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Chodorkowsky-Anwalt: Justiz verletzt russisches und internationales Recht

Robert Amsterdam kündigt Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte an – Interview mit DW-RADIO

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"Russland verletzt mit der Verhaftung Michail Chodorkowskys sowohl russisches als auch internationales Recht. Deshalb werden wir vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte klagen." Das sagte der Anwalt des inhaftierten Ölmagnaten, Robert Amsterdam (Kanada), in einem Interview mit dem Russischen Programm von DW-RADIO. Es sei ihm und seinen Kollegen nicht möglich, die Verteidigung vertraulich vorzubereiten und sich auf die Hauptanklagepunkte zu konzentrieren. "Wir bekommen keinen genauen Einblick in den Fall und werden ständig behindert, abgehört und belästigt, wenn wir uns mit unserem Klienten beraten", erklärte Amsterdam weiter. Darüber hinaus sei die Gesprächszeit mit Chodorkowsky mehrfach ohne Angabe von Gründen verkürzt worden.

Der ehemalige Chef des größten russischen Ölkonzerns Yukos sitzt seit Oktober 2003 in Untersuchungshaft. Ihm werden Steuerhinterziehung und Korruption vorgeworfen. Sein Anwalt bestreitet die Vorwürfe: "Chodorkowsky ist der Einzige in Russland, der im Zusammenhang mit den Unternehmensprivatisierungen der 90er Jahre angeklagt wird. Er setzte sich als Einziger für Transparenz in der Wirtschaft ein."

Die Verteidiger um Amsterdam vermuten politische Gründe für die Verhaftung, da Chodorkowsky auch oppositionelle Parteien unterstützt habe. Er erwarte keinen fairen Prozess. Amsterdam: "Es handelt sich um Telefonjustiz, einen Rückfall in Sowjetzeiten, als Urteile nach telefonischen Anordnungen des Kreml gefällt wurden", so der Jurist gegenüber DW-RADIO. Der Fall sei "ein dramatischer Rückschlag für alle diejenigen, die hofften, dass Russland ein Rechtsstaat wird".

13. Mai 2004
099/04

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