsdam am Samstag (03.04.2010) mit. Der Vorfall werde untersucht.

Der ISAF-Kommandeur für Nordafghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger (Foto: dpa)
Brigadegeneral Frank LeidenbergerBild: dpa

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bedauerte den Tod der Soldaten. Kanzlerin Angela Merkel sprach dem afghanischen Präsidenten Karsai telefonisch ihr Beileid aus. Der Kommandeur der deutschen Truppen im Norden Afghanistans, Brigadegeneral Frank Leidenberger, hatte noch am Freitagabend dem Kommandeur der afghanischen Truppen telefonisch seine tiefe Betroffenheit über den Tod der fünf afghanischen Soldaten ausgedrückt.

Vorfall soll untersucht werden

Der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammed Omar, sowie ein Sprecher der NATO-Truppen in Kabul bestätigten unterdessen, dass es einen Vorfall gegeben habe. Der Gouverneur sagte dazu am Samstag: "Sie haben auf das Fahrzeug der Armee gefeuert und versehentlich sechs Soldaten getötet." Im Verlauf des Samstags wollten afghanische Kommandeure und Vertreter der Koalitionstruppen über den Vorfall beraten.

Der Unruhedistrikt Char Darah liegt nur wenige Kilometer vom Bundeswehrstützpunkt Kundus entfernt und dient den Taliban als Rückzugsraum. Da es von dort immer wieder Angriffe und Anschläge auf Bundeswehrsoldaten gab, gilt Char Darah als der gefährlichste der sechs Distrikte der nordafghanischen Provinz Kundus.

Bei den Kämpfen gegen die Taliban-Kämpfer waren zuvor drei Bundeswehr-Soldaten getötet und acht verletzt worden. Es war das schwerste Gefecht der Bundeswehr seit ihrem Bestehen.

Autor: Hartmut Lüning (dpa, ap, rtr)
Redaktion: Martin Schrader