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Chronistin der Theaterwelt - Eva Kemlein ist tot

9. August 2004
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Eva Kemlein, die seit 1945 mit ihrer Kamera die deutsche Theaterszene in Ost und West dokumentierte, ist tot. Die
Theaterfotografin starb am Sonntag (8.8.04) wenige Tage nach ihrem 95. Geburtstag im Berliner St. Gertrauden-Krankenhaus. Eva Kemlein, als Tochter jüdischer Eltern am 4. August 1909 in Berlin geboren, ging fast bis zuletzt mit ihrer Kamera auf die Suche nach dem besten Motiv.

Für Diskussionsstoff sorgten erst in jüngster Zeit wieder ihre Aufnahmen vom Berliner Stadtschloss, das in Teilen wieder aufgebaut werden soll. In den Tagen der Sprengung im Jahr 1950 dokumentierte sie jeden einzelnen Raum des Schlosses. 1993 erwarb das Berliner Stadtmuseum 300 000 Negative Kemleins.

Immer in Schwarz-Weiß hielt Kemlein die legendären Inszenierungen von Bertolt Brecht, Wolfgang Langhoff und Heiner Müller fest. Tilla Durieux, Ruth Berghaus, Paul Dessau, Gret Palucca, Helene Weigel und Hanns Eisler fing sie mit der Kamera ein. Sie begleitete die Arbeit des Berliner Ensembles im Ostteil der Stadt ebenso wie die der
Schaubühne und des Schiller-Theaters im Westteil.

Kemleins Karriere begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit Bildern vom Wiederaufbau Berlins, während der Nazizeit hatte sie Berufsverbot erhalten. Mit ihrer Leica fotografierte sie Frauen beim Straßenbau und den Gemüseanbau im Tiergarten. Erste Aufnahmen vom Theater zeigen den damaligen Intendanten des Deutschen Theaters, Wolfgang Langhoff, und die junge Schauspielerin Inge Keller. In den
1950er-Jahren verschrieb sich Kemlein ganz der Theaterfotografie.