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BVB-Südtribüne wird gesperrt

13. Februar 2017

Keine Gelbe Wand: Europas größte Stehplatztribüne wird am 21. Bundesliga-Spieltag leer bleiben. Borussia Dortmund akzeptiert die Sperre der Südtribüne als Strafe für die Eskapaden im Leipzig-Spiel - aus gutem Grund.

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Dortmund - Signal Iduna Park - Leere Südtribüne
Bild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto/R. Ibing

Die Entscheidung hatte sich angedeutet: Nachdem am Sonntag Mitglieder der Vereinsführung in der Zentrale der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA. am Dortmunder Rheinlanddamm beraten hatten, berichteten bereits erste Medien über die Tendenz zur Akzeptanz der Sperre beim BVB. Die Erkenntnis, dass man mit einem Widerspruch gegen den Strafantrag des Kontrollausschusses des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in der Öffentlichkeit vermutlich das Bild entstanden wäre, dass man sich hinter die "Fans" stellen würde, die RB Leipzig verunglimpft und übel beleidigt hatten, gab wohl den Ausschlag.

Borussia Dortmund verzichtet somit auf einen Kampf gegen die Sperrung seiner gigantischen Südtribüne für ein Spiel. Das gab der Verein am Montag bekannt. Der entsprechende Strafantrag des DFB ist damit rechtskräftig. Beim kommenden Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am 21. Spieltag bleibt damit die Südtribüne leer. 25.000 Zuschauer weniger werden die Partie damit verfolgen. Hinzu kommt eine Strafe in Höhe von 100.000 Euro. Der DFB wurde aktiv, weil BVB-Fans vor dem Spiel gegen RB Leipzig (1:0) beleidigende Plakate präsentiert hatten. Unter anderem wurde RB-Sportdirektor Ralf Rangnick ein Suizid nahegelegt. Während des Spiels bei 1899 Hoffenheim (2:2) seien zudem mehrmals Schmählieder gesungen worden, beim Hinspiel in Leipzig (0:1) monierte der Kontrollausschuss "ein beleidigendes Banner im Dortmunder Block".

Bundesliga | Borussia Dortmund vs  RB Leipzig
"Bullen schlachten" - zahlreiche beleidigende Parolen sorgten im Spiel BVB-RB für einen EklatBild: picture-alliance/S. Simon

Der BVB spielte wegen vergangener Verfehlungen "auf Bewährung"

Wegen früherer Zuschauerausschreitungen spielte der BVB zuletzt unter besonderer Beobachtung. Am 8. Juli 2016 war vom DFB-Sportgericht ein Teilausschluss für den Unterrang der Südtribüne auf Bewährung ausgesetzt worden. Diese Bewährung wird nun widerrufen. Der Oberrang wird aufgrund der jüngeren Vergehen gesperrt. Ausdrücklich keine Auswirkungen hat die Sperre auf die juristische Verfolgung der Randalierer, die vor dem Spiel gegen RB am 4. Februar Steine und Flaschen auf Gästefans geworfen hatten. Zehn Personen wurden dabei vor dem Stadion verletzt. Diese Vorfälle ereigneten sich außerhalb der Arena und werden daher gesondert betrachtet.

Borussias Zustimmung basiere auch auf der Überzeugung, "dass es in der emotional noch immer aufgeladenen Atmosphäre derzeit weder möglich noch sinnvoll erscheint, eine inhaltliche Debatte über ein im juristischen Sinne 'angemessenes', 'erforderliches', 'verhältnismäßiges' oder 'weitsichtiges' Strafmaß zu führen", heißt es in der Pressemitteilung der Westfalen. Man sehe außerdem die Gefahr, "dass die Ablehnung des Strafantrages oder von Teilen seiner Inhalte durch den BVB als mangelnde Einsicht des Klubs in das krasse Fehlverhalten von Teilen der Fans fehlinterpretiert werden könnte. Dieser Eindruck wäre fatal!"

Obwohl der BVB die Sanktion annahm, kritisierte der Verein das Strafmaß als zu pauschal: "Wir möchten an dieser Stelle aber auch zum Ausdruck bringen, dass wir eine Kollektivstrafe gegen 25.000 Zuschauer, von denen eine überwältigenden Mehrheit weder ein Tat- noch ein Schuldvorwurf zu machen ist, für unverhältnismäßig halten", hieß es in einer Pressemitteilung: "Dies sind wir schon unseren vielen friedlichen Anhängern auf der Südtribüne schuldig, die sich jederzeit tadellos verhalten haben." BVB-Coach Thomas Tuchel hatte die absehbare Strafe bereits am Wochenende als "ein Drama" bezeichnet. "Wir sprechen von der Tribüne in Europa und vielleicht auf der Welt schlechthin, einem ganz besonderen Ort des Fußballs, der eine besondere Symbolkraft hat", sagte Tuchel einem Bericht der Funke Mediengruppe.

jw/ck (mit sid, dpa)

Joscha Weber Bonn 9577
Joscha Weber Was ist echt? Und was nicht? Darauf sucht Faktenchecker Joscha Weber täglich Antworten.@joschaweber