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China und der Papst: Eine heikle Beziehung

Hao Gui5. April 2005

Ein Merkmal des Pontifikats von Johannes Paul II. waren seine Reisen. Ein wichtiges Land konnte er nicht besuchen: China. Deshalb kümmerte er sich besonders um die Untergrundkirche des Landes.

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Staatlich geduldet: die parteittreue Katholische KircheBild: AP

Mit zwei kurzen Sätzen vermeldete die amtliche Agentur Xinhua den Tod des Papstes. Die parteitreue "Patriotische Katholische Gemeinde" erlaubte in vielen Großstädten Gottesdienste zum Gedenken des Papstes, obwohl sie die Existenz des Vatikans gar nicht anerkennt.

Aktive Untergrundkirchen

In China darf bisher nur die staatlich genehmigte, "patriotische" katholische Kirche, der alle Kontakte zum Vatikan verboten sind, ihren Glauben frei ausüben. Die Angehörigen der katholischen Untergrundkirche werden verfolgt. Erst in der vergangenen Woche waren mehrere Priester und Bischöfe verhaftet worden.

Doch die Untergrundkirchen sind nach dem Tod von Johannes Paul II. aktiv, berichtet Joseph Kung, ein ausgewiesener Kenner der chinesischen Untergrundkirche. Er hält ständig Kontakt zu den Bischöfen, die vom Papst ernannt wurden. Um ihre Sicherheit zu garantieren, wollte er deshalb den Namen der Bischöfe nicht preisgeben. "Die Untergrundkirche in China hat eine Reihe von Gottesdiensten veranstaltet", sagt Kung und ergänzt: "Viele Anhänger beten für den verstorbenen Papst. Ein Bischof sagte mir, der Papst hat die Untergrundkirche in China nie im Stich gelassen. Er wusste, dass ihr viel Elend passiert war. Der Papst ist jetzt im heiligen Land angekommen. Von dort aus hat er bestimmt mehr Einfluss, um der Untergrundkirche in China zu helfen."

Nach dem Tod des Papstes beteuerte der Sprecher der chinesischen Regierung, Liu Jianchao, China wolle die Beziehungen zum Vatikan verbessern. Eine Beziehung, die es gar nicht gibt. Denn die chinesische Regierung fürchtet, dass die Katholiken dem Papst, also einem Ausländer, folgen und dadurch ihre Alleinherrschaft gefährdet wird. Unter dem Vorwand, es sei eine Einmischung in die chinesische Angelegenheiten, wehrt sich Peking gegen jede Art von Verbindungen zum Papst.

Nachschlagewerke ohne Vatikan

Dass der Vatikan noch diplomatische Beziehung zu Taiwan unterhält, ist ein weiteres Argument, die Katholische Kirche zu ignorieren. Auf der Internetseite des chinesischen Außenministeriums ist das Wort Vatikan nicht zu finden. Auch viele wichtige Nachschlagwerke haben den Begriff nicht aufgenommen. "Der Papst ist der geistliche Führer aller Katholiken weltweit, er will sich nicht in die inner-chinesischen Angelegenheiten einmischen," sagt Kung. "Er will nur den Gläubigen in China den richtigen Weg zu Gott zeigen, genau wie den anderen Völkern der Welt auch. Auch in den USA ist der Papst ein Begriff. Aber nie hat ein US-Präsident behauptet, er mische in die amerikanischen Angelegenheiten ein. "

Katholische Nonnen in China
Katholische Schwestern in China: Zwischen Unterdrückung und AnpassungBild: AP

Strenggläubige Katholiken werden in China systematisch verfolgt, nur weil sie dem Papst treu bleiben. Die kürzlich gemeldete Verhaftung zweier Bischöfe in China ist nur die Fortsetzung der chinesischen Politik, die einerseits freien Glauben in der Verfassung vorschreibt, andererseits die Anhänger der nicht zugelassenen religiösen Gruppen verfolgt. "Seit der Gründung der Volksrepublik China 1949 hat die Kommunistische Partei Tausende, Abertausende von Katholiken hinter Gitter gebracht, weil sie dem Papst treu bleiben. Viele waren sogar bereit, des Glaubens wegen lange Jahre im Gefängnis zu verbringen. Mein Onkel Kardinal Kung saß dafür 32 Jahre im Gefängnis. Heute sitzen immer noch Glaubensbrüder hinter Gittern, aus genau demselben Grund."

Religionszensur im Internet

Die Unterdrückung der Kirche macht auch vor dem Internet nicht Halt. In Chinas Internetportalen werden Glaubensthemen zensiert, weswegen chinesische Internetseiten Gebete und Kommentare zum Tod von Papst Johannes Paul II. aus dem Netz nahmen. Während am Samstag (2.4.2005) in den beliebten Internetforen Sina.com und Sohu.com noch zahlreiche Diskussionsbeiträge über den Papst zu lesen waren, fand sich dazu am Montag (4.4.2005) nichts mehr. Ein Sprecher von Sohu.com bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass das Unternehmen die Beiträge zensierte. "Religiöse Angelegenheiten sind etwas Besonderes", sagte der Sprecher. "Wir fürchten, dass eventuell Probleme entstehen könnten." Andere Internetportale, die ebenso verfuhren, gaben keinen Kommentar dazu ab.

Papst als geistliche Stütze

Papst Johannes Paul II. konnte während seines Pontifikats nicht nach China reisen. Dennoch lag ihm das Schicksal der rund zwölf Millionen Mitglieder der katholischen Untergrundkirche am Herzen, betont Kung: "Ein Bischof erzählte mir, der Papst habe viele Anweisungen bezüglich China gegeben. Er bezeichnete ihn als die geistliche Stütze der Untergrundkirche. Im Jahr 2000 sprach Johannes Paul II. 120 Katholiken in China heilig. Das ist ein bedeutender Beitrag von ihm. Im Heiligen Land werden die vielen heiligen Seelen für China sorgen und werden beachtlich starke Kraft sein."