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Das achte internationale Jazzfest in Dubai

22. Februar 2010

Mit einem deutschen Schwerpunkt ging das Jazzfest Dubai in sein achtes Jahr. Sieben Bands entsandte die Hansestadt Hamburg an den persischen Golf, ein Jazzexport der besonderen Art.

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Blick auf die Bühne in Dubai (Foto: Moritz Vahlenkamp)
Bei Nacht Jazz unter WolkenkratzernBild: DW / Moritz Vahlenkamp

Ein kleiner Park inmitten der Millionenmetropole Dubai ist in ein Festivalgelände verwandelt worden, direkt hinter der Bühne ragen einige halbfertige Wolkenkratzer in die Höhe und vom Meer weht eine frische Brise. Vor der Bühne laden bequeme Sofas zum Sitzen ein: tolles Ambiente für ein Festival. Passend ist auch der Name der Firma, die das hier organisiert: "chill out productions". Dahinter steckt ein etwas fülliger Mann aus Beirut, Anthony Younes. Er hat das Dubai Jazzfest vor acht Jahren gegründet. Am Anfang hätten die Leute gelacht: Jazz in Dubai? Das klappt nie. Inzwischen erstreckt sich das Festival über zwei Wochen. Im letzten Jahr kamen 32.000 Besucher. Die meisten kommen allerdings nicht in erster Linie wegen der Jazzmusik, sondern wegen der Popacts: Musiker wie Jane Monheit, Liz Izibor, David Gray oder James Morrison sorgen für das große Publikum. Wenn sie auf der Bühne stehen, dann kosten die Tickets bis zu 200 Euro.

Nils Wülker Group in der Wüste (Foto: Moritz Vahlenkamp)
Trompeter Nils Wülker und seine BandBild: DW / Moritz Vahlenkamp

Jazz kostet nichts

Für die erste Hälfte des Festivals, den jazzigen Teil - wenn man so möchte - konnte man sich online akkreditieren und die Musik umsonst genießen. Der erfahrene Jazzpromoter und Geschäftsmann Anthony Younes erklärt: "Um ehrlich zu sein, Jazz ist nicht unbedingt das richtige Mittel, um wirklich viele Leute zusammen zu bringen. Es ist eine Nische, die nicht für jeden in Dubai interessant ist. Aber ich bin eben ein Fan und ich erzähle den Menschen, dass Jazz Spaß macht, dass es coole Musik ist, nicht mehr so langweilig wie der Swing der 20er Jahre. So versuche ich, die Leute langsam an die Musik heranzuführen."

Die Band Nighthawks in Dubai (Foto: Moritz Vahlenkamp)
Nighthawks vor dem Burj Tower in DubaiBild: DW / Moritz Vahlenkamp

Jazz bildet

Das Konzept des Festivalchefs schließt anspruchsvollere Töne also nicht aus: In diesem Jahr sollten es insbesondere die aus Deutschland angereisten Künstler richten, gelten sie in seinen Augen doch schon fast als Avantgarde. Und so konnte direkt am Eröffnungsabend der Gegensatz zwischen dem sehr seichten, aalglatten Klang einer britischen Smooth Jazz Band und dem Akustiktrio von Martin Tingvall größer kaum sein. Der gilt als Nachfolger des legendären Esbjörn Svensson, das Publikum zeigte sich von der frischen, unkonventionellen Art des Pianisten begeistert. Ein ägyptischer Jazzfan sagte überschwänglich: "Ein wundervolles Trio. Das sind echte Künstler, die kreativste Band, die ich je hier erlebt habe!"

Tingvall Trio im Auto (Foto: Moritz Vahlenkamp)
Das Tingvall Trio aus Hamburg begeisterte auch die Fans in DubaiBild: DW / Moritz Vahlenkamp

Hamburg Jazz goes Dubai

Die anderen Bands aus Hamburg konnten ebenfalls in Dubai überzeugen. Auch, und gerade dann, wenn sie sich von den seichten Klängen der anderen Bands absetzten. So scherzte das Quartett um den Saxofonisten Lutz Büchner vor dem Auftritt, dass sie noch jeden Saal leer gespielt hätten. Aber im Publikum stießen sie mit ihrer kammermusikalischen Art durchweg auf offene Ohren. Eine ganze Woche dauerte der kreative Reigen aus Hamburg – ein Jazzexport mit sieben Bands an den persischen Golf, den es vorher so noch nicht gegeben hat. Die Initiative ist maßgeblich vom Senat der Hansestadt gesponsort worden, denn, so sagte die Hamburger Repräsentantin in Dubai, Kirsten Staab, es werde höchste Zeit, dass man nicht immer nur die wirtschaftliche Zusammenarbeit fördere, sondern auch die kulturelle und "gute Hamburger Musik weckt sehr viel mehr Interesse als man mit Werbebroschüren erreichen würde."

Der Hamburgstand auf dem Festival (Foto: Moritz Vahlenkamp)
Interessierte Besucher vor dem Hamburgstand in DubaiBild: DW / Moritz Vahlenkamp

Es entwickelt sich

Open Air-Festivals wie das Dubai Jazzfest haben in der arabischen Kultur keine Tradition. Daher waren dort vor allem die vielen zugereisten Menschen aus Europa, Japan, den USA und Australien zu sehen. Für sie aber ist das Festival eine willkommene Abwechslung zum Arbeitsalltag in den Klimaanlagen der arabischen Wüste: "Das Jazzfest ist großartig, die beste Veranstaltung in Dubai überhaupt. Man kann sich entspannen und gemeinsam einen schönen Abend verbringen. Und es ist definitiv besser als eine verrückte philippinische Band, die Britney Spears covert. Davon gibt es hier nämlich genug. Vielleicht sehen auch die Einheimischen mit der Zeit, dass es gar nicht so schlimm ist bei so einem Jazz Festival, es entwickelt sich."

Autor: Jan Tengeler

Redaktion: Matthias Klaus