1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

XING auf Expansionskurs

4. August 2009

Online-Netzwerke gibt es viele. Doch XING fällt etwas aus dem Rahmen: Drei Millionen Mitglieder hat XING in Deutschland. Seit 2006 ist das Unternehmen an der Börse - und verdient Geld.

https://p.dw.com/p/J2Rn
Logos der Online Communities Facebook Twitter und Xing

Bei XING klingelt kein Telefon: Auf Yee Wah Tsois Bildschirm blinkt es, wenn ein Kunde sie erreichen will. Doch dass die Fragen telefonisch geklärt werden, ist eher selten beim Business-Netzwerk XING. Auch im Kundenservice wird größtenteils online weiter geholfen. Das geht schneller und ist effizienter, schließlich hat XING sieben Millionen Mitglieder weltweit.

Lars Hinrichs, Gründer des Internet-Netzwerkes XING (Foto: dpa)
Lars Hinrichs, Gründer des Internet-Netzwerkes XINGBild: picture alliance / dpa

Vor sechs Jahren gründete Lars Hinrichs das Unternehmen in Hamburg. Dort hat XING nach wie vor seinen Hauptsitz. Mit prominenter Adresse: Am Gänsemarkt 43, mitten in der Stadt, wo 200 der insgesamt 240 Mitarbeiter angestellt sind. Stefan Groß-Selbeck führt seit einem Jahr die Geschäfte, hat Hinrichs als Vorstandsvorsitzenden von XING abgelöst. Vorher war er Geschäftsführer bei Ebay Deutschland – kennt sich aus mit dem Online-Geschäft. "Untersuchungen zeigen, dass letztlich alle Menschen auf der Welt über höchstens sechs Ecken miteinander irgendwie bekannt sind. Das macht sich XING zu Nutze“, erklärt der 41jährige.

Kein Spaßnetzwerk

Junge Frau mit Laptop (Foto: dpa)
Karriereplanung geht heutzutage oft über das InternetBild: picture-alliance / chromorange

XING ist ein Online-Netzwerk, in dem sich die Mitglieder auf einer eigenen Seite mit einem Lebenslauf, Foto und ihren Interessen vorstellen können. Mit verschiedenen Suchfunktionen können die Nutzer die Profile anderer Mitglieder finden und mit diesen in Kontakt treten. Auf diese Weise können Mitglieder etwa Angestellte einer bestimmten Firma, Absolventen ihrer Uni oder andere Mitglieder mit einem gemeinsamen Hobby finden.

Julia Schmidt ist seit zwei Jahren Mitglied bei XING. "Anfangs habe ich XING hauptsächlich genutzt, um alte Schulfreunde oder Freunde zu finden“, sagt die 33jährige Marketingassistentin. Doch zwischenzeitlich nutze sie es auch, um berufliche Kontakte aufzubauen. Genau das ist die Intention von XING, macht auch Stefan Groß-Selbeck deutlich. Man sei kein Spaßnetzwerk, der Kunde müsse einen konkreten Nutzen haben.

Mittleres Management gesucht

Stefan Groß-Selbeck ist der Vorstandsvorsitzende des Online-Netzwerks Xing (Pressefoto Xing)
Stefan Groß-Selbeck ist der Vorstandsvorsitzende des Online-Netzwerks XingBild: XING

Auch Personalberater oder Mitarbeiter von Personalabteilungen von Unternehmen nutzen XING, um neue Mitarbeiter zu identifizieren und anzusprechen. Es dient dazu, sich als erstes einen Überblick zu verschaffen, so die Experten. Thomas Tomkos ist Partner bei der Personalberatung Russell Reynolds Associates. "Ich persönlich nutze XING nicht zur Akquisition, da ich in erster Linie Führungskräfte für die oberste Ebene suche und vermittle", erläutert Tomkos. Und die seien eher selten bei Online-Netzwerken zu finden. In diesem Segment greife man auf andere Möglichkeiten zurück, so der Personalberater. Allerdings gebe es durchaus Unternehmen der Branche, die sich auf das mittlere Management oder auf Fachkräfte spezialisiert haben - für sie spiele XING als erste Informationsquelle und Kontaktmöglichkeit in der Tat eine Rolle.

Xing generiert 80 Prozent seiner Einnahmen durch Mitglieder, die für eine Premiummitgliedschaft im Monat rund fünf Euro zahlen, 15 Prozent werden mit Stellenanzeigen und fünf Prozent mit Werbung verdient. Seit 2006 ist das Unternehmen an der Börse – und steigerte seinen Umsatz 2008 um 80 Prozent von knapp 20 auf 35,3 Millionen Euro.

Expansion ins Ausland

Screenshot XING türkisch
Xing ist unter den Business-Netzwerken auch in der Türkei MarktführerBild: XING

Eine riesige Weltkarte ziert die Großraumbüros in der Hamburger Zentrale. Sie steht für die Idee des Firmengründers Hinrichs, mit der Kontaktplattform im Internet in die Welt zu ziehen. Derzeit liegen die Kernmärkte von Xing in Deutschland, Österreich und der Schweiz – doch Vorstandschef Groß-Selbeck hat weitere Expansionspläne: "Im Ausland fokussieren wir uns auf bestimmte Kernmärkte, in denen wir eine gute Basis haben. Dazu gehört die Türkei, wo wir Marktführer sind. Aber auch Spanien und Italien.“ Xing ist mit lokalen Teams in diesen Ländern vertreten und investiert dort, um weiter zu wachsen.

Laut einer Emnid-Umfrage im Auftrag von Vodafone sind 47 Prozent der deutschen Internetnutzer Mitglied in einem sozialen Netzwerk. Unter den 14- bis 29jährigen liegt der Anteil der Mitglieder einer Online-Community sogar bei 89 Prozent. Längst sprechen Soziologen hier von der „Generation Upload“. Immer mehr Netzwerke drängen auf den Markt, stellen sich der Konkurrenz von Facebook, StudiVZ oder Lokalisten.de. XING muss am Ball bleiben, um weitere Kunden zu generieren. Seit einigen Wochen bietet das Business-Netzwerk eine Neuerung, erklärt Stefan Groß-Selbeck: "Das Neue ist, dass wir jetzt auch Applikationen von Dritten in die Plattform integrieren können.“ 16 Applikationen können sich die XING-User herunterladen, finden dort Nachrichten, Instrumente zum Projektmanagement, zur Terminkoordination oder Reiseplanungen. Die Kunden öffnen XING und können die Anwendungen dann über ihre eigene XING-Seite nutzen.

Autor: Verena Herb

Redaktion: Rolf Wenkel