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China: Verstärkte Kinderarbeit wegen Mangel an Arbeitskräften

3. Juni 2005

· Congguo Cai, Sprecher von "China Labour Bulletin" (Hongkong), im Interview von DW-RADIO

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"Insbesondere Textil- und Spielzeugfabriken in China stellen immer mehr Kinder ein." Das sagte der Sprecher der Menschenrechtsorganisation "China Labour Bulletin" (Hongkong), Congguo Cai, in einem Interview des Chinesischen Programms von DW-RADIO. Grund hierfür sei ein Mangel an Arbeitskräften in chinesischen Städten, insbesondere im Süden des Landes. Cai: "Diese Kinder bekommen die niedrigsten Löhne. Sie haben weder Mut noch Kraft, sich dagegen zu wehren." Darüber hinaus liege ein weiterer Grund für die zunehmende Kinderarbeit in der wachsenden Armut vieler Familien, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken könnten. Als "besonders schlimm" bezeichnete Cai die Arbeitsbedingungen in den von Taiwanesen und Hongkongern betriebenen privaten Bekleidungs- und Spielzeugunternehmen. Eine Untersuchung seiner Organisation habe gezeigt, dass die Arbeitnehmer "lange Arbeitszeiten und hohe Arbeitsbelastungen hinnehmen müssen, außerdem keine Sozialversicherung kennen". Frauen bekämen keinen Mutterschaftsurlaub, die Arbeit an Feiertagen würde nicht bezahlt.

Viele Fabriken, so Cai zur Deutschen Welle weiter, "gleichen einem Gefängnis: Die Unternehmen zwingen ihre Beschäftigten, den Personalausweis abzugeben. Sie halten dann die Löhne für mehrere Monate zurück, um zu verhindern, dass die Arbeiter zu anderen Arbeitgebern wechseln." Den zuständigen Politikern auf regionaler Ebene warf Cai vor, "mit niedrigen Löhnen und Streikverboten ausländische Investoren anziehen zu wollen". Mit Blick auf Chinas Textilstreit mit der EU und den USA räumte Cai ein, höhere Exportkosten könnten dazu führen, dass chinesische Unternehmen und Außenhandelsfirmen "die Löhne weiter drücken und die Arbeitszeit verlängern".

3. Juni 2005
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