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Eine Chronologie

22. Juli 2009

Als die Bundeswehr vor acht Jahren ihren Afghanistan-Einsatz begann, sollte sie beim Wiederaufbau des Landes helfen - Brunnen bohren und Polizisten schulen. Mittlerweile ist auch ein Kampfeinsatz daraus geworden.

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Deutscher, bewaffneter Soldat in Afghanistan (Foto: AP)
Bild: AP

2001

Die USA reagieren auf die Terroranschläge vom 11. September. Sie bombardieren Afghanistan. Bundeskanzler Gerhard Schröder verspricht "uneingeschränkte Solidarität". Auf der Petersberger Afghanistan-Konferenz wirkt die Bundesregierung an einem Stufenplan mit. Ziel ist die Machtübergabe an eine demokratisch legitimierte afghanische Regierung nach der Entmachtung der Taliban.

Grüner Aufnäher auf einer Bundeswehruniform mit der Aufschrift ISAF (Foto: dpa)
ISAF - der Name des NATO-MandatsBild: picture-alliance / dpa

Gleichzeitig beschließt die NATO ein Mandat zur Unterstützung des Wiederaufbaus. Die internationale Einsatztruppe bekommt den Namen "International Security Assistance Force" (ISAF).

Der Bundestag beschließt die Beteiligung deutscher Soldaten am Einsatz in Afghanistan. Die Politiker betonen, dass es sich nicht um einen Kriegseinsatz handele. Stattdessen gehe es um die Unterstützung der gewählten Regierung, die Herstellung und Aufrechterhaltung eines sicheren Umfeldes in Afghanistan sowie den Wiederaufbau und um das Schaffen demokratischer Strukturen. Der damalige SPD-Fraktionschef Peter Struck sagte: "Entscheidend ist, dass die Amerikaner ihr Kommando über die kämpfenden Truppen haben, während wir uns an einer Friedenstruppe beteiligen." Die Trennung war den Politikern wichtig.

Die deutschen Soldaten werden als Teil der ISAF-Schutztruppe verstanden. Sie unternehmen Patrouillenfahrten ohne Helm. Sie wollen nicht als Besatzer, sondern als Helfer verstanden werden.

2003

Der ISAF-Einsatz der Bundeswehr wird von Kabul auf Kundus ausgeweitet.

2005

Verteidigungsminister Franz Josef Jung beim Interview (Foto: AP)
Viel Erklärungsbedarf - Verteidigungsminister JungBild: AP

Der Bundestag beschließt die Ausweitung des Mandats und erhöht die Anzahl der Soldaten auf 3000. Immer häufiger werden deutsche Soldaten im bis dahin ruhigen Norden des Landes angegriffen. Selbstmordanschläge häufen sich. Der damalige Außenminister Joschka Fischer trauert um die ersten Todesopfer: "Es ist eine tragische Nachricht, es zeigt wie gefahrvoll dieser Einsatz ist und welches Risiko unsere Soldaten in Afghanistan tragen." Das waren Worte, die sich wiederholen sollten.

Oskar Lafontaine, gerade von der SPD zur WASG gewechselt, hat kein Verständnis für den Afghanistan-Einsatz. Dieser könne gar nicht rein humanitär sein, sagt er. "Durch die Flächenbombardierung der Amerikaner haben viele Afghanen ihre ganze Familie verloren. Sie fühlen sich zur Rache verpflichtet. Daher ist die Voraussetzung für einen friedlichen Einsatz in Afghanistan nicht gegeben."

2007

Der Bundestag beschließt, sechs Aufklärungsflugzeuge vom Typ "Tornado" nach Afghanistan zu entsenden. In der Öffentlichkeit wächst die Kritik. Der Vorwurf lautet, die Bundeswehr bohre nicht bloß Brunnen und schule afghanische Polizisten, sondern beteilige sich am Krieg. Verteidigungsminister Franz Josef Jung hält dagegen: "Wir müssen die Herzen der Menschen gewinnen, dass ist das Entscheidende. Im Norden haben wir bereits mehr als 650 Projekte umgesetzt. Es geht um Wasserversorgung, Straßenbau, Krankenhäuser und Kindergärten. Das ist der richtige Weg, und diese Strategie werden wir auch weiter fortsetzen."

2008

Immer häufiger wird von Gefechten deutscher Soldaten mit Talibankämpfern berichtet. Die Todesmeldungen nehmen zu. Von einem rein humanitären Einsatz spricht kaum noch jemand. Auch Minister Jung wählt neue Vokabeln: "Es ist ein Stabilisierungseinsatz, der unter vier Aspekten durchgeführt wird: Schützen, helfen, vermitteln und kämpfen."

Die NATO fordert einen deutschen Kampfverband für den Norden Afghanistans. Der Bundestag bewilligt den Einsatz weiterer 1000 Soldaten. Die Bundesregierung darf nun 4500 Soldaten in Afghanistan einsetzen - derzeit (Stand: Juli 2009) sind 3500 vor Ort.

Zwei Bundeswehrsoldaten liegen getarnt hinter einem Hügel und schauen durch ihr Zielfernrohr (Foto: DPA)
Scharfe Waffen, statt helmlose PatrouilleBild: picture-alliance/ dpa

Juli 2009

Erstmals beteiligt sich die Bundeswehr an einer Offensive gegen Talibankämpfer. Aus dem Friedens- ist endgültig ein Kampfeinsatz geworden. Der öffentliche Streit über den Einsatz wird immer größer. Die meisten Politiker halten einen Abzug der deutschen Soldaten trotzdem für unverantwortlich, so auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier: "Afghanistan ist nur dann verloren, wenn wir es aufgeben."

Autor: Benjamin Wüst
Redaktion: Kay-Alexander Scholz