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China Wirtschaft

13. Oktober 2011

Chinas Wirtschaft boomt - auch die Zahl der Christen wächst rasant. Beide Trends haben miteinander zu tun, denn inzwischen gibt es in China immer mehr Firmen, die von Christen nach biblischen Prinzipien geleitet werden.

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Näherinnen in einer chinesischen Textilfabrik (Photo: AP)
Bild: AP

Organisationen wie das Internationale Institut für Religionsfreiheit beklagen bis heute, dass in etlichen chinesischen Provinzen noch immer Christen Behördenwillkür ausgesetzt sind und unterdrückt werden. Zwischen 300 und 500 Pastoren seien zurzeit wegen ihres Glaubens in Gefängnissen. 80 Prozent aller Christen, evangelische wie katholische, lebten noch immer in nicht registrierten Untergrundkirchen, weil sie Repressalien befürchten. Romtreue Katholiken haben es schwerer als regierungstreue. Allerdings stimmt es auch, dass China im Vergleich zur Mao-Zeit ein deutlich freieres Land ist.

Neue Freiheit nutzen

Das wirkt sich zunehmend auch auf das Wirtschaftsleben aus. Von einer neuen großen Freiheit, die die Unternehmer nutzten, spricht Timo Plutschinski. Er ist Geschäftsführer des deutschen Verbandes "Christen in der Wirtschaft" (CIW). "Die Christen können sich frei bewegen, sie können Gemeinden gründen. Viele Unternehmer gründen auch sogenannte Unternehmergemeinden. Die Freiheit besteht also. Auch Mission und Evangelisation ist möglich." Die christlichen Werte kämen sehr gut an, weil sie loyale Mitarbeiter schaffen. Auch bei der Regierung sei die christliche Arbeitsethik hoch geschätzt. Regierungskritisch dürfe jedoch niemand sein.

Neuen Umgang pflegen

Timo Plutschinski, Geschäftsführer der Verbandes 'Christen in der Wirtschaft' (Foto: 'Christen in der Wirtschaft')
Timo PlutschinskiBild: Christen in der Wirtschaft

Der überkonfessionelle Zusammenschluss "Christen in der Wirtschaft" widmet sich Themen die mit der Kombination von Bibel und Business zu tun haben, mit christlichen Werten und beruflichem Alltagsleben. Im September gehörte Plutschinski zur deutschen Delegation eines christlichen Unternehmertages in Hanzhou. Dort erfuhr er aus erster Hand, wie christliche Maßstäbe in chinesischen Betrieben angewandt werden. Dazu gehört ein größerer Anteil an Mitarbeiterbeteiligung, eine größere Mitarbeiterloyalität und Anbindung, bis hin zu finanziellen Beteiligung von Mitarbeitern. "Das gibt's dort nur sehr selten. Und da können die Christen mit ihrem Menschenbild Akzente setzen.“

Konfuzius sagt...

Bei diesem deutsch-chinesischen Unternehmertreffen ging es also nicht nur um Fertigungsindustrie oder Maschinenbaupatente, sondern auch um die Grundlagen der deutschen Arbeitsethik und deren christliche Wurzeln wie Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, zwischenmenschlicher Umgang. Die Bewertungsgrundlagen seien jedoch zunächst oft verschieden. Dass die Chinesen sich selten an Patentschutz halten und häufig Technologieklau betreiben oder Produkte kopieren, sei für sie keineswegs verwerflich, so Plutschinski, da sie vom konfuzianischen Denken geprägt seien. "Konfuzius hat gesagt, eine gute Kopie ist genauso viel wert, wie das Original. Von daher ist das für viele chinesische Unternehmer eher eine Art von Respekt oder Anerkennung, wenn er zu einem sagt: Ich habe viel von dir geklaut. Da haben wir dann natürlich unterschiedliche Werteverständnisse." Die sich aber mit dem Verstehen christlicher Ethik einander annähern würden.

Chinesische christliche Unternehmer als Gastgeber einer Wirtschaftskonferenz am 21. September in Hanzhou mit Vertretern der deutschen Delegation (Foto: CIW)
Christliche Unternehmer als Gastgeber der KonferenzBild: CIW

Weil christliche Unternehmer Integrität und Gerechtigkeit förderten und darüber hinaus Mitarbeiter stärker beteiligen, zeigten sich Ergebnisse. Das Betriebsklima in vielen Firmen sei besser geworden. Dazu trage auch die Anstellung von zahlreichen Firmenseelsorgern bei, die sich ausschließlich um das geistliche Wohl der Mitarbeiter kümmern. Hier können deutsche Chefs vielleicht von chinesischen lernen.

Große Pläne

Akademie für christliche Führungskräfte in der chinesischen Wirtschaft in Shenyang (derzeit noch im Bau). (Foto: CIW)
Fast fertig: Akademie für christliche FührungskräfteBild: CIW

Der Verband „Christen in der Wirtschaft“ stellt seinen Erfahrungsvorsprung in Fragen der Arbeitsethik den chinesischen Christen gern zur Verfügung. Immerhin blickt der Zusammenschluss auf eine fast 110-jährige Geschichte zurück. Derzeit seien zwei große Projekte in Arbeit, so Geschäftsführer Timo Plutschinki. "Das eine ist eine Akademie für christliche Führungskräfte, die zurzeit auf einem 230 Hektar großen Areal in Shenzou entsteht. Dort sollen biblische Grundlagen und Wirtschaftsethik gelehrt werden und wie diese Werte gelebt und weitergegeben werden können."

Das andere Projekt ist ein bedeutender Kongress christlicher Führungskräfte, der für 2012 oder 2013 in Peking geplant ist. Auch hier kann der deutsche christliche Wirtschaftsverband auf reichhaltige Erfahrungen zurückblicken, ist er doch seit Jahren Mitorganisator des größten Kongresses dieser Art in der Bundesrepublik.

Autor: Klaus Krämer
Redaktion: Bernd Riegert