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Chinas Kapital in aller Welt

Jun Yan
26. September 2016

Chinesische Unternehmen investieren mehr und mehr im Ausland. 2015 floss erstmalig mehr Geld ins Ausland als nach China. Besonders begehrt sind europäische und deutsche Unternehmen.

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Symbolbild Euro Yuan
Bild: Colourbox/E. Wodicka

China hat zum ersten Mal in der Geschichte mehr Kapital im Ausland investiert, als es an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) erhalten hat. Die ausländischen Direktinvestitionen hätten im Jahr 2015 rund 136 Milliarden US-Dollar betragen, so ein Bericht, der letzte Woche vom Handelsministerium, dem Verwaltungsamt für Devisen und dem Amt für Statistik vorgestellt wurde. Im gleichen Zeitraum sollen chinesische Unternehmen weltweit etwa 146 Milliarden US-Dollar investiert haben.

Zhang Xiangchen, Vizehandelsminister Chinas, der den Bericht vorgestellt hat, sieht trotz anhaltender globaler Flaute große Chancen für die Weltwirtschaft durch Investitionen. Im internationalen Ranking sei der chinesische Anteil an Direktinvestitionen von 0,4 Prozent im Jahr 2002 auf 9,9 Prozent 2015 gestiegen, so Zhang. Damit liege China hinter den USA (rund 300 Milliarden US-Dollar) auf Platz zwei.

Tang Zheng, stellvertretender Direktor der Chinesischen Investitionsförderungsagentur in Deutschland (CIPA) (Foto: Privat)
Tang Zheng, stellvertretender Direktor der Chinesischen Investitionsförderungsagentur in Deutschland (CIPA)Bild: Privat

Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit

Der Trend zunehmender Auslandsinvestitionen zeichne sich schon länger ab, so Silke Besser, Geschäftsführerin der Deutsch-Chinesischen Wirtschaftsvereinigung (DCW) in Köln. China sei nicht mehr nur die Werkbank der Welt. "Das Land setzt auf Innovationen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Auslandsinvestitionen sind für Chinas Unternehmen der nächste logische Schritt."

Tang Zheng, stellvertretender Direktor der Chinesischen Investitionsförderungsagentur in Deutschland (CIPA), sagte im Gespräch mit der Deutschen Welle, dass die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Unternehmen von ihrer globalen Präsenz abhänge. "Chinas Unternehmen setzen auf Forschung und Entwicklung. Sie haben zwar Fortschritte gemacht, stehen aber doch vor großen Herausforderungen. Die Lösung für diese liegt auf der Hand: Sie suchen weltweit nach 'Rezepten'." Es gehe um Markenzeichen, Innovation, Technologie und Zulieferer für die Wertschöpfungskette.

Chemieriese ChemChina (Foto: picture-alliance/dpa/W. Hong)
Chemieriese ChemChinaBild: picture-alliance/dpa/W. Hong

Großübernahmen und Mittelstand

Dabei setzen Chinas Unternehmen in Deutschland und Europa auf Übernahmen und Beteiligungen. Der staatliche Chemiekonzern ChemChina beteiligte sich 2015 am italienischen Reifenhersteller Pirelli mit mehr als sieben Milliarden Euro. 2016 folgen die Übernahme des schweizerischen Agrarkonzerns Syngenta (40 Milliarden Euro) und des deutschen Maschinenbauers KraussMaffei (925 Millionen Euro). Der Konzern verhandelt nach Berichten vom manager magazin derzeit noch mit SGL Carbon, dem deutschen Hersteller von Produkten aus Kohlenstoff, der weltweit mehr als 5000 Mitarbeiter hat.

Auch der deutsche Mittelstand ist das Ziel der chinesischen Investoren, insbesondere der flexiblen mittelständischen Konkurrenten aus China.  Nach Statistiken der Wirtschaftsförderungsgesellschaft NRW.INVEST wurden seit 2000 insgesamt 192 Übernahmen durch chinesische Investoren registriert. In knapp 65 Prozent der Fälle handelte es sich um Investoren aus der chinesischen Privatwirtschaft. Auch die letzten Zahlen des chinesischen Handelsministeriums bestätigten den Trend. "Chinesische Privatunternehmen haben mehr Übernahmen getätigt, können die Staatsunternehmen bei der absoluten Summen der Investitionen aber noch nicht überholen", sagt CIPA-Direktor Tang.

Fans folgen der Produktpräsentation von Huawei auf der IFA 2016 in Berlin (Foto: Reuters/H. Hanschke)
Fans folgen der Produktpräsentation von Huawei auf der IFA 2016 in BerlinBild: Reuters/H. Hanschke

Engagement privater Investoren

Einige private Großinvestoren aus dem Reich der Mitte haben sich in Deutschland inzwischen etabliert. Der Telekommunikationsriese Huawei erfreut deutsche Privatkunden etwa mit Smartphones. Gemeinsam mit der Deutsche Bahn betreibt es deren Fahrgastinformationssystem. Nicht zuletzt forscht Huawei gemeinsam mit der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen und diversen Fraunhofer-Instituten.

Das Privatunternehmen Huawei investiere, wie viele andere chinesische Unternehmen, nicht auf Drängen der chinesischen Zentralregierung in Deutschland und Europa, wie DCW-Geschäftsführerin Besser sagt. Sie hätten vielmehr erkannt, dass sie sich internationalisieren müssen, wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollen.