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Peking storniert

10. Dezember 2008

China gerät zunehmend in den Sog der weltweiten Wirtschaftskrise: Die Regierung fordert die Stornierung von Flugzeugkäufen bei ausländischen Firmen. Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat bisher keine Abbestellungen.

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Flughafenterminal (Quelle: AP)
Die Wirtschaftskrise trifft auch Chinas LuftfahrtBild: AP

Die chinesische Regierung hat die Fluggesellschaften des Landes angesichts des Konjunkturabschwungs und zurückgehender Passagierzahlen aufgefordert, Bestellungen neuer Flugzeuge bei ausländischen Herstellern zu stornieren oder die Auslieferung zu verschieben. Um die Transportkapazitäten an die sinkende Nachfrage anzupassen, sollten zudem ältere Flugzeuge stillgelegt werden, empfahl das Luftverkehrsamt der Volksrepublik, CAAC. Passagiermaschinen sollten in Frachtflugzeuge umgebaut werden.

Airlines fliegen rote Zahlen ein

Die größten chinesischen Fluggesellschaften "Air China", "China Eastern" und "China Southern" haben allesamt im dritten Quartal Verluste eingeflogen. Es wird damit gerechnet, dass die gesamte Branche am Ende des Jahres rote Zahlen schreibt. Im November hat die chinesische Regierung damit begonnen, angeschlagenen Fluglinien finanziell unter die Arme zu greifen. So erhielt die Muttergesellschaft von "China Southern" umgerechnet 337 Millionen Euro. "China Eastern" und "Hainan Airlines", die viertgrößte Fluggesellschaft des Landes, erwägen, den Staat um Hilfe zu bitten

Werkseröffnung (Quelle: AP)
2007 wurde im chinesischen Tianjin ein Airbus-Werk eröffnetBild: AP

Die Anweisung der chinesischen Luftfahrtbehörde könnte den europäischen Flugzeugbauer Airbus und seinen US-Konkurrenten Boeing hart treffen. Beide Konzerne setzen auf den Ausbau ihres Geschäfts in Schwellenländern wie China und glichen damit zuletzt die Absatzschwäche in den USA aus. Ob es tatsächlich zu Stornierungen von Flugzeug-Bestellungen kommt, ist derzeit schwer abzuschätzen. Zwar werden die chinesischen Fluggesellschaften vom Staat gelenkt, müssen sich aber zunehmend auch den Bedingungen des freien Marktes anpassen. Und die Stornierung bereits bestellter Maschinen ist mit hohen Kosten verbunden.

Airbus: Engagement in China langfristig

Ein Airbus-Sprecher erklärte, das Unternehmen habe noch keine offizielle Mitteilung über mögliche Stornierungen erhalten. Das Engagement des europäischen Flugzeugbauers in der Volksrepublik sei langfristig angelegt, betonte er.

Gegenwärtig sind rund 450 Airbus-Maschinen in China im Einsatz und 430 in Auftrag. Das sind etwa zehn Prozent der weltweiten Airbus-Aufträge. Um den Bedarf in der Volksrepublik besser bedienen zu können, eröffnete Airbus erst Ende September eine eigene Endmontaglinie in Tianjin. Die erste dort gebaute Maschine soll Mitte 2009 an "Sichuan Airlines" ausgeliefert werden. Bis 2011 soll die Produktion dann auf vier Flugzeuge der A-320-Familie pro Monat ausgeweitet werden.

Exporte der Volksrepublik gehen zurück

Nicht nur die chinesische Luftfahrtbranche, sondern die gesamte Volkswirtschaft des kommunistischen Landes gerät zunehmend in den Sog des weltweiten Abschwungs. Im November sanken die Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,2 Prozent auf 115 Milliarden Dollar; der erste Rückgang seit sieben Jahren. Im Oktober waren die Ausfuhren noch um 19 Prozent gewachsen.

Der Experte des Bundesverbandes Deutscher Groß- und Außenhandel (BGA), Jens Nagel, kommentierte: "Die chinesische Exportwirtschaft beginnt, unter den Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu leiden. Dieser Trend dürfte sich in den nächsten Monaten verstärkt fortsetzen."

Bereits im November hatte die Regierung in Peking ein Konjunkturpaket in Höhe von umgerechnet 586 Milliarden Dollar beschlossen. Die Notenbank senkte zudem mehrfach ihren Leitzins, um mit billigem Geld Investitionen und Konsum anzuregen. Damit will die Staatsführung auch soziale Unruhen im bevölkerungsreichsten Land der Welt verhindern. (wl)