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China zensiert Smog-Film

7. März 2015

Ein Dokumentarfilm über die dramatische Luftverschmutzung in China war auf riesiges Interesse mit Millionen Klicks im Internet gestoßen. Der Regierung war der Film offenbar zu kritisch und sie "entfernte" ihn kurzerhand.

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Fahrradfahrer mit Gasmaske in Peking (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Eine Dokumentation über die dramatische Luftverschmutzung in China ist nach wenigen Tagen im Internet blockiert worden. Der Film "Unter der Glocke" der ehemaligen Fernsehmoderatorin Chai Jing war nach seiner Veröffentlichung vor einer Woche innerhalb eines Tages mehr als 155 Millionen Mal angeklickt worden - an diesem Samstag konnte er über die großen chinesischen Video-Websites Youku und iQiyi nicht mehr abgerufen werden. Die "New York Times" berichtete, die Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei habe die Löschung angeordnet.

"Seite nicht gefunden"

Ein Link auf der Youku-Website, der zuvor zu dem Film führte, erzeugte lediglich die Nachricht: "Es tut uns sehr leid, Youku konnte die gesuchte Seite nicht finden". Auf YouTube war die 103 Minuten lange Dokumentation weiter zu finden. Der Zugang zu der Videoplattform ist in China jedoch gesperrt. In ihrem Film hatte Chai die Ursachen der extremen Luftverschmutzung in China aufgezeigt, darunter laxe Umweltschutzvorschriften und deren unzureichende Durchsetzung durch die Behörden.

Die Zensur der Dokumentation illustriert, wie empfindlich die chinesische Staatsführung auf die öffentliche Debatte über das Smog-Problem reagiert. Gleichzeitig handelt es sich um eine abrupte Kehrtwende: Noch vor wenigen Tagen hatte Chinas neuer Umweltminister Chen Jining das Video gelobt und vor Reportern gesagt, der Film unterstütze "die Bemühungen des Einzelnen, die Luftqualität zu verbessern".

Nutzer empört

Die Diskussion über den Film in Online-Foren ging derweil weiter. Viele Nutzer kritisierten die Zensur der Dokumentation durch die Regierung. "Chai Jings Doku wurde in allen großen Video-Websites 'harmonisiert'", schrieb ein Nutzer. "Warum? Gebt uns einen Grund dafür!" Ein anderer Nutzer fragte: "Wann wird dieses Land bereit sein, sich mit dem Verhalten der eigenen Bevölkerung auseinanderzusetzen?"

Chai Jing im Porträt (Foto: dpa)
Die Geburt ihrer totkranken Tochter hat Chai Jing dazu bewogen, den Film zu drehenBild: picture-alliance/dpa/Tao Xiaofang

Die Einwohner chinesischer Großstädte leiden seit Jahren unter starkem Smog, insbesondere im Winter ist die Luftqualität oft dramatisch schlecht. Die größten Luftverschmutzer in China sind Kohlekraftwerke, Industrieanlagen und der mit dem wachsenden Wohlstand rasant zunehmende Autoverkehr. Pensionierte Behördenvertreter räumten ein, dass dadurch möglicherweise pro Jahr eine halbe Million Menschen sterben.

Chai hatte erklärt, sie habe den Film als Teil ihres "persönlichen Kampfs" gegen die Luftverschmutzung produziert. Ihre Tochter war mit einem bösartigen Tumor auf die Welt gekommen.

as/pg (dpa, afp, rtr)