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China und der Iran

3. Mai 2010

Immer öfter sieht man Teheraner Delegationen nach Beijing reisen, zu den einzigen mächtigen Freunden des Mullahregimes. Der Iran liefert Öl und China investiert in den Iran. Gründe genug für die Iraner, China zu lieben?

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Mahmud Ahmadinedschad mit Chinas Präsident Hu Jintao (Archivfoto: ap)
Mahmud Ahmadinedschad mit Chinas Präsident Hu JintaoBild: AP

Fariborz Laghaie handelt gerne mit den Chinesen. Der erfolgreiche Teheraner Importeur ordert elektronische Geräte aus dem Ausland - und immer öfter aus China. Seit drei Jahren fliegt er regelmäßig ins Reich der Mitte. Er ist fest davon überzeugt, dass Chinas Präsenz auf dem iranischen Markt von Tag zu Tag größer wird.

China ist Irans mächtigster Verbündeter - und auch fast der einzige. Als ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen plädiert China hartnäckig für Diplomatie im Umgang mit Irans umstrittenem Atomprogramm. Und während die westlichen Nationen, allen voran die USA, Sanktionen fordern, macht sich Beijing rar. Der Iran ist der zweiwichtigste Öllieferant der Volksrepublik China. Im vergangenen Jahr avancierte er zum größten Bau- und Projektmarkt für Chinas Firmen außerhalb des eigenen Landes.

Wer mit den Chinesen handelt, sagt Fariborz Laghaie, kenne die Redewendung: "Ein Chinese sagt niemals Nein".

Teheran und Beijing – treue Partnerschaft

Chinas Firmen haben in den letzten Jahren viele Ausschreibungen in unterschiedlichen Sektoren des wirtschaftlich stark zentralisierten Iran gewonnen. Dabei ist unklar, wie diese Ausschreibungen vergeben werden. Irans staatliche Medien berichten nur sporadisch über die Vergabeprozeduren.

Für den oppositionellen Journalisten Mehdi Mohseni hat diese Zugeknöpftheit System: Die Bevölkerung erhalte keinerlei Informationen - und zwar nicht nur im Falle chinesischer Firmen. "Es gibt keine unabhängige Institution, die solche Ausschreibungen und die daraus resultierenden Verträge überprüft und kontrolliert. Davon profitieren bestimmte Leute im Machtapparat und natürlich die ausländischen Anbieter".

Mohseni, der seine Heimat nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl 2009 verließ und gegenwärtig in Deutschland lebt, sieht hier eine Gemeinsamkeit zwischen der chinesischen und der iranischen Wirtschaft. Korruption sei in beiden Ländern ein Normalzustand. Transparency International listet den Iran in seinem 2009er Korruptionsindex auf Platz 168 von 180, China erklomm immerhin Rang 79.

Ölförderung in Teheran (Foto: ap)
Der Iran liefert Öl an ChinaBild: AP

Im vergangenen Jahr stieg China zum wichtigsten Handelspartner des Irans auf. China beliefert den Iran vor allem mit Waffen und Dieselöl, während der Iran größtenteils Rohöl und Gas in die Volksrepublik exportiert.

Teherans gehütetes Geheimnis

Mohseni hat zu seiner Zeit im Iran kaum etwas mitbekommen. "Vom Öl-Geschäft mit China hört man nichts in Iran. Ich habe selbst erst hier, im westlichen Ausland, davon gehört und war total überrascht. Im Iran kennt man China eigentlich nur wegen der Billigprodukte.“

Längst überschwemmen Chinas Textilien, Spielzeuge, DVD-Player und Handymodelle den iranischen Markt. Unabhängige Experten im Iran warnen immer wieder davor, dass die chinesische Konkurrenz der heimischen Industrie schade und Arbeitsplätze gefährde.

Vergeblich, meint der Geschäftsmann Laghaie: "Wir haben immer noch keine strengen Gesetze für Importwaren und Produktqualität. Die Mehrheit der Iraner kann sich teure Qualitätsprodukte eh nicht leisten“.

Keine Kritik üben

Die Anwältin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi bei der Deutschen Welle (Foto: DW)
Shirin Ebadi kritisiert den Iran im Hinblick auf seine Beziehungen zu ChinaBild: DW

Jenseits der Billigprodukte ist den Einwohnern des Gottesstaates die neue asiatische Supermacht fremd. Zwar ist China schon seit Jahrhunderten über die Seidenstraße mit dem Iran verbunden. Aber die jüngere Geschichte der Volksrepublik China kennt kaum ein Iraner. Dass 1989 Demonstranten der Demokratie-Bewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens erschossen wurden. Oder chinesische Sicherheitskräfte jüngst brutal gegen Aufständische in Tibet und Xinjiang vorgingen: Irans staatliche Medien schweigen - wahrscheinlich auch aus Angst vor Unruhen im eigenen Land.

Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi kritisiert gegenüber der Deutschen Welle diese Blindheit im Hinblick auf China. "Die chinesische Regierung verletzt die Menschenrechte in erheblichem Maße - ebenso wie die iranische Regierung. Wenn ein Moslem im Nahen Osten getötet wird, inszeniert die iranische Regierung ein riesiges Theater. Wenn mehrere tausend muslimische Uiguren erschlagen werden, schweigt sie".

Irans Machthaber, soviel gilt in Beijing als sicher, haben kein Interesse an den sunnitischen Uiguren. Eine Beruhigung für Chinas Führer, die Angst vor einem Panislamismus haben.

Autorin: Shabnam Nourian
Redaktion: Sonila Sand/Diana Hodali