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Chancen durch Bio-Anbau

Dirk Bathe28. Januar 2005

80 Prozent der Menschen in Uganda leben von dem, was die Erde hergibt. Im Westen des Landes steigen tausende Kleinbauern auf ökologische Landwirtschaft um. Ziel: mehr und bessere Nahrungsmittel zu produzieren.

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Halten länger und erzielen höhere Preise: Öko-Produkte in UgandaBild: Das Fotoarchiv


Seit ein Teil der Ruwenzori-Berge im Westen Ugandas in den 1990er Jahren zum Nationalpark erklärt wurde, dürfen die Bauern ihren Speisezettel nicht mehr mit gejagtem Wild oder gesammelten Pilzen ergänzen. Das, was auf den Feldern angebaut und geerntet wird, muss reichen. So wuchs der Zwang, mehr aus den Böden heraus zu holen.

Die Frau führt die Familie

Die Bauern sind nicht von allein auf die Idee gekommen, vorhandene Ressourcen für den Anbau ihrer Früchte besser zu nutzen. Auf den Weg gebracht haben sie ugandische Nichtregierungs-Organisationen. Seit 2000 gibt es Projekte und Kampagnen für Organic Farming, also Bio-Anbau.

Topographische Karte von Uganda
Der Westen von Uganda wechselt zum Bio-AnbauBild: AP

Wie die AMA, die "Agribusinness Management Associates", die im gesamten Westteil Ugandas mit Vertretungen auf lokaler Ebene präsent ist. Dort, wo auch die AMA-Vertreter zu Hause sind und die Bevölkerung kennen. Und damit auch den Zugang zu den Bauern haben. Oder genauer: zu den Bäuerinnen.

"Tatsächlich treten wir an die Familien heran. Und hier führt die Frau die Familie, dann erst kommen der Mann und die Kinder", erklärt der lokale AMA-Chef Bazori Bahati. Die Männer unterstützen ihre Frauen nur gelegentlich auf dem Feld, so Bahati. Auch wenn man versuche, die Männer zu mehr Mitarbeit zu bewegen, sei es nur mit Hilfe der Frauen möglich, die Landwirtschaft zu verbessern.

Bio hält länger

Schon nach den ersten ein, zwei Ernten waren die Frauen und mit ihnen die Männer überzeugt: Wenn wir biologische Materialien einsetzen, dann werden unsere Matooke, unsere Kochbananen grüner und praller, dann kann unser Mais besser über die Trockenzeit kommen und die Vanille wächst schneller, stellten sie fest. Das ist die eine Seite. Die andere: Auch auf den lokalen Märkten kommen die Produkte besser an, lassen sich höhere Preise erzielen. Denn die Kunden bevorzugen Bio-Produkte, weil sie länger halten, auch ohne Kühlschrank, den sowieso kaum jemand hat.

Um die Lebenssituation der Bauern nachhaltig zu verbessern, hat AMA sie davon überzeugt, es auch mit anderen Produkten als den traditionell üblichen zu probieren. Manche versuchen jetzt, zusätzlich Kardamon anzubauen, ein Gewürz, das sie noch gar nicht kannten. Andere setzen auf neue Kartoffelsorten oder auf besser angepasste Passionsfrüchte.

Kommunikationsmittel fehlen

Doch was geerntet wird, soll auch verkauft werden - und Marketing ist das Hauptproblem aller Bauern in diesem Teil des Landes. Die Hauptstadt Kampala mit ihrem Nachfragepotential ist weit entfernt, mit dem Laster dauert es mindestens sechs Stunden, und kaum jemand kann sich überhaupt leisten, einen zu mieten. Aber die größeren Orte in der Nähe könnten interessante Absatzmärkte sein. Wenn die lokalen Farmer wüssten, was dort nachgefragt wird.

Um an solche Informationen zu kommen, fehlt es aber an Kommunikationsmitteln: Kein Internetanschluss, keine Telefonleitung, kein Anschluss an das nationale Stromnetz. Deshalb befürchten viele Bauern und mit ihnen die Organisationen wie AMA, dass der aufblühende Handel mit Bio-Produkten nicht weiter entwickelt werden kann, die relative Armut also bestehen bleibt.