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Chaos um Karstadt und Kaufhof

8. Juni 2009

Die Handelsriesen Metro und Arcandor konnten sich noch nicht über eine Fusion von Kaufhof und Karstadt einigen. Es gebe nach wie vor gravierende Meinungsunterschiede. Staatsbeihilfe bräuchte man aber auf jeden Fall.

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Karstadtbeschäftigte bilden Menschenkette (Foto: dpa)
Beschäftigte bilden am Sonntag eine Menschenkette um das Karstadt-Haus in der Hamburger InnenstadtBild: dpa

Zunächst gab die Kaufhof-Mutter Metro am Sonntag (07.06.2009) eine Einigung auf konkrete Gespräche über eine Warenhaus AG aus Filialen der beiden Traditionskonzerne bekannt. Nur eine halbe Stunde später schwächte Metro die Formulierungen ohne Angabe von Gründen ab. Es soll zwar schnell weiterverhandelt werden, die Positionen sind aber offensichtlich weiter auseinander als zunächst dargestellt.

Dunke Wolken über der Konzernzentrale in Essen Foto: dpa
Wird es dunkel um Arcandor?Bild: AP

Zuvor hatte ein Spitzengespräch zwischen den Chefs der Warenhausketten sowie Vertretern der Großaktionäre und der Vermieter die unterschiedlichen Szenarien diskutiert, teilten die Unternehmen mit. Alle Beteiligten hätten einen konstruktiven Beitrag zur Bildung einer Warenhaus AG zugesagt. Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick betonte nach dem Krisentreffen mit Metro, auch bei einer Kaufhof-Lösung für Karstadt sei sein Konzern auf staatliche Hilfen angewiesen.

"Kein zeitlicher Aufschub"

Die Gespräche sollen kurzfristig fortgesetzt werden, "weil die Situation keinen zeitlichen Aufschub verträgt", betonten die Unternehmen. Eine Einigung über einen Zusammenschluss der Ketten gilt als Vorbedingung für eine mögliche Staatshilfe für den akut ums Überleben kämpfenden Arcandor-Konzern. Der Karstadt-Mutterkonzern steht unter extremen Zeitdruck: Das Unternehmen hatte am Samstag gewarnt, dass er sofort Insolvenz anmelden müsse, wenn die Bundesregierung den beantragten Notkredit von 437 Millionen Euro am Montag ablehne. Am 12. Juni läuft ein 650-Millionen-Euro-Kredit an Arcandor aus. Spätestens bis dahin muss eine Lösung stehen.

Der Vorstandsvorsitzende von Arcandor, Karl-Gerhard Eick
Misswirtschaft? Der Vorstandsvorsitzende von Arcandor, Karl-Gerhard EickBild: AP

Die Sprecherin von Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, Beatrix Brodkorb, kündigte an, die Bundesregierung werde die Verhandlungsergebnisse am Montag diskutieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich bisher aber skeptisch gegenüber Staatshilfen: "Wir können nicht zulassen, dass der Steuerzahler dafür einspringen muss, dass andere eine Misswirtschaft betrieben haben und heute nicht für den Schaden eintreten wollen", sagte sie am Sonntag sie bei einer Wahlkampfveranstaltung in Heidelberg.

Steinmeier: "Hängt davon ab"

Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) schloß unterdessen staatliche Hilfen für Arcandor weiterhin nicht aus. "Ich habe in den letzten Tagen immer wieder gesagt, das hängt auch davon ab, inwieweit die Eigentümer, insbesondere die Eigentümer der Immobilien, in der Lage und bereit sind, sich selbst zu beteiligen", sagte der SPD-Kanzlerkandidat in Berlin.

Karstadt und Kaufhof haben zusammen mehr als 50.000 Beschäftigte. Diese befürchten einen deutlichen Stellenabbau. Karstadt befindet sich in einer prekären finanziellen Schieflage, für deren Überwindung kurzfristig eine Lösung gefunden werden muss.

Karstadt hat im Juni die Zahlung seiner Mieten für die Kaufhäuser eingestellt. Seit dem Verkauf seiner Warenhäuser vor zwei Jahren ist Arcandor an allen Karstadt-Standorten nur noch Mieter. Eigentümer nahezu sämtlicher Häuser ist die Immobiliengesellschaft Highstreet, die mehrheitlich Goldman Sachs gehört.

(sam/hf/dpa/rtrs)