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Cap-Anamur-Mitarbeiter frei

Wim Abbink20. Juli 2004

Vier Tage nach ihrer Festnahme in Italien hat ein Haftrichter die Freilassung der drei Cap-Anamur-Mitarbeiter angeordnet. Ihnen droht aber weiter eine Anklage und ein Prozess.

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Weiterhin beschlagnahmt: die "Cap Anamur" in Porto EmpedocleBild: AP

Trotz der Freilassung der drei Cap-Anamur-Mitarbeiter ist die Affäre um die deutsche Hilfsorganisation alles andere als zu Ende. Zwar durften Cap-Anamur-Chef Elias Bierdel, der Kapitän des Flüchtlingsschiffes und dessen Erster Offizier am Freitag (16.06.2004) nach fünf Tagen ihre Zellen räumen. Doch die Vorwürfe gegen sie bleiben aufrecht. Der Untersuchungsrichter hat nämlich den von der Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwurf der Beihilfe zur illegalen Einwanderung bestätigt.

Aufenthaltsverbot für Süditalien

"Die Cap-Anamur-Männer waren sehr glücklich über ihre Freilassung, zugleich aber besorgt um das Schicksal des Schiffes und der übrigen Besatzung", sagte die kommunistische italienische Europa-Abgeordnete Luisa Morgantini, die die Inhaftierten besuchte, als ihnen gerade ihre Freilassung mitgeteilt wurde. Morgantini wurde vom deutschen Europaabgeordneten Tobias Pflüger (PDS) begleitet, der vor allem die "problematischen Haftbedingungen" kritisierte.

Elias Bierdel von Cap Anamur freigelassen
Elias Bierdel nach der FreilassungBild: AP

Bierdel und Schiffskapitän Stefan Schmidt dürfen erst wieder zum Prozess nach Sizilien zurückkehren, denn der Untersuchungsrichter hat über sie ein Aufenthaltsverbot für die Insel und die beiden süditalienischen Regionen Kalabrien und Apulien verhängt - ganz offensichtlich wegen des Verdachts, sie könnten erneut Flüchtlinge ins Land "schmuggeln".

Zunehmende Zweifel an der Hilforganisation

Völlig offen bleibt nicht nur das Schicksal des konfiszierten Hilfsschiffes, sondern vor allem auch das Schicksal der 37 Afrikaner, die die "Cap Anamur" schon im Juni südlich von Sizilien gerettet hatte und erst nach dreiwöchiger Wartezeit an Land bringen konnte. Nachdem Deutschland dem Wunsch der Männer nach politischem Asyl in der Bundesrepublik eine Absage erteilt hatte, stellten sie ihr Asylgesuch in Italien - die Erfolgsaussichten sind jedoch denkbar gering. Innenminister Giuseppe Pisanu hat bereits die Abschiebung der Afrikaner in ihre Heimatländer angedeutet. Nach Angaben der italienischen Behörden kommen sie aus Nigeria, Niger und Ghana und nicht wie von "Cap Anamur" angegeben aus der sudanesischen Krisenprovinz Darfur.

Derweil kommen immer mehr Zweifel am Vorgehen der Hilfsorganisation auf. Selbst Gründer Rupert Neudeck wollte nicht ausschließen, dass die spektakuläre Aktion mit den Flüchtlingen zumindest teilweise für die Medien inszeniert wurde. Auch die Bundesregierung äußerte zunehmende Zweifel an den von "Cap Anamur" berichteten Umständen der Aufnahme der Flüchtlinge. Ob es sich um Hilfe aus Seenot oder um Beihilfe zur illegalen Einwanderung nach Italien gehandelt habe, könne noch nicht abschließend bewertet werden, erklärte der stellvertretende Regierungssprecher Hans-Hermann Langguth.

Rupert Neudeck
Rupert Neudeck, der Gründer der Hilfsorganisation "Komitee Cap Anamur"Bild: AP