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Buy Bush, Sell Kerry

Stephan Bachenheimer 30. September 2004

Wer gerne an der Börse spekuliert, der sollte in diesen Tagen auf Bush setzen. In den letzten vier Wochen sind Bush-Futures von 0,50 Dollar auf 0,68 Dollar gestiegen. Kerry ist gefallen: von 0,50 auf 0,32 Dollar.

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Bush und Kerry and der Börse? Weil in Amerika bekanntlich nichts unmöglich ist, boomt der Handel mit den US-Präsidentschaftskandidaten am „Iowa Electronic Market“, den die Universität von Iowa im Internet betreibt. Mit Amerikas Wahlkampf lässt sich so auf die gleiche Weise Geld verdienen wie mit dem Handel von Heizöl, Kakao oder Sojabohnen.

Natürlich hat das Ganze einen tieferen Sinn: Der so gewonnene Marktpreis hat angeblich eine bessere Aussagekraft als jegliche Meinungsumfrage. Denn wer sein eigenes Geld aufs Spiel setzt, so die Theorie, überlegt sich seine Meinung genauer, als jemand der am Telefon rasch einen Meinungsforscher abwimmeln möchte.

Stimmt diese Annahmen – und die Iowa-Börse hat auch die Wahl von Arnold Schwarzenegger zum Gouverneur vorhergesagt – dann sieht es schlecht aus für den Demokraten Kerry. Der Mann ist womöglich schon bald keinen Cent mehr wert.

Nicht nur die Börse scheint Kerry abzuschreiben. Selbst eingefleischte Demokraten beschleicht das Gefühl, dass Kerry das Rennen verliert. Kein demokratischer Präsidentschaftskandidat hatte jemals soviel Geld für seinen Wahlkampf zur Verfügung wie John Kerry. Selten war ein Amtsinhaber so angreifbar wie George W. Bush, der wegen nicht existierender Massenvernichtungswaffen einen Krieg anzettelte. Aber selbst fünf Wochen vor der Wahl ist John Kerrys Wahlkampf so inspirierend wie eine TV-Dauerwerbesendung.

Kerry ist kein Rhetoriker wie Clinton. Kein Mann, der im karierten Hemd auf seiner Ranch Pressekonferenzen gibt wie Bush. Kerry ist Berufspolitiker, der es allen recht machen will. John Kerry ist für schärfere Waffengesetze und lässt sich bei der Jagd fotografieren. Als Senator hat er für den Irak Krieg gestimmt. Als Wahlkämpfer wirft er Bush den Einmarsch in den Irak vor. Nur: Anders als Bush kann Kerry inhaltliche Widersprüche nicht durch kumpelhaftes Auftreten kitten.

Wahlkampf in Amerika ist Marketing. Der Kandidat ist ein Produkt, das mit einem Riesenbudget professionell beworben wird wie Cola oder Waschmittel. Zielgruppen werden klar identifiziert, ein unverwechselbarer Claim wird entworfen, das Produkt wird positioniert. Dem Wahlkampfprodukt Kerry fehlt der Claim, die Zielgruppen werden verwischt, die Verpackung lässt zu wünschen übrig. Und die Konkurrenz verkauft sich deutlich besser. Kaum jemand glaubt da noch an den Turnaround des Unternehmens.

So sinkt der Börsenwert von John Kerry in diesen Wochen so rapide, wie bei einem Internet-Startup nach der Gewinnwarnung. Auch Politik folgt dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Enttäuschten Kerry-Anhängern bleibt zum Trost der Erwerb von Bush Papieren: die versprechen einen satten Gewinn bei geringem Risiko.

PS: Die Bush- und Kerry-Futures lassen sich erwerben unter http://www.biz.uiowa.edu/iem/

Jeder Anteil mit dem Namen des Gewinners der US-Wahlen ist am Stichtag einen Dollar wert, unabhängig vom Einkaufspreis. Die Papiere des Verlierers werden wertlos.