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Chinesen lieben US-Immobilien

30. März 2011

Viele Chinesen sind durch das Wirtschaftswachstum reich geworden. Sie legen ihr Geld auch in Immobilien an. Weil der Dollar schwächelt, besonders gern in den USA.

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Verkaufsschild in New York (Foto: Braun)
Kaufen oder mieten - Hauptsache New YorkBild: DW/Miriam Braun

"Hier vorne sind zwei Büros, und hinten auch noch mal", schwärmt Lily Lin auf Mandarin, während sie eine chinesische Kundin durch ein lichtdurchflutetes Atelier in Manhattan führt. Lily Lin ist selbst Chinesin und hat sich als Maklerin im Immobiliengeschäft auf chinesische Kunden spezialisiert. 280 Quadratmeter, Parkettboden und viele Einbauschränke - ihre Kundin Eva Su ist sehr interessiert an dem Objekt.

Sie betreibt mit einem Partner die Mode-Firma Bespoke Fashion. Sie lebt und arbeitet schon rund zehn Jahre in New York - in ihrem Heimatland China wird nur produziert. "Im kommenden Jahr werden wir wahrscheinlich expandieren und weitere Designer einstellen", sagt Su. Deswegen braucht sie spätestens dann mehr Platz. Diese Immobilie befindet sich unweit vom Times Square, einer Gegend, in der viele Firmen der Modebranche ihre Büros haben.

Günstiger als in Shanghai

Maklerin Lily Lin (Foto: Braun)
Maklerin Lily LinBild: Lin

So wie Eva Su interessieren sich mehr und mehr Chinesen für den Immobilienmarkt in den USA. "Viele von Ihnen investieren zum ersten Mal", meint Maklerin Lily Lin. Sie beteiligen sich an Immobilienfonds, kaufen Häuser, deren Hypotheken geplatzt sind oder kaufen Immobilien, deren Eigentümer früher gut situiert waren, jetzt aber Geld brauchen. Somit profitieren sie auch von der Krise auf dem US-Häusermarkt und von den niedrigen Preisen.

Die USA stehen ganz oben auf der Beliebtheitsliste chinesischer Investoren. In Metropolen wie Peking oder Shanghai werden Häuser zunehmend teuer, meint Lin. Im Gegensatz dazu seien Preise in den USA günstig, der Markt gelte als sicher. "Chinesen bevorzugen die großen Städte", sagt Lin. Los Angeles, San Francisco oder eben New York City. Auch weil es dort dann schon eine gewisse Population an Chinesen gebe.

Es muss die Fifth Avenue sein

New Yorker Hausansicht (Foto: Braun)
Auch Gewerbeflächen sind bei Chinesen beliebt.Bild: DW/Miriam Braun

Oft sind es chinesische Industrie-Unternehmen, Firmen aus dem Einzelhandel oder der Hotel-Branche, meint Lily Lin. Aber auch unter Privatanlegern steige die Nachfrage nach US-Immobilien. Studien zufolge sind es in der Hauptsache gut situierte Chinesen mittleren Alters. "Ich komme aus Shanghai und kenne viele richtig reiche Leute", sagt Lin. Der Wohlstand dort sei in den letzten 20 Jahren unglaublich gewachsen. Aber die chinesische Regierung beschränke die Investitionsmöglichkeiten, also schaue man nach Optionen in Übersee.

Früher seien es oft arabische Investoren oder Russen gewesen. Heute kommt ein Zehntel der ausländischen Investoren auf dem US-Häusermarkt aus China. Nach New York kommen sie nicht selten in organisierten Gruppen angereist, um sich Objekte anzuschauen. Und sie wissen ganz genau, was sie wollen: "Wenn sich Chinesen entscheiden, in Manhatten ein Apartment zu kaufen, dann muss es oft die Fifth Avenue sein", meint Maklerin Lily Lin. Schließlich sollen die Freunde zu Hause in China die Adresse auch kennen.

Am liebsten Cash

Da chinesische Kunden meist bar bezahlen verkaufen auch US-Immobilienhalter und Banken gerne an Chinesen. "Cash ist König", sagt die Maklerin. "Das ist doch viel besser, als sich auf langwierige Hypotheken einzulassen"

Werbung in New York (Foto: Braun)
Werbung in New YorkBild: DW/Miriam Braun

Lily Lin ist sich sicher, in New York zur richtigen Zeit auf den richtigen Markt gesetzt zu haben. Dass sie selbst Chinesin ist und die Kultur kennt, verschafft ihr enorme Vorteile: "In China muss man Vertrauen aufbauen", erklärt sie. Erst kommen Vertrauensbeziehungen, dann Freundschaft, dann das Geschäft. "Wenn Chinesen dir vertrauen, dann folgen sie dir", sagt Lily Lin und lächelt. "Wer mit Chinesen Geschäfte machen will, muss auch ihre Kultur verstehen". Andernfalls, fügt sie hinzu, müsse man sich auf eine schwierige Zeit einstellen.

Autorin: Miriam Braun
Redaktion: Andreas Becker