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China will Großflugzeuge bauen

6. Januar 2006

Auf dem Flugzeugmarkt konkurrieren seit den 1990er Jahren der europäische Konzern Airbus und der US-Flugzeugbauer Boeing miteinander um Aufträge aus der ganzen Welt. Jetzt will auch China in der Branche mitmischen.

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Demnächst sollen in der Volksrepublik eigene Riesenflieger produziert werdenBild: dpa

Auf dem Markt für zivile Großraumflugzeuge hat sich ein neuer Teilnehmer angekündigt: Um nicht länger vom US-Flugzeugbauer Boeing und dem europäischen Airbus-Konzern abhängig zu sein, will China ab 2010 eigene Großraumflugzeuge bauen. Der Bau einer Maschine mit 150 bis 200 Plätzen solle im nächsten Fünfjahresplan für die chinesische Luft- und Raumfahrtbranche Top-Priorität haben, kündigte die für die Rüstungsindustrie verantwortliche staatliche Kommission COSTIND (Commission of Science, Technology and Industry for Defense) am Freitag (6.1.2006)an. Die Kommission soll auch auf die chinesische Zivilluftfahrtindustrie großen Einfluss haben. Zu dem geplanten Flugzeugtyp oder einem genauen Zeitplan für die Entwicklung machte die Kommission keine Angaben.

China: Drittgrößter Markt für die zivile Luftfahrt

Bereits 2005 hatten Vertreter der Industrie die

Zentralregierung in Peking gedrängt, dem Bau von Zivilflugzeugen in China zuzustimmen, noch bevor der Bedarf im Reich der Mitte während der kommenden beiden Jahrzehnte einen Höhepunkt erreicht. Mit 120

Millionen Fluggästen war China bereits 2004 drittgrößter Markt für

die zivile Luftfahrt nach den USA und Europa. Die geplante Maschine

mit bis zu 200 Plätzen hätte die ideale Größe für Flugverbindungen

zwischen den drei wichtigsten Wirtschafts-Boomregionen Chinas, die

jeweils mehr als 1000 Kilometer auseinanderliegen: das

Perlfluss-Delta mit Guangzhou und Hongkong, die Jangtse-Mündung um

Shanghai und die Bohai-Region im Nordosten.

A350
Der neue Airbus A350...Bild: dpa

Bis China in der Flugzeugbranche mitmischt, bestimmt den Markt weiterhin der Wettbewerb zwischen Airbus und Boeing. Der US-Konzern Boeing blickt dabei auf die längere Tradition zurück: Das Unternehmen dominierte den Markt seit dem Start der Boeing 707 vor rund 50 Jahren. Doch seit den 1990er Jahren konnte der Konkurrent Airbus immer mehr Fluggesellschaften als Kunden für sich gewinnen.

Noch im Dezember hatte das französisch-deutsch-spanische Gemeinschaftsunternehmen die Nase vorn. Einen Monat zuvor fand Airbus mit der kuwaitischen Leasingfirma ALAFCO einen weiteren Kunden für sein künftiges Langstreckenflugzeug A350. Die ersten Maschinen für 253 Passagiere sollen im zweiten Halbjahr 2012 nach Kuweit geliefert werden. Auch an die neue indische Fluggesellschaft Kingfisher sollen ab 2008 30 Airbus-Flugzeuge der Typen A320 und A319 geliefert werden. Kingfisher hatte 2005 bereits fünf Großflugzeuge des Typs A380 sowie fünf A330 und fünf A350 bestellt.

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen USA und Europa

Die Konkurrenz schläft nicht
...Und eine Boeing 777-200LR WorldlinerBild: AP

Doch der Wettkampf zwischen den beiden Flugzeug-Giganten bleibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Im Januar 2006 habe Boeing nach eigenen Angaben so viele Passagierflugzeuge verbucht wie noch nie. Der Airbus-Konkurrent hätte netto 1002 Flugzeuge verkauft, mehr als drei Mal so viel wie 2004. Die bisherige Rekordmarke aus dem Jahr 1998 wäre damit deutlich übertroffen worden. Damals hätten Boeing und McDonnell-Douglas, die inzwischen fusioniert sind, zusammen 877 Jets verkauft. Der europäische Flugzeugbauer Airbus hatte bis Ende November 2005 nur 687 Festbestellungen gemeldet.

Nach eigenen Angaben soll Airbus 2005 im Gesamtjahr aber ähnlich viele Aufträge wie Boeing erhalten haben. "Was die Flugzeugbestellungen angeht, wird Airbus in einer vergleichbaren Größenordnung abschließen" wie der amerikanische Konkurrent, sagte Airbus-Sprecher Rainer Ohler am Freitag (6.1.2006) in Toulouse. "2005 war ein außergewöhnliches Jahr für unsere Industrie und für Airbus", so Ohler. "Wer deutliche Unterschiede bei den Bestellungen (zwischen Boeing und Airbus) für 2005 erwartet, liegt völlig falsch." Die endgültigen Bestellzahlen für das abgelaufene Jahr will Airbus am 17. Januar in Paris bekannt geben. (kb)