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Chinesische Mauer wird zum Schweinestall

Ingun Arnold2. Februar 2004

Raubbau an der Substanz und mangelnder Sinn ihrer Anwohner für's historisch Wertvolle machen der Chinesischen Mauer zu schaffen. Denn die Staatsbehörden können nicht überall gleichzeitig sein.

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Mancherorts ist die Chinesische Mauer gar nicht mehr zu erkennenBild: AP

Bauern, die von den Schutzdekreten der chinesischen Regierung nichts wissen oder nichts wissen wollen, brechen Steine aus der Mauer und benutzen sie als Umfriedung ihrer Höfe. Oder sie bauen Schweineställe daraus. Das geht aus einem Bericht der China Great Wall Academy vom Dezember 2002 hervor.

In der Stadt Yulin zum Beispiel mussten die Inspektoren feststellen, dass anstelle der Mauer eine neue Fernverkehrsstraße gebaut worden war: Die zuständigen Behörden hatten zuvor die Mauer einfach abtragen lassen. Auch anderswo - unter anderem in den Provinzen Ningxia, Shanxi und Gansu - sind Hunderte Kilometer Mauer verschwunden. Einige Abschnitte wurden vorsätzlich gesprengt und die Steine als Baumaterial verkauft.

Handgemachte Probleme

Regionale Investoren nutzen immer wieder die lückenhafte Sachkenntnis der staatlichen Mauerschützer aus. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet am 26. Januar 2004 von einem Baunternehmer aus der Provinz Hebei, der einfach ein Stück aus der 600 Jahre alten Mauer entfernt hat. "Die Steine sind beiseite geräumt worden. Anstelle dessen hat der Investor zwei Mal 1000 Meter Betonmauer einsetzen lassen", so die Agentur.

Er wurde zu einer Strafe von 100.000 Yuan (ca. 12.000 Dollar) verdonnert, obwohl er ganz unschuldig beteuerte, er habe ja nur die Mauer vor dem Verfall retten wollen. "Schlechte Instandhaltung ist auch eine Art von Zerstörung", kontert Dong Yaohui, Generalsekretär der "Great Wall Society of China".