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Presse-Erdbeben vor Präsidentenwahl

9. August 2014

Paukenschlag in der Türkei: Unmittelbar vor der Wahl tritt einer der prominentesten Chefredakteure zurück. Ministerpräsident Erdogan, der als haushoher Favorit ins Rennen geht, hatte den Verlag zuvor heftig angegriffen.

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Eine Ausgabe der türkischen Tageszeitung "Hürriyet" steckt in einem Zeitungsständer (Foto: picture alliance/Wolfgang Moucha).
Bild: picture alliance/Wolfgang Moucha

Kurz vor der Präsidentenwahl am Sonntag ist der Chefredakteur der türkischen Zeitung "Hürriyet", Enis Berberoglu, zurückgetreten. Das Boulevardblatt wies Spekulationen zurück, Berberoglu habe seinen Posten wegen Drucks aus der Regierung geräumt. Vielmehr habe er sich aus eigenem Antrieb dazu entschieden und den Schritt noch vor der Wahl angekündigt, "damit dem keine politische Bedeutung beigemessen wird". Der Chefredakteur selbst gab indes keine Stellungnahme ab.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor den Dogan-Verlag scharf angegriffen, dem die Zeitung "Hürriyet" gehört. An dem Medienunternehmen ist auch der Axel-Springer-Verlag aus Deutschland beteiligt. Bei einer Wahlveranstaltung am Donnerstag hatte Erdogan der Dogan-Gruppe vorgeworfen, über einen ihrer Fernsehsender islamfeindliche Kommentare verbreitet zu haben. Zudem ergreife sie in ihrer Berichterstattung über den Gaza-Konflikt Partei für Israel. Kritiker werfen Erdogan vor, als Regierungschef die Presse- und Meinungsfreiheit eingeschränkt zu haben. Er selbst weist dies zurück.

Haushoher Favorit

Der islamisch-konservative Ministerpräsident regiert seit 2003. Nach den Statuten seiner Partei hätte er nicht ein viertes Mal Regierungschef werden dürfen. Deshalb will er sich jetzt zum Präsidenten wählen lassen. Sein Sieg gilt als nahezu sicher. Auch am letzten Tag des Wahlkampfes deutete nichts auf eine Trendwende hin. Der 60-jährige Erdogan kann bereits im ersten Wahlgang auf eine absolute Mehrheit hoffen.

Rund 53 Millionen Bürger sind am Sonntag zur Wahl aufgerufen. Erstmals durften zudem bereits 2,8 Millionen Türken, die im Ausland leben, abstimmen. Erdogan will über eine Verfassungsänderung das Präsidentenamt mit mehr Macht ausstatten. Gegen ihn treten der 70-jährige frühere Generalsekretär der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), Ekmeleddin Ihsanoglu, und der Kurde Selahattin Demirtas an.

jj/wl (dpa, afp, rtr)