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Gesellschaft

Deutscher "Chancenspiegel": Migrationskinder benachteiligt

1. März 2017

Die Bildungschancen für Schüler haben sich in Deutschland verbessert, aber junge Migranten sind nach wie vor im deutschen Bildungssystem benachteiligt, stellt eine Studie fest.

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Symbolbild Schüler mit Migrationshintergrund
Bild: picture-alliance/dpa

Mangelnde Chancengerechtigkeit für junge Migranten ist eines der Hauptprobleme im deutschen Schulsystem. Zu diesem Ergebnis kommt der in Berlin vorgestellte "Chancenspiegel 2017" der Bertelsmann-Stiftung. Für Jugendliche mit ausländischem Pass sei das Risiko eines Schulabbruchs - ohne zumindest den Hauptschulabschluss zu erreichen - mehr als doppelt so hoch wie für ihre deutschen Mitschüler.

Während der Anteil aller Schüler ohne Abschluss von 2011 bis 2014 von 6,2 auf 5,8 Prozent sank, stieg die Quote bei ausländischen Schülern im gleichen Zeitraum. Betroffen ist in dieser Gruppe etwa jeder achte Schüler.

Vergleicht man die jetzige Situation mit der Lage vor 15 Jahren, zeigt sich eine Besserung: Der Anteil aller Schulabgänger ohne Abschluss lag 2002 bei knapp zehn Prozent, bei jungen Ausländer waren es sogar 16,7 Prozent. Auch bleibe der Bildungserfolg weiterhin von der sozialen Herkunft abhängig. Neuntklässler aus schwächeren Milieus seien in ihrer Lesekompetenz noch mehr als zwei Schuljahre hinter ihren Klassenkameraden aus privilegierten Milieus zurück.

Ost-West-Schere bei Ganztagsschulen

Große Unterschiede bei der Chancengerechtigkeit an deutschen Schulen gebe es aut dem "Chancenspiegel" auch zwischen den Bundesländern. So schwankte der Anteil von Ganztagsschülern der Studie zufolge im Schuljahr 2014/15 zwischen 80 Prozent in Sachsen und 15 Prozent in Bayern. In Nordrhein-Westfalen lag der Anteil bei 44 Prozent. 

Im Bundesdurchschnitt gingen im Schuljahr 2014/15 vier von zehn Schülern auf eine Ganztagsschule. Im Jahr 2002 sei es nur einer von zehn Schülern gewesen.

Auch der Anteil an Schülern mit Förderbedarf, die an regulären Schulen unterrichtet werden, stieg der Studie zufolge an. Im Schuljahr 2014/15 habe fast jeder dritte Förderschüler eine reguläre Schule besucht. Im Jahr 2002 sei es lediglich jeder achte gewesen, hieß es. Allerdings sei zugleich die Zahl der Schüler mit Förderbedarf gestiegen. Daher würden heute anteilig ebenso viele Kinder wie im Jahr 2002 separat unterrichtet.

Mit dem Chancenspiegel untersucht die Bertelsmann Stiftung seit 2012 jährlich Bildungsgerechtigkeit und Leistung im Schulsystem. Die Daten der aktuellen Studie basieren auf amtlichen Statistiken des Schuljahrs 2014/15. Die Studie wird von der Stiftung in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund und der Friedrich-Schiller-Universität Jena veröffentlicht.

myk/stu (dpa, kna, epd)