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Bush vermittelt

Daniel Scheschkewitz, Washington28. September 2006

Mit einer Einladung zum Dinner im Weißen Haus hat Präsident Bush versucht, den Streit zwischen zwei wichtigen Alliierten im Kampf gegen den Terror beizulegen. Für den US-Präsidenten steht viel auf dem Spiel.

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Bild: AP

Die Körpersprache der drei Staatspräsidenten bei ihrem kurzen Auftritt am Mittwoch (27.9.2006) vor den Kameras im Rosengarten des Weißen Hauses sprach Bände. Afghanistans Präsident Hamid Karsai und sein pakistanischer Amtskollege Pervez Musharraf standen steif im Rampenlicht, ohne sich anzublicken und im Abstand von mehreren Metern zueinander. Dazwischen ein US-Präsident, der die Stirn in Falten gelegt hatte.

George W. Bush braucht Pakistan, um der El Kaida und ihrer Führer habhaft zu werden, und er braucht Afghanistan, weil das Land unter der demokratisch gewählten Regierung Karsai bisher als einer der wenigen vorzeigbaren Erfolge im Krieg gegen den Terror fungierte.

Das heutige Abendessen sei eine Gelegenheit, um gemeinsame Strategien zu entwickeln und über die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit zu sprechen, damit die Menschen eine hoffnungsvollere Zukunft haben, sagte Bush zu Beginn des Treffens. Danach schüttelte er beiden die Hände, nicht ohne daran zu erinnern, dass im Kampf gegen den Terror alle drei im gleichen Boot säßen: "Wir wollen sicherstellen, dass Extremisten wie Osama Bin Laden, der meinen Freund (Musharraf) töten wollte, und der versucht, die junge Demokratie in Afghanistan zu unterminieren, dass diesen Leuten Gerechtigkeit wiederfährt."

Wortgefechte zwischen Afghanistan und Pakistan

In den vergangenen Tagen hatten sich Karsai und Musharraf vor der UNO-Generalversammlung und auf den amerikanischen Fernsehbildschirmen Wortgefechte geliefert und gegenseitig für die dramatisch verschlechterte Sicherheitslage in Afghanistan verantwortlich gemacht. So hatte Karsai noch am Mittwoch kurz vor dem gemeinsamen Abendessen erklärt: "Wie kann es sein, dass die afghanische Bevölkerung die internationale Staatengemeinschaft um mehr Schulen, bessere Bildungschancen und Investitionen in das Gesundheitswesen bittet und gleichzeitig das Land zerstört? Das macht keinen Sinn. Da muss jemand anders hinter stecken, und dieser jemand sind die Terroristen, die in Pakistan Schutz genießen. Diesen Schonraum darf es nicht länger geben."

Zuvor hatte Präsident Musharraf Karsai mit einem Strauß verglichen, der den Kopf in den Sand Stecke und die Wirklichkeit ignoriere: "Im Moment verkennen Afghanistan und sein Präsident Karsai die Lage total. Dabei kennt er die Lage. Aber er ignoriert sie und findet es bequemer, Pakistan zu beschuldigen und zu behaupten, (der Talibanführer) Mullah Omar sei bei uns."

Die Taliban agieren weiter

Geheimdienst- und Sicherheitsexperten in den USA stellen Pakistan zwar ein gutes Zeugnis bei der Bekämpfung der El Kaida aus. Dagegen operiere die Taliban aber weitgehend unbehelligt in Pakistan, vor allem im Grenzgebiet zu Afghanistan. Das Nachrichtenmagazin "Newsweek" berichtet in seiner jüngsten Ausgabe, dass Übergriffe von Talibankräften aus der pakistanischen Provinz Wasiristan in Richtung Afghanistan in jüngster Zeit stark zugenommen hätten. Pakistan war das einzige Land in der Region, das das Taliban-Regime diplomatisch anerkannt hatte, bevor es Ende 2001 mit amerikanischer Hilfe gestürzt wurde.