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China sagt ja zu Monsanto-Kauf durch Bayer

13. März 2018

Viele müssen zustimmen, bevor der Chemiekonzern Bayer den Saatgut-Spezialisten Monsanto übernehmen kann. Nun hat China grünes Licht gegeben - aber mit Bedingungen. Und es warten weitere Hürden.

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Bild-Kombo Bayer Monsanto
Bild: Getty Images/S. Gallup, Getty Images/AFP/J. Thys

Die Hochzeit bahnt sich seit nunmehr fast zwei Jahren an. Im Mai 2016 hatte der deutsche Agrochemie- und Pharmakonzern Bayer verkündet, den amerikanischen Saatgutkonzern Monsanto zu übernehmen. Auf diese Weise würde Bayer zur weltweiten Nummer Eins im Geschäft mit Agrarchemie werden - zum größten Anbieter von Pestiziden und Saatgut. Monsanto wäre die größte Übernahme in der Bayer-Geschichte. Bayer beantragte dann die Zulassung des Deals, der eigentlich bis Ende 2017 abgeschlossen sein sollte.

Daraus wurde nichts. Zwar haben mehr als die Hälfte von weltweit 30 zuständigen Wettbewerbsbehörden grünes Licht gegeben, die Entscheidungen des US-Justizministeriums und der EU stehen aber noch aus. Die EU hat ihre Prüfung wegen Wettbewerbsbedenken auf Anfang April verlängert. Auch das US-Justizministerium könnte laut eines Medienberichts bis Anfang April eine Entscheidung treffen.

Inzwischen geht es für Bayer mit kleinen Schritten weiter. Am Dienstag gab das chinesische Handelsministerium dem Zukauf unter Auflagen grünes Licht. Weil Bayer und Monsanto in China aktiv sind, durfte die Behörde mitentscheiden.

Zahlreiche Auflagen

Dafür musste sich Bayer verpflichten, nahezu sein gesamtes Geschäft mit Saatgut und Pflanzeneigenschaften abzugeben, einschließlich Gemüsesaatgut und Unkrautbekämpfungsmittel Glufosinat-Ammonium. Diese Veräußerungen seien mit der Vereinbarung und den laufenden Verhandlungen mit BASF abgedeckt, erklärte ein Bayer-Sprecher.

Bayer hat sich mit seinem deutschen Wettbewerber BASF bereits darauf verständigt, Teile des Geschäfts mit Soja-, Baumwoll- und Raps-Saatgut sowie mit Breitband-Unkrautvernichtungsmitteln für knapp sechs Milliarden Euro zu veräußern. Zudem werden mit BASF exklusive Gespräche über den Verkauf des Gemüsesaatgutgeschäfts geführt. So soll die EU-Kommission davon überzeugt werden, der Übernahme von Monsanto zuzustimmen.

Damit trennt sich Bayer für Monsanto praktisch von seinem gesamten Saatgutgeschäft. Übrig bleibt das Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln.

Um das Wohlwollen der Chinesen zu bekommen, hatte Bayer außerdem zugesagt, allen chinesischen Softwareentwicklern im Agrarbereich einen "fairen, angemessenen und diskriminierungsfreien Zugang" zu seinem Digital-Farming-Angebot in China zu gewährleisten.

EU auf dem Weg zum Ja

Insidern zufolge steht auch die EU-Kommission davor, die 62,5 Milliarden Dollar schwere Übernahme unter Auflagen zu genehmigen. Dazu könnte demnach zählen, dass Bayer der BASF eine exklusive Lizenz für seine Plattform mit digitalen Daten für die Landwirtschaft anbietet.

Ende August 2017 hatte die EU eine vertiefte Prüfung eingeleitet. Die Bedenken: Durch die Fusion könnte der Wettbewerb bei Schlüsselprodukten für Bauern verringern werden. Daraufhin nahm Bayer im Herbst Kontakt zu BASF auf, um Geschäftsteile zu verkaufen. Mitte Dezember wurde aus Verhandlungskreisen bekannt, dass die EU weitere Zugeständnisse verlangt.

Zuletzt hatte Bayer-Vorstandschef Werner Baumann sich zuversichtlich gezeigt, dass die Übernahme des US-Saatgutherstellers noch in diesem Frühjahr über die Bühne gehen könnte. Bayer sei dazu bereit, zusätzliche Geschäfte an Wettbewerber zu verkaufen, sollten die Wettbewerbsbehörden dies fordern, sagte er Anfang Februar der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Bonn Bayer AG Hauptversammlung Protest
Proteste gegen die Fusion während der Bayer-Hauptversammlung im April 2017Bild: DW/R. Wenkel

Kritik an Übernahme

Die Monsanto-Übernahme bleibt ein heißes Eisen. Kritiker - unter ihnen Ökolandwirte und Grünen-Politiker - warnen vor dem Deal, sie werfen dem US-Konzern eine rüde Geschäftspolitik vor. Zudem halten sie die Marktmacht des möglichen Mega-Konzerns für zu groß. In Europa wird Monsanto seit Jahren wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte kritisiert. Außerdem vertreibt Monsanto den Unkrautvernichter Glyphosat, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein.

Bayer argumentiert hingegen, die Agarindustrie stehe angesichts der schnell wachsenden Weltbevölkerung und der globalen Erwärmung vor gigantischen Herausforderungen. Durch die Kombination ihrer Fähigkeiten könnten Bayer und Monsanto wegweisende Antworten geben, denn bis 2050 müssten drei Milliarden Menschen zusätzlich ernährt werden. Gleichzeitig müsse man die Folgen der Klimaerwärmung auf die Landwirtschaft in den Griff bekommen.

iw/bea (dpa, rtr, afp)