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Angst vor Strahlung

28. Mai 2007

Der Ausbau der Transrapidstrecke von Schanghai in das benachbarte Hangzhou ist nach Anwohnerprotesten vorerst gestoppt worden. Über die wahren Gründe des Baustopps gibt es nur Spekulationen.

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Transrapid-Plakat an einem Schanghaier Bahnhof, Quelle: AP
Transrapid-Plakat an einem Schanghaier BahnhofBild: picture-alliance/dpa
Transrapid-Bahnhof in Schanghai, Quelle: AP
Transrapid-Bahnhof in SchanghaiBild: AP

China hat die geplante Verlängerung der Transrapid-Trasse in Schanghai nach amtlichen Angaben auf Eis gelegt. Der Ausbau der Magnetschnellbahn, der dieses Jahr beginnen sollte, sei verschoben worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf chinesische Regierungsmitarbeiter. Es werde befürchtet, dass die deutsche Technik die Anwohner der Strecke mit elektromagnetischer Strahlung belasten könne. Der Bau werde aber weiter untersucht und diskutiert, berichtete die "China Daily" am Montag (28.5.07).

Dicht an Wohngebieten

Aufgebrachte Bürger hätten bei der Lokalregierung des Stadtbezirks Minhang in den vergangenen Monaten zu Tausenden gegen die Strecke protestiert; im März hätten an einem Tag 5000 Bürger Petitionen vorgebracht. Die Anwohner fürchten auch Lärm und Erschütterungen. Vielen potenziellen Nachbarn des Magnetzuges erscheint der geplante Mindestabstand von teilweise 22,5 Metern zu den Wohngebieten als zu gering. Vertreter der deutschen Transrapid-Entwickler hatten kürzlich eine Gesundheitsschädigung ausgeschlossen

Hauptsorge der Anwohner seien schädliche Strahlungen durch das elektromagnetische Feld der Schwebebahn. Ein Anwohner sagte: "Ich hatte Angst, dass die Strahlung meinem Baby schaden könnte." Das Vorhaben sei in Absprache mit der Stadtverwaltung ausgesetzt worden, sagte ein Sprecher des Bezirks Minhang in Schanghai.

Explodierende Kosten

Mitglieder der Stadtregierung vermuteten, auf offizieller Seite gefährde auch die Finanzfrage das Projekt. Die Kosten dürften mit vier Milliarden Euro deutlich über dem veranschlagten Wert liegen. Bislang liege das Vorhaben schon mit umgerechnet rund 485 Millionen Euro über dem Budget.

Die geplante Transrapid-Ausbaustrecke sollte die ostchinesischen Städte Schanghai und Hangzhou verbinden, die rund 170 Kilometer auseinander liegen. Sie sollte im Jahr 2010 - rechtzeitig zur Weltausstellung in Schanghai - in Betrieb genommen werden, wenn rund 70 Millionen Besucher in der Stadt erwartet werden.

Bundespräsident Horst Köhler mit seinem chinesischen Amtskollegen Hu Jintao (r.) in Peking , Quelle: AP
Bundespräsident Horst Köhler mit seinem chinesischen Amtskollegen Hu Jintao (r.) in PekingBild: AP

"Es ist immer noch schwer zu sagen, ob der Transrapid überhaupt gebaut wird, aber selbst wenn, ist es unmöglich, das Projekt noch vor 2010 zu beendigen", zitierte Xinhua einen Verkehrsbeamten der mächtigen Pekinger Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission. Offen blieb, ob nun das gesamte Schanghaier Transrapidprojekt gefährdet ist und der Stopp auch die 36 Kilometer lange Verlängerung von der derzeitigen Endhaltestelle in Pudong über das Expogelände bis zum Flughafen Hongqiao betrifft. Für diesen Abschnitt hatte es bereits positive Signale gegeben.

Druck auf Siemens und ThyssenKrupp

Für Spekulationen sorgte auch der Zeitpunkt des Baustopps. Am Samstag war Bundespräsident Horst Köhler zum Abschluss seiner China- Reise mit der Magnetschwebebahn gefahren. Die neuen negativen Nachrichten könnten unter dem Eindruck des Besuchs auch den Druck auf das deutsche Entwickler-Konsortium von Siemens und ThyssenKrupp in den schwierigen Transrapid-Verhandlungen erhöhen, hieß es. Eventuell suche China auch nach einem Vorwand, um aus dem aufwendigen Hangzhou-Projekt auszusteigen, vermuteten Beobachter.

Bislang verbindet die weltweit einzige kommerziell genutzte Transrapid-Strecke Schanghai mit dem rund dreißig Kilometer entfernten Flughafen Pudong. Die Fahrzeit in der Magnetschnellbahn dauert knapp acht Minuten. Die Bahn hat eine Betriebsgeschwindigkeit von 430 Kilometern in der Stunde. (stu)