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Chancen nutzen in Entwicklungsländern

2. Juli 2009

Entwicklungshilfe bedeutet nicht nur Hilfe für Entwicklungsländer, sondern auch Chancen für heimische Unternehmen. Darüber diskutierten in Köln wichtige Akteure der Entwicklungshilfe mit Vertretern der Wirtschaft.

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Deutscher Entwicklungshelfer in Niger (Foto: dpa)
Deutsche Entwicklungshelfer sind in Afrika aktivBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Trotz Wirtschaftskrise ist der Etat der Bundesregierung für die Entwicklungszusammenarbeit 2009 auf 5,7 Milliarden Euro angestiegen. Die Hälfte dieser Summe geht an bilaterale Projekte, die andere Hälfte teilen sich die multilateralen Institutionen wie die Weltbank und private Hilfsorganisationen.

Deutsche Experten beraten äthiopische Handwerker (Foto: dpa)
Experten der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) beraten äthiopische HandwerkerBild: picture-alliance/dpa

Die bilaterale Entwicklungshilfe besteht aus finanzieller und technischer Zusammenarbeit. Ausführende Organe sind jeweils die KfW Entwicklungsbank und die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Die von der KfW mitfinanzierten Projekte werden meistens vorher international ausgeschrieben. Das heißt, dass deutsche Unternehmen nicht automatisch zum Zuge kommen. Vor über zehn Jahren wurde die so genannte Lieferbindung an deutsche Unternehmen aufgehoben, was damals heftige Kritik auslöste und heute immer noch umstritten ist. Michael Heiland, Geschäftsführer der Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft, glaubt, "dass mit dieser Freigabe für die deutsche Industrie große Einbußen entstanden sind."

Deutsche Unternehmen benachteiligt?

Afrikaner vor einer chinesischen Flagge (Foto: AP)
Chinas Afrika-Engagement wird oft von Europäern kritisiertBild: AP

Ein gern genanntes Beispiel: die KfW schreibt ein Projekt für Afrika aus, das sie mitfinanziert. Eine chinesische Firma gewinnt und marschiert mit eigenen Anlagen und Arbeitern dorthin. Die deutschen Mitbewerber schauen in die Röhre. Solche Beispiele sorgen gerade in der Wirtschaftskrise für Emotionen. Dennoch steht Reinhard Palm vom Entwicklungshilfeministerium zu diesem Verfahren: Die primäre Logik der Projekte sei die Entwicklungszusammenarbeit, die Armutsbekämpfung. "Die Länder, die diese Ressourcen zur Verfügung stellen, sollen in einem internationalen Wettbewerb ausschreiben, sagt Palm weiter. Durch den Wettbewerb würden die optimalen Entwicklungsergebnisse erreicht. Fakt sei auch, dass 90 Prozent der internationalen Ausschreibungen an deutsche Firmen gingen.

Immer gut informiert

Bunt gekleidete Frauen in Bangladesh (Foto: DW)
Die Staatsbank KfW unterstützt in Bangladesh ein Projekt zur Förderung der FrauenBild: dw

Dieser hohe Prozentsatz zeugt von der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, ist aber auch der Informationsarbeit der Germany Trade and Invest geschuldet. Sie ist die Schnittstelle zwischen den Akteuren der Entwicklungshilfe und der deutschen Wirtschaft.

Im Bereich der technischen Zusammenarbeit erteilte die GTZ im vergangenen Jahr über 350 Millionen Euro Aufträge, die größtenteils der deutschen Wirtschaft zugute kamen. Der größte Batzen davon geht an Beratungsfirmen. So hofft Wolfgang Lenz, auch ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen: "Mir geht es darum, festzustellen, wie man Entwicklungshilfemittel besser einsetzen kann in die Finanzierung deutscher Exporte." Lenz berät mittelständische Unternehmen in der Außenhandelsfinanzierung.

Entwicklungshilfeprojekte - gut fürs Image

Wasserkraftwerk im Norden von Peru (Foto: DEG)
Wasserkraftwerk im Norden von Peru - gefördert durch die DEGBild: DEG

Es sind meistens Mittelständler, die sich für Projekte der Entwicklungshilfe interessieren. Dabei geht es ihnen nicht nur ums Geld. Für viele sei es aus Gründen der sozialen Verantwortung wichtig, sich in entwicklungspolitischen Projekten zu engagieren, meint Rolf Grunwald von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG): "Das ist zunächst für diese Unternehmen unter Rentabilitätsgesichtspunkten nicht von hoher Bedeutung, aber aus Imagegründen, um auch später andere rentablere Geschäfte in diesen Ländern abwickeln zu können."

Ähnllich sieht es bei den so genannten PPP(Public-Private-Partnership)-Projekten der DEG aus. Die DEG, eine Tochtergesellschaft der KfW Bank, gibt einem deutschen oder europäischen Unternehmen einen Zuschuss von bis zu 200 000 Euro, um es bei einem nachhaltigen Projekt in einem Entwicklungsland zu unterstützen. Hans-Joachim Hebgen von der DEG nennt eine Gerberei in China als Beispiel, das Lederwaren für europäische Hersteller produziert und viel Abwasser ableitet. Hebgen sagt: "Wir haben denen eine Biokläranlage co-finanziert und das hat inzwischen auch in der Region chinesische Standards erreicht, hat auch hier eine große Nachhaltigkeit."

Autorin: Zhang Danhong

Redaktion: Klaus Ulrich