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Wind statt Kohle

2. Dezember 2010

China verursacht weltweit die meisten CO2-Emissionen. Ein Grund: Kohle ist der wichtigste Energieträger des Landes. Jetzt will China seinen Strommarkt umbauen, und so die Abhängigkeit von der Kohle reduzieren.

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Windräder in China/Hebai (Foto: Xiao Xu)
In China boomt die WindkraftBild: Xiao Xu

Ein Lastwagen nach dem anderen rollt über die scheinbar endlose Landstraße in Richtung Norden. Auf der Ladefläche: Bauteile für den nahe gelegenen Windpark – meterlange Flügel und Teile für den Rumpf. Am Horizont drehen sich bereits einige Räder im Wind. Dieser Teil der Provinz Hebei ist eine der Schwerpunktregionen der chinesischen Windkraft.

Der chinesische Energiemarkt sei dabei sich zu verändern, erklärt die chinesische Energieexpertin Shi Dan. Saubere Energien würden immer wichtiger – das sei ein großer Unterschied zu früher. Bislang ist China noch stark abhängig vom Energieträger Kohle. Doch die erneuerbaren Energien sollen drastisch zunehmen. Ausgebaut werden soll vor allem die Windkraft. Ihr Anteil an der Energieerzeugung soll sich in den nächsten 20 Jahren verfünffachen.

Wind- und Atomkraft werden stark ausgebaut

Passanten gehen in Beijing durch eine dichte Smogschicht (Foto: dpa)
Smog in PekingBild: picture-alliance/ dpa

Die Ziele der chinesischen Regierung seien sehr ambitioniert, erklärt Corinne Abele von "Germany Trade and Invest" in Peking. "Die chinesische Regierung geht davon aus, dass 2015 hundert Gigawatt Windkraftkapazität erreicht werden können und 2020 zweihundert Gigawatt – das ist enorm." Ausgebaut werden solle allerdings nicht nur die Windkraft. Auch in die Atomkraft werde kräftig investiert.

Anders als in Deutschland hat Atomkraft in China ein sehr positives Image. Sie gilt als moderne emissionsarme, als "saubere" Energie. Für die chinesische Regierung ist Kernenergie ein wichtiger Pfeiler der Energieversorgung der Zukunft. Das hänge auch damit zusammen, dass man dem Netz große Schwankungen zumute, je stärker man Abstand von den fossilen Brennstoffen nehme und erneuerbare Energien wie Wind und Solar einspeise, erklärt Abele. "Das muss natürlich ausgeglichen werden. Und in diesem Mix spielt auch Atomkraft eine bedeutende Rolle."

Einspeisung in die Stromnetze schwierig

Solaranlage in China (Foto: dpa)
Solaranlage in ChinaBild: picture-alliance / dpa

Die Einspeisung in die Netze ist eine enorme Herausforderung. Oft muss der Strom über tausende Kilometer transportiert werden. Zum Beispiel von den strukturschwachen aber windreichen Regionen im Norden Chinas an die chinesische Ostküste, wo der Großteil der Industrie sitzt.

Auch die hohen Kosten seien ein Problem, meint Energieexpertin Shi Dan. "Unter den erneuerbaren Energien entwickeln sich Wind- und Solarkraft sehr schnell. Aber wie kann ein Markt wie China eine solch teure Energiequelle einbinden? Das ist ein großes Problem." Trotzdem sollen die erneuerbaren Energien weiter wachsen. So soll die Abhängigkeit von der Kohle bis zum Jahr 2030 auf 50 Prozent reduziert werden.

Ziel der chinesischen Regierung sehr ambitioniert

Vielleicht sei dieses Ziel ein bisschen zu ehrgeizig, glaubt Corinne Abele. Ihrer Ansicht nach könnte das noch ein bisschen länger dauern. Positiv sei allerdings, dass alle chinesischen Ministerien an einem Strang zögen. "Das fängt beim Finanzministerium an, geht über die nationale Reformkommission und über Zollbestimmungen, so dass alle Seiten den Umbau dann unterstützend vorantreiben."

Autor: Philipp Bilsky

Redaktion: Monika Lohmüller