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Xu Zhiyong muss ins Gefängnis

26. Januar 2014

Alle internationalen Proteste haben das nicht verhindern können: Der prominente Menschenrechtsaktivist Xu Zhiyong ist in China zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

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Archivbild des führenden Dissidenten Xu Zhiyong in China (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Chinesischer Bürgerrechtler verurteilt | Journal - Nachrichten

Das Gericht in Peking gab seine Entscheidung im Internet bekannt. "Das gesamte Verfahren war unfair und illegal", sagte Xus Anwalt der Nachrichtenagentur dpa. Er mache sich kaum Hoffnungen, dass eine Berufung etwas an dem Urteil ändern würde. "Aber wenn wir nicht gegen die Entscheidung vorgehen, werden bald alle anderen Bürgerrechtler vor Gericht ähnlich hart bestraft werden", sagte er. In den vergangenen Tagen wurden rund ein halbes Dutzend Mitstreiter von Xu Zhiyong vor Gericht gestellt.

Der Jura-Dozent gilt neben dem inhaftierten Liu Xiaobo, der 2010 den Friedensnobelpreis erhalten hat, als der wichtigste Bürgerrechtler in China. Die Anklage hatte Xu Zhiyong "Organisation einer Menschenmenge mit dem Ziel der Störung der öffentlichen Ordnung" vorgeworfen. Mit vier Jahren Haft blieb das Gericht ein Jahr unter der Höchststrafe für den 40-Jährigen, der unter anderem die Funktionäre in China dazu aufgerufen hatte, ihre Vermögen offenzulegen.

Scharfe internationale Kritik

Das Urteil und das Verfahren stießen auf scharfe internationale Kritik. Die EU rief China am Sonntag in einer Erklärung auf, Xu und die anderen Bürgerrechtler freizulassen. "Wir sind tief besorgt wegen der Festnahmen von weiteren Bürgerrechtlern in China", hieß es in dem Statement. Auf der einen Seite wolle die Führung in Peking Korruption bekämpfen, auf der anderen Seite mache der Staat jedoch Aktivisten den Prozess, die sich gegen Korruption einsetzten. Das sei ein deutlicher Widerspruch.

Auch die USA erhoben Vorwürfe gegen China. US-Botschafter Gary Locke erklärte: "Die Verfahren auch gegen andere Bürgerrechtler sind eine Vergeltung für ihre Kampagnen, die Korruption von Funktionären offenzulegen." Die Aktivisten hätten ihre Meinung friedlich geäußert. Die Prozesse gegen sie seien der letzte Schritt in einer Serie von Festnahmen und Verhaftungen von Bürgerrechtsanwälten, Internetaktivisten, Journalisten und religiösen Führern. Sie müssten umgehend freigelassen werden.

Absurd post-totalitäres China

Zum Prozessauftakt hatte Xu Zhiyong den Angaben seines Anwalts zufolge zu den Anschuldigungen geschwiegen, aber versucht, eine Erklärung vorzulegen. "In diesem absurd post-totalitären China stehe ich vor Gericht für drei Verbrechen: Die Rechte auf Bildung für Kinder von Wanderarbeitern einzufordern, Funktionäre zur Veröffentlichung ihrer Vermögen aufzurufen und an die Menschen zu appellieren, sie mögen sich als Bürger mit Stolz und Gewissen verhalten", hieß es in der Stellungnahme, die ihn das Gericht nur teilweise vortragen ließ.

Xu durfte nach Angaben seines Anwaltes keine Zeugen vorladen. Zudem habe die Verteidigung keine Zeugen der Anklage vernehmen dürfen. "Die Behörden haben im Fall von Xu Zhiyong nicht mal den Versuch unternommen, einen Anschein von Fairness zu erzeugen", schrieb der Juradozent Donald Clarke von der George Washington Universität, der den Prozess verfolgt hatte.

ml/haz (dpa, rtr, afp)