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Eine imaginäre Zirkuskapelle: The Great Bertholinis

9. Dezember 2010

The Great Bertholinis behaupten, acht Brüder zu sein, die von einer ungarischen Zirkusfamilie abstammen. Entsprechend jonglieren sie mit osteuropäischen Musikelementen, westlichem Pop und zirkusartigen Klängen.

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The Great Bertholinis auf einer großen Wiese (Foto: Hazelwood Vinyl Plastics)
Bild: Hazelwood Vinyl Plastics

Es heißt, vor Hunderten von Jahren sei eine Familie namens Bertholini aus der Armut eines ungarischen Dorfes aufgebrochen, um als Zirkusartisten in der Welt das Glück zu suchen. Die acht Musiker der "Great Bertholinies" stammen angeblich alle von dieser Familie ab und sind Brüder im Alter von 18 - 40 Jahren. Artisten sind sie nicht mehr, doch ihre Musik hat eine Menge mit Zirkus zu tun. Seit 2006 bespielen sie Clubs und Festivals in ganz Europa. Das aktuelle Album der Great Bertholinis "Gradual Unfolding of a Conscious Mind Part III" ist die logische Fortsetzung ihrer ersten beiden Platten. Es enthält sowohl das Folkloristische und Rumpelnde des Debütalbums als auch das Populäre der zweiten CD.

The Great Bertholinis sitzen auf Treppenstufen vor einem Lokal (Foto: Hazelwood Vinyl Plastics)
Warten auf den nächsten GigBild: Hazelwood Vinyl Plastics

Auf ihrem dritten Album warten The Great Bertholinis nun mit westlichen Harmoniegesängen, ungeraden Takten und Bläsersätzen auf, wie man sie aus der osteuropäischen Volksmusik kennt und darüber hinaus mit Elementen, die nach Zirkuswelt klingen. Orchestrale schwelgerische Teile kehren sich plötzlich in ein bizarres Soundgeflecht um. Dieser Bruch in den Songs ist das, was The Great Bertholinis gefällt und was sie den Leuten mitgeben wollen. Denn sie glauben, dass dieser künstlerische Aspekt in der aktuellen Musiklandschaft untergeht.

Viele Einflüsse, aber keine Plagiate

The Great Bertholinis sind von all der Musik beeinflusst, die sie umgibt, aber die Band achtet penibel darauf, dass nichts nach Plagiat klingt. Ihr Stilmix aus West und Ost ist eine Folge ihrer Sozialisation, denn in Nürnberg wuchsen sie ebenso mit anglo-amerikanischer Popmusik wie mit traditioneller osteuropäischer Musik auf. Ihre Vorfahren sind tatsächlich aus Ungarn, deshalb hörten sie zuhause und auf Familienfesten oft Musik vom Balkan. Ungarisch sprechen können die Musiker allerdings nicht, und das Land Ungarn haben sie bisher auch nur als Touristen besucht. Die Geschichte rund um den Bandnamen sei quasi eine Art Bedienungsanleitung, erklärt Todor Bertholini. Dann verrät er noch, dass The Great Bertholinis nicht wirklich alle acht Brüder seien, dass es aber doch den ein oder anderen Verwandten in der Band gebe, zum Beispiel einen Cousin und einen entfernten Angeheirateten.

Aller guten Dinge

The Great Bertholinis stehen auf einrr Straße (Foto: Hazelwood Vinyl Plastics)
...on the roadBild: Hazelwood Vinyl Plastics

Das dritte Album "Gradual Unfolding of a Conscious Mind Part III", (Allmähliche Entfaltung des gesunden Menschenverstandes Teil 3) sei ein großer Schritt in der musikalischen Evolution der Band, findet der Leadsänger, Gitarrist und Songschreiber Todor Bertholini. "Diese Platte ist ein ganz zielgerichtetes Objekt. Wir sind mit neuen Songs ins Studio gegangen, die wir vorher noch nie live gespielt haben." Die ersten zwei Alben der Great Bertholinis enthielten dagegen ausschließlich Stücke, die auf den Konzerten der Band immer gut angekommen waren. Außer dem blonden, kurzhaarigen und athletisch wirkenden Todor Bertholini komponiert und textet auch Oskár Bertholini. Der schmale und sensibel wirkende Gitarrist und Sänger mit den langen dunklen Haaren und dem Vollbart bemerkt lachend den Vorteil von zwei Songschreibern in einer Gruppe: "Wenn jeder sechs Songs schreibt, kommen zwölf Songs zustande und es entsteht viel schneller ein Album, als man möchte."

Autorin: Antje Hollunder

Redakteur: Matthias Klaus