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CES Las Vegas: Selbstfahrende Autos im Fokus

Benjamin Bathke
2. Januar 2017

Die Consumer Electronics Show in Las Vegas steht vor der Tür. Im Gespräch mit der DW erklärt CTA-Chefökonom Shawn DuBravac die entstehende Mobilität-auf-Abruf-Branche und welche Rolle Daten bei Kundenwünschen spielen.

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GM CEO Mary Barra
Bild: CES

Es ist wieder so weit: Vom 3. bis zum 8. Januar findet in Las Vegas die 50. Consumer Electronics Show statt. Voraussichtlich 160.000 Besucher werden in die Wüstenstadt kommen um einen Blick auf Technologien der Zukunft zu erhaschen. Die erste Messe fand 1967 in New York statt - mit 117 Ausstellern und 17.500 Besuchern. Dieses Jahr sind es allein in der Autobranche 138 Firmen, die auf über 18.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ihre Produkte und Innovationen zeigen. Im Gespräch mit der DW verrät Shawn DuBravac, Chefökonom der Consumer Technology Association (CTA), wie alteingesessene Automarken in einer fahrerlosen Zukunft relevant bleiben können.

DW: Was kann die Welt dieses Jahr von der Consumer Electronics Show erwarten?

Shawn DuBravac: Die CES ist zu einer globalen Bühne für Innovation geworden. Ungefähr ein Drittel der Besucher wird aus dem Ausland kommen, und es werden mehr als 600 Startups da sein. Ich schätze, dass 20 Prozent aller teilnehmenden Firmen vor drei Jahren noch nicht existierten. Die CES ist weiterhin das Event für die Zukunft des Entertainments und des Fernsehens. Sie bietet auch einen Einblick in die Welt der Startups.

Shawn DuBravac CES
Shawn DuBravac bei einer Präsentation Bild: CES

Newcomer Faraday Future wird wohl wieder eine der Automarken sein, die sich auf der Messe zeigen. Können Sie uns ein paar Details verraten?

Faraday Future hat während der CES 2016 einen Prototypen ihres Elektroautos vorgestellt. Dieses Jahr werden sie wohl ihren ersten Serienwagen enthüllen. Darauf ist jeder gespannt. Die kalifornische Firma steht exemplarisch für den rasanten Wandel und immer kürzere Innovationszyklen. Aber Faraday ist nur eine von vielen Firmen im Transportsektor, die bei der CES große Ankündigungen machen werden.

Europas größter Autokonzern Volkswagen hat vor Kurzem angekündigt, man wolle bis 2025 einen 'substantiellen Teil' der Umsätze mit Mobility Services wie Car Sharing einfahren. GM hat 479 Millionen Euro in Lyft investiert, BMW eine unbekannte Summe in Carpooling Service Scoop. Ist der Mobilität-auf-Abruf-Markt gehypt oder der einzige Weg wie Autoriesen relevant bleiben können?

Autohersteller werden weiterhin Autos bauen. Letztendlich sind Firmen darauf aus, aus ihrer Forschung und Entwicklung Geld zu machen. Mit anderen Worten: Aus allem, was in die Produktion eines Autos gesteckt wird. Aber die Zukunft der Mobilität bewegt sich eindeutig in Richtung selbstfahrende Autos, die die Massen durch Dienste wie Uber, Lyft oder andere, noch nicht existierende Unternehmen erreichen werden. Die Technologie wird höchstwahrscheinlich durch diesen Flotten-Ansatz auf den Markt kommen. Natürlich schauen OEMs [Original Equipment Manufacturers] darauf, wie sie eine entscheidende Rolle in diesem sich rasant wandelnden Markt spielen können. Der Wandel der Basistechnologien und die Markteinführung selbstfahrender Autos wird neuartige Ansätze wie Car-Sharing-Angebote und On-Demand-Modelle zur Folge haben, die sich vorhandene Technologien und die Marktnachfrage zu Nutze machen werden.

Werden Autohersteller den Löwenanteil ihres Umsatzes in Zukunft nicht mehr mit Autos, sondern mit Apps und anderen Diensten generieren?

Autohersteller haben jahrzehntelange Erfahrung darin, sich an wandelnde Gegebenheiten anzupassen. Seit den Tagen Henry Fords achten sie genau auf Kundenwünsche und wie ihre Produkte gebraucht werden. Genauso wie sie viel in Design gesteckt haben, um wandelnden Kundenansprüchen gerecht zu werden, investieren sie nun in neue Eigner- und Nutzungsmodelle. Das könnte beispielsweise ein Truck mit einer bestimmten Ausstattung oder ein Hybrid-Minivan sein, für den sich ein gewisses Kundensegment interessiert.

CES 1967 NYC
Consumer Electronics Show Show 1967 in New YorkBild: CES

Können innovative Mobilitätslösungen außerhalb des Silicon Valleys entstehen?

Die traditionellen Autokonzerne, ganz gleich ob Mercedes, BMW oder Ford, werden auch weiterhin Neuerungen einführen. Die Herangehensweise wird facettenreich sein: Sie werden in Firmen investieren, die den Transportmarkt umkrempeln; Aber sie werden auch versuchen, diesen Wandel selbst herbeizuführen.

Welche Vorteile verspricht eine fahrerlose Zukunft?

Der Auslastungsgrad eines Durchschnittsautos beträgt heutzutage nur vier Prozent. Bei selbstfahrenden Autos sind 96 Prozent und mehr denkbar. Das bedeutet, dass die Welt in Zukunft deutlich anders aussehen wird. Automobilfirmen versuchen herauszufinden, welche Nutzer-Modelle im Zusammenhang mit ihrem Hauptprodukten, nämlich Autos und anderen Fahrzeugen, aussehen könnten. Aber auch Daten rücken immer mehr in den Fokus von Herstellern, weil Firmen damit Neuerungen für den Markt feinjustieren können. Außerdem kann man mit genügend Informationen individuell auf Kundenwünsche eingehen. Zudem können bei Nutzungsraten von 95 Prozent Daten genutzt werden um sicherzustellen, dass die Fahrzeuge hinreichend gewartet werden. So ähnlich geschieht das schon in der Luftfahrtbranche, wo Fluggesellschaften immer mehr digitale Informationen nutzen, um Triebwerke und andere Bauteile zu warten.

Welche Risiken entstehen, wenn so viele Daten gesammelt werden?

Firmen in diesem Geschäft tun üblicherweise alles, um Datenschutz und Sicherheit zu gewährleisten. Ich glaube, dass Informationen dann geteilt werden, wenn der Nutzen größer ist als das Risiko. Abgesehen von einigen ersten Tests wie in Pittsburgh von Uber können wir noch nicht absehen, wie selbstfahrende Dienste aussehen werden. Im Großen und Ganzen sträuben sich Verbraucher mittlerweile nicht mehr, Informationen preiszugeben falls ihnen so eine bessere Erfahrung geboten wird. Ich spreche von Musik auf Abruf oder personalisierten Filmempfehlungen. Auch hier gilt: Was wir in der selbstfahrenden Zukunft sehen werden, ist eine Erweiterung dessen, was wir schon jetzt in anderen, bereits digitalisierten Industrien sehen.

Wie stellen Sie sich die Mobilität der Zukunft vor?

Es wird noch ein paar Jahrzehnte dauern, bevor selbstfahrende Autos Realität für die Massen sein werden. Viele Neuerungen in der nahen Zukunft werden Fahrassistenz-Technologien sein, die Mobilität angenehmer und sicherer machen sollen. In fünf bis sechs Jahren werden dann OEMs selbstfahrende Autos auf den Markt bringen. Aber natürlich wird nicht jedes Auto über Nacht mit selbstfahrenden Vehikeln ersetzt. Nutzungsraten werden ansteigen, die Eigentümerquote wird sinken. Als Resultat von immer mehr selbstfahrenden Autos auf den Straßen werden sich Verbraucher nach und nach an eine fahrerlose Zukunft mit all ihren alltäglichen Auswirkungen gewöhnen.

Dr. Shawn DuBravac ist Chefökonom der CTA, ein vielgebuchter Redner und erfolgreicher Autor zu Themen wie Finanzen, Wirtschaft und Technologie. Sein neuestes Buch: "Digital Destiny: How the New Age of Data Will Transform the Way We Work, Live, and Communicate", wurde 2015 veröffentlicht.