1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

China ist für EU-Firmen weniger attraktiv

10. Juni 2015

Europäische Unternehmen sehen ihre Geschäfte in China zunehmend pessimistisch. Schwächeres Wachstum, gestiegene Kosten und fehlende Reformen machen den Firmen zu schaffen.

https://p.dw.com/p/1FeNx
Skyline von Peking
Bild: Getty Images/F. Li

"Das Wirtschaftswachstum in China geht runter, aber die Kosten gehen hoch", sagt der Präsident der Europäischen Handelskammer in China, Jörg Wuttke. "Die Unternehmen fahren ihre Investitionen zurück und planen Kürzungen."

Im laufenden Betrieb setzen sie den Rotstift an - 61 Prozent wollen ihr Personal reduzieren, um zu sparen. Das ergab die jährliche Umfrage unter europäischen Unternehmen zum Geschäftsklima in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde, die die Handelskammer am Mittwoch in Peking vorgestellt hat.

Fast die Hälfte (44 Prozent) der befragten Firmen beschrieben das mit 7,0 Prozent im ersten Quartal langsamste Wachstum seit der globalen Finanzkrise 2009 als größte Herausforderung. Die wachsenden Personalkosten rückten in diesem Jahr auf Platz zwei der größten Sorgen (24 Prozent), obwohl sie im Vorjahr nicht unter den ersten zehn waren.

Der schlechte Zustand der Weltwirtschaft (24 Prozent) sowie die Marktbarrieren und Investitionsbeschränkungen in China (23 Prozent) wurden ebenfalls häufig beklagt.

Eingetrübte Stimmung

Auch lassen die Ende 2013 von der chinesischen Regierung angekündigten marktwirtschaftlichen Reformen nach Ansicht der Unternehmer noch auf sich warten. Mehr als die Hälfte der EU-Unternehmen sei zwar noch zuversichtlich, "aber Optimismus über Wachstum und Profitabilität sind auf den bisher tiefsten Stand gefallen", heißt es in der Studie. "Während sie gewöhnlich ein halb volles Glas sahen, sehen sie es jetzt halb leer."

Vor allem das produzierende Gewerbe, das unter Überkapazitäten leide, bereite Sorgen. Die jetzt geplanten Einsparungen dämpften das Wirtschaftswachstum auch noch weiter, da die Unternehmen weniger in Anlagen und Personal investierten, warnte die EU-Kammer.

Die Attraktivität Chinas als Investitionsstandort nimmt laut Studie ab. 31 Prozent der Unternehmen wollen ihre Tätigkeiten in China nicht ausbauen - sechs Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und sogar 25 Punkte mehr als vor zwei Jahren.

Mehr als ein Drittel der Firmen will die Kosten in China reduzieren, davon fast zwei Drittel durch eine Verringerung von Personal. Zumindest 16 Prozent ziehen laut Studie Investitionen aus China ab, um sich anderen Wachstumsmärkten zuzuwenden.

Personalprobleme wegen Smog

Auch die hohe Luftverschmutzung lässt China an Attraktivität einbüßen. Drei Viertel der Unternehmen haben deswegen Probleme, Personal in das Land zu schicken. Chinas Zensur von Internetseiten bemängelt mehr als die Hälfte der Firmen. Besonders die Suche nach Informationen und deren Weitergabe sowie die Produktivität seien dadurch beeinträchtigt.

Smog in Peking
Schlechte Luft in PekingBild: Getty Images/ChinaFotoPress

Mehr als zwei Drittel aller EU-Unternehmen, die Forschung und Entwicklung betreiben, tun dies nicht in China. Dennoch beschreiben 40 Prozent die Bedingungen dafür in dem asiatischen Staat als vergleichbar oder nicht weit hinter anderen Orten.

Wie in den Vorjahren beklagen die Unternehmen ein "unberechenbares gesetzgeberisches Umfeld" (57 Prozent), "behördliche Probleme" (52 Prozent) und "willkürliche Umsetzung von Vorschriften" (48 Prozent). Mehr Rechtsstaatlichkeit sehen 78 Prozent als wichtigen Wachstumsmotor an, doch liegen die Fortschritte hier für 39 Prozent unter den Erwartungen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) fühlen sich wie im Vorjahr im Vergleich zu chinesischen Unternehmen schlechter behandelt.

Die EU-Handelskammer in China (European Union Chamber of Commerce in China) ist kein Organ der Europäischen Union, sondern eine Organisation von Firmen aus EU-Ländern, die in China aktiv sind. Mit 541 Unternehmen aus verschiedenen Branchen beteiligten sich 37 Prozent der Mitglieder der Handelskammer an der Umfrage. Sie wurde im Februar und März mit dem Unternehmensberater Roland Berger erstellt.

bea/ul (dpa, reuters)