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Deutsche Wirtschaft international

30. März 2011

2011 wollen deutsche Unternehmen so viel im Ausland investieren wie lange nicht mehr. Umgekehrt fließen mehr ausländische Investitionen nach Deutschland - vor allem aus China.

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Eine chinesische Wirtschaftsdelegation besichtigt ein Kompressoren-Werk in Leipzig (Foto: dpa)
Eine chinesische Wirtschaftsdelegation besichtigt ein Kompressoren-Werk in LeipzigBild: picture alliance/dpa

Wirtschaftliche Untersuchungen beginnen seit einigen Jahren ziemlich oft damit, dass China irgendein anderes Land von seinem Spitzenplatz vertrieben hat. Auch in der Statistik der deutschen Auslandsinvestitionen ist das so. In diesem Jahr wird wohl zum ersten Mal mehr deutsches Geld in China investiert als in den europäischen Nachbarländern.

Schon in den vergangenen Jahren floss immer mehr deutsches Geld in die asiatischen Schwellenländer. Das sei einer der Gründe dafür, dass sich Deutschland relativ schnell von der globalen Wirtschaftskrise erholt hat, sagt Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Die Schwellenländer hätten vor allem die zweite und dritte Welle der Krise nicht mitbekommen, weil sie keine hohe Staatsverschuldung haben. "Und insofern war es von großem Vorteil für die deutsche Volkswirtschaft, dass wir auf diesen Märkten präsent sind. So konnte die Schwäche der Industrieländer dadurch ausgeglichen werden - durch unsere hohe Präsenz in den Schwellenländern, die ein Wachstum erzielt haben."

Markterschließung wichtiger als Kostenersparnis

Die meisten deutschen Auslandsinvestitionen werden wohl nach China fließen (Foto: AP)
Die meisten deutschen Auslandsinvestitionen werden wohl nach China fließenBild: AP

Dabei macht Asien in der Gesamtsumme der deutschen Auslandsinvestitionen bisher nur einen eher kleinen Teil aus. Der größte Anteil deutschen Kapitals im Ausland ist in den alten und neuen EU-Ländern angelegt, gefolgt vom amerikanischen Kontinent. In China haben deutsche Unternehmen bisher 18 Milliarden Euro investiert - ungefähr ein Fünfzigstel der gesamten Auslandsinvestitionen von 850 Milliarden Euro.

In diesem Jahr erwarten die Außenhandelskammern einen Rekord an deutschen Auslandsinvestitionen. Die Unternehmen werden wohl Werte von 100 Milliarden Euro im Ausland schaffen. Das ist fast ein Achtel dessen, was deutsche Unternehmen in den letzten zwei Jahrzehnten im Ausland investiert haben - ein rasanter Anstieg. "Sehr interessant ist, dass die deutschen Unternehmen immer weniger ins Ausland gehen, um Kosten zu sparen. Unternehmen investieren im Ausland, um dort Produktionsstätten aus- und aufzubauen, um die Märkte zu erschließen", sagt Treier.

"Made in Germany" zählt

Chinesische Firmen investieren vor allem in den Maschinenbau (Foto: dpa)
Chinesische Firmen investieren vor allem in den MaschinenbauBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Auch umgekehrt wächst die internationale Verflechtung der deutschen Unternehmen. Immer mehr ausländische Direktinvestitionen fließen nach Deutschland. Am dynamischsten ist auch hier China. Zum ersten Mal könnten chinesische Unternehmen 2011 die meisten Investitionen in Deutschland tätigen - bisher waren das immer die USA. Im vergangenen Jahr seien insgesamt 130 Projekte mit chinesischer Beteiligung in Deutschland realisiert worden, sagt Michael Pfeiffer von der deutschen Außenwirtschaftsagentur Germany Trade and Invest (GTAI).

Das wichtigste Motiv für chinesische Unternehmen, in Deutschland zu investieren, sei nach wie vor der Wissenstransfer. "Es gibt in China einen Trend, sich Know-How zu verschaffen, indem man sich in Deutschland ein Maschinenbau-Unternehmen sucht, um sich daran zu beteiligen." Inzwischen allerdings würden chinesische Investoren durchaus den Wert des Standortes Deutschland schätzen, glaubt Pfeiffer: "China ist längst darüber hinaus, diese Unternehmen dann auszuweiden und abzuwickeln. Das gab es in der Vergangenheit, aber auch China hat gemerkt, dass das dann eine sehr teure Investition ist."

Nicht zuletzt, so ergaben Befragungen der GTAI bei potenziellen Investoren, zähle für die Unternehmen auch der Ruf Deutschlands als Technologiestandort. Viele Firmen wollten auf ihre Produkte hinterher schreiben können: "Made in Germany".

Autor: Mathias Bölinger

Redaktion: Klaus Ulrich