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Stereo für die Augen

5. März 2010

Das Fernsehen in der dritten Dimension ist nicht mehr aufzuhalten. Auf der CeBIT starren immer mehr Besucher mit einer Shutterbrille andächtig auf Monitore, die für das unbewaffnete Auge nur bunten Pixelmüll zeigen.

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Symbolbild: Eine 3 und ein großes D als große Styroporbuchstaben an einem Messestand (Foto: DW)
3D ist das große Thema auf der CeBIT 2010Bild: DW/Rolf Wenkel
Ein CeBIT-Plakat: "Next level 3D - see the difference" (Foto: DW)
Eine ganze Halle für "Next level 3D"Bild: DW/Rolf Wenkel

Spätestens seit der diesjährigen Consumer Electronics Show in Las Vegas ist klar: Die großen Player in der Unterhaltungsindustrie wollen das dreidimensionale Fernsehen in die Wohnzimmer bringen. Nahezu alle großen TV-Hersteller haben noch für dieses Jahr 3D-fähige Fernseher angekündigt, und auf der CeBIT in der Halle 16 präsentieren diverse Hersteller unter dem Motto "Next level 3D" ihre stereoskopischen Produkte fürs Wohnzimmer und Büro.

Wie man räumliche Bilder erzeugt, ist zwar im Prinzip seit über 100 Jahren bekannt. Doch die heutigen Verfahren sind viel ausgereifter und haben nichts mehr mit den Rot-Grün-Brillen zu tun, mit denen man zwar räumliche Bilder bekam – aber häufig genug auch Kopfschmerzen. Wer die Welt dreidimensional zeigen will, muss in schneller Folge zwei versetzte Bilder zeigen. Das reduziert die Auflösung und die Helligkeit – und war mit Röhrenfernsehern nicht zu machen.

Durchbruch mit LEDs

Bernd Duckstein vom Heinrich Hertz Institut der Fraunhofer-Gesellschaft zeigt in der Halle 16 auf der CeBIT 2010 am Freitag, den 5. März auf einen 3D-Bildschirm (Foto: DW)
Bernd Duckstein vom Heinrich Hertz Institut der Fraunhofer-GesellschaftBild: DW/Rolf Wenkel

Kein Wunder, dass der Durchbruch der 3D-Technik mit den extrem hellen Leuchtdioden und den Flachbildschirmen kam, meint Bernd Duckstein vom Heinrich Hertz Institut in Berlin, einem der rund 60 Institute der Fraunhofer-Gesellschaft. "Die heutigen Verfahren basieren darauf, dass man aktive Brillen trägt, die abwechselnd den Blick auf den Fernseher für das linke und das rechte Auge freigeben. Das geht in sehr schneller Folge heutzutage, und das ist der technische Fortschritt. Moderne Flachbildschirme können jetzt mit sehr hohen Frequenzen die Bilder wechseln, sodass ich diesen Wechsel nicht mehr wahrnehmen kann."

Sony, Toshiba, Samsung und LG haben 3D-fähige Geräte noch für dieses Jahr angekündigt, die nach diesem Prinzip funktionieren. Und Ulrike Kuhlmann, Redakteurin beim Computermagazin c't, ist überzeugt, dass sich diese Technik durchsetzen wird, wenn auch nicht von heute auf morgen: "Es wird noch eine Weile dauern, bis das wirklich in die breite Masse geht. Wer ab nächsten Monat 3D sehen will, der braucht einen neuen, 3D-fähigen Fernseher, eine Shutterbrille und einen Zuspieler, also einen 3D-BluRay-Payer, und das Ganze wir so ab etwa 3.000 Euro zu haben sein."

Es geht auch ohne Brille

Ganz ohne eine Brille kommt ein anderes Verfahren aus, das das Heinrich Hertz Institut in der Halle 16 zeigt. Gestochen scharfe räumliche Bilder – allerdings nur, wenn man exakt gerade davorsteht. Der Nachbar schräg daneben sieht nur Doppelbilder und ärgert sich. Autostereoskopische Displays nennt der Fachmann diese Geräte. "Diese Bildschirme sind Einpersonenmonitore", sagt Bernd Duckstein. "Das ist nicht fürs Fernsehen gedacht, wo mehrere Personen gleichzeitig einen 3D-Film gucken wollen. Klares Nein, das kann unser Gerät nicht." Aber dafür liefern diese Geräte eine sehr hohe Bildqualität, die hauptsächlich in professionellen Bereichen wie in der Medizintechnik, in der Konstruktion, in Bereichen wie Ausbildung und für Trainingssysteme gebraucht wird. "Oder auch in der Telerobotik, der Fernsteuerung von Robotern in Bereichen, wo keiner hingehen darf, wo man auch ein Gerät exakt steuern muss und deshalb auch räumlich genau sehen muss, was vor sich geht." Überall in diesen Bereichen bedeute das hochauflösende 3D-Bild einen Mehrwert für die Arbeit von Profis.

Ein Mann schaut durch eine 3D-Brille (Foto: CeBIT Website)
Bild: ceBIT.de

Man sieht: 3D wird nicht nur ins Wohnzimmer einziehen, sondern in nicht allzu weiter Zukunft viele Lebensbereiche erobern, zum Beispiel die Küche. In der Halle neun auf der CeBIT hat das Heinrich Hertz Institut eine Küchenzeile aufgebaut, in der die Hausfrau mit räumlichen Gesten Geräte steuern kann. Natürlich frage man sich erst einmal, was das Ganze soll, gibt Bernd Duckstein zu. "Aber so dumm ist das gar nicht, denn jeder, der mal einen Teig geknetet hat und mit verklebten Händen ein Kochbuch umgeblättert hat, der wird sich ärgern über die Fettflecken." Künftig werde das Kochbuch einfach durch einen Fingerzeig umgeblättert. "Und man kann dann wieder auf das Programm der Deutschen Welle umschalten – es ist einfach ein intuitives, einfaches Arbeiten", so Duckstein.

Autor: Rolf Wenkel, z. Zt. Hannover

Redaktion: Judith Hartl